Einzelhandel „brummt“ nach Weihnachten So machen Bonner nach Weihnachten vom Umtausch Gebrauch

Bonn · Nach Weihnachten besuchen viele Menschen die Bonner Innenstadt - auch um Geschenke umzutauschen. Der Einzelhandel stellt aber auch fest: Die Zeit der großen Umtauschorgien ist offenbar vorbei.

 Viel Verkauf, weniger Umtausch: Der Tag nach den Weihnachtsfeiertagen lockt traditionell viele Kunden in die Geschäfte.

Viel Verkauf, weniger Umtausch: Der Tag nach den Weihnachtsfeiertagen lockt traditionell viele Kunden in die Geschäfte.

Foto: Benjamin Westhoff

„Haben Sie vielleicht einen Cent?“ „Ja sicher, kein Problem.“ „Dann sind hier Ihre 40 Euro zurück – vielen Dank und einen guten Rutsch.“ Wer wie Karsten Schrader am Freitagmorgen in die Bonner Innenstadt kam, um ein nicht passendes oder ungeliebtes Geschenk umzutauschen, konnte fast überall mit routinierter und schneller Abwicklung rechnen. Auch der junge Mann, dessen zu Weihnachten verschenktes Portemonnaie haarscharf den Geschmack seiner Großmutter verfehlt hatte, konnte das Kaufhaus nach ein paar Minuten wieder verlassen.

Das hatte zum einen natürlich damit zu tun, dass der Handel auf die Situation eingestellt ist: An den ersten verkaufsoffenen Tagen nach Weihnachten haben viele noch Urlaub und der wird traditionell auch zum Umtausch genutzt. Andererseits scheint es aber auch so zu sein, dass größere Umtauschorgien nach den Feiertagen endgültig der Vergangenheit angehören: „Die Kunden kaufen vernünftiger, sie kaufen gezielter oder sie verschenken Gutscheine“, bringt Sinn-Geschäftsleiter Erich Beyersdorff den Wandel aus seiner Sicht auf den Punkt.

Dennoch stapeln sich auch in dem Bonner Modehaus bereits um kurz nach elf Uhr vormittags Dutzende zurückgebrachter Pullover, Hemden oder Mäntel in den Fächern hinter der Zentralkasse im Erdgeschoss. Weil der Dezember der umsatzstärkste Monat im Jahr sei, werde natürlich nach den Feiertagen mehr zurückgegeben als sonst im Jahr, so Beyersdorff. Das gelte allerdings nur in absoluten Zahlen, in Relation zum Umsatz beobachte man keine besonderen Auffälligkeiten beim Umtauschverhalten.

Trotzdem müssen Astrid Huber und ihr Sohn Andreas einige Minuten warten, bevor sie mit ihrem Anliegen an der Reihe sind. „Ich möchte mein Weihnachtsgeschenk umtauschen“, erzählt der Sohn, während die beiden geduldig in der Schlange warten. „Der Mantel war wunderbar, aber die Größe hat leider nicht ganz gepasst“, so der 21-jährige Student der Nanotechnik. Weil er eine Nummer, größer aber nicht vorrätig war, habe er sich für ein ähnliches Modell entschieden. Auch hier geht der Umtausch problemlos über die Bühne, die dunkelblaue Oberbekleidung wird ruckzuck gegen das neu ausgesuchte Stück ausgetauscht. Die freudig überraschten Gesichter der beiden sind dann aber auch für das Verkaufspersonal keine Routine: Weil der neue Mantel trotz ursprünglich fast gleichem Verkaufspreis nun dank einer Rabattaktion deutlich günstiger war, durften sich die beiden über 74 Euro Rückerstattung freuen: „Die werden jetzt in neue Socken investiert“, so der junge Mann lachend.

Wenig bis kaum müssen sich hingegen viele inhabergeführte Fachgeschäfte mit dem Thema Umtausch auseinandersetzten: Beim Spielwaren-Fachhandel Ludus in der Friedrichstraße war bis zum Mittag zum Beispiel noch überhaupt nichts zurückgegeben worden.

Ähnlich das Bild wenige Meter weiter in Richtung Rhein: Das „Sündikat“ verkauft am anderen Ende der Friedrichstraße seit gut einem Jahr hochwertigen Küchenbedarf und für Geschäftsführer Gerd Raffelberg hat das Thema Umtausch auch am ersten verkaufsoffenen Tag nach Weihnachten keine Bedeutung: „Unsere Kunden beschenken sich überwiegend selbst“, erzählt der Geschäftsmann. Aber auch wer anderen eine Freude bereiten wolle, überlege sich insbesondere bei höherpreisigen Produkten, wie sie bei ihm verkauft würden, vorab sehr genau, ob das Präsent für den Beschenkten das Richtige sei.

Einen fast gegenläufigen Trend kann Dorothea Amort-Bloch in ihrem Laden beobachten: Direkt nach den Feiertagen kämen ihre Kunden meistens, um in Ruhe zu stöbern und sich selber oder anderen ein verspätetes Weihnachtsgeschenk zu machen. „Die Wenigen, die etwas zurückgeben möchten, tun dies in aller Regel erst Anfang des neuen Jahres“, so die Inhaberin des Schmuck- und Modelädchens „Zessibong“.

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