Vom Aussterben bedrohten Schweinswale UN-Sekretariat der Bonner Konvention tritt für Schutz der Wale ein

Bonn · Das UN-Sekretariat der Bonner Konvention hat sich dem Schutz der vom Aussterben bedrohten Schweinswale in der Ostsee verschrieben.

 In der Ostsee gibt es nach jüngsten Schätzungen nur noch rund 500 Schweinswale.

In der Ostsee gibt es nach jüngsten Schätzungen nur noch rund 500 Schweinswale.

Foto: picture alliance / Ingo Wagner/d

Sie messen immerhin bis zu 1,85 Meter. Trotzdem ist über das Leben der einzigen in deutschen Gewässern heimischen Wale noch wenig bekannt. Fakt ist nur: Die Schweinswale heben es schwer, mit Fischerei, Ausbau von Offshore-Windparks und Manövern der Marine klarzukommen. In der zentralen Ostsee steht der Bestand mit verbliebenen schätzungsweise 500 Tieren kurz vor dem Kollaps.

Um den besonderen Bedürfnissen aller Wale in Nord- und Ostsee sowie im Nordostatlantik besser entgegenzukommen, haben einige Anrainerstaaten 1991 im Rahmen der Bonner Konvention ein spezielles Regionalabkommen zu ihrem Schutz abgeschlossen – Ascobans (Agreement on the Conservation of Small Cetaceans of the Baltic, North East Atlantic, Irish and North Seas). Auch das Sekretariat von Ascobans ist auf dem UN-Campus angesiedelt und es wird ebenfalls von Bradnee Chambers geleitet.

Die größte Gefahr für die Kleinwale mit der abgerundeten Schnauze, die sich von Fischen und Krebstieren ernähren, ist es, selbst als ungewollter Beifang in Fischernetzen zu landen. Aus diesen können die Tiere sich nicht befreien und ertrinken meistens. Vor allem die oft viele Hundert Meter langen Stellnetze sind eine tödliche Falle.

Studien haben nun gezeigt, dass akustische Warntöne die Tiere zuverlässig auf die Netze hinweisen können. Bis zu 70 Prozent der Beifänge könnten so vermieden werden. Im Ascobans-Büro setzt man deshalb große Hoffnungen auf ein Projekt des Ostsee-Infocenters in Eckernförde. Seit April 2017 erhalten dort heimische Fischer entsprechende Geräte. Insgesamt sollen 1800 Stück verteilt werden. 234 Fischer haben sich bereits in einer freiwilligen Selbstverpflichtung zum Einsatz bereit erklärt. Außerdem verkürzen sie in bestimmten Schutzzeiten ihre Stellnetze.

Kommt es doch zu tödlichen Beifängen, werden die Schweinswale nicht heimlich ins Meer geworfen, sondern zur wissenschaftlichen Auswertung an Land gebracht. In Büsum werden gestrandete sowie beigefangene Tiere autopsiert, um eine Vielzahl von Fragen vom Gesundheitszustand bis hin zur Umweltverschmutzung zu beantworten. Das Monitoring fängt jetzt an, um die Effektivität der Signalgeräte in einer groß angelegten Studie von Flensburg bis Fehmarn zu ermitteln.

Die ersten Ergebnisse dieses Praxistests werden Ende 2019 erwartet. Ascobans bringt Projekte wie diese auf die internationale Bühne. Bei der jüngsten Sitzung des Lenkungsausschusses Mitte März in Kopenhagen stieß das Projekt bereits auf reges Interesse.

Eine wirkliche Wende in der Bestandsentwicklung erwarten die Walschützer von der Maßnahme indessen nicht. Dazu müssten, so fordern es auch WWF und Nabu, alle Stellnetze in von der EU besonders geschützten Natura-2000-Gebieten verboten werden. Allerdings liegen die meisten der verbliebenen produktiven Fischgründe in Schleswig-Holstein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort