Verkehrsunfallstatistik der Polizei Bonn Deutlich mehr Schwerverletzte bei Unfällen verzeichnet

Bonn · Laut Statistik der Bonner Polizei haben sich 2022 etwas mehr Unfälle zugetragen als im Vorjahr. Besonders der Anteil der Schwerverletzten ist gestiegen.

 Auf dem Hermann-Wandersleb-Ring hat die Stadt eine Umweltspur eingerichtet, die Radfahrern und Bussen vorbehalten ist.

Auf dem Hermann-Wandersleb-Ring hat die Stadt eine Umweltspur eingerichtet, die Radfahrern und Bussen vorbehalten ist.

Foto: GA Grafik

Die Zahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei hat 2022 im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas zugenommen. Sie liegt aber weiterhin unter denen aus den Vor-Corona-Jahren. Konkret heißt das: Im vergangenen Jahr ereigneten sich nach Wissen der Bonner Polizeibehörde – zuständig für das Bonner Stadtgebiet, sechs Kreiskommunen im Linksrheinischen sowie Bad Honnef und Königswinter – 15.888 Unfälle. 2019 waren es noch 17.238. In den Jahren 2020 und 2021 wurden statistisch 15.304 beziehungsweise 15.528 Unfälle erfasst. Diese beiden Jahre waren von Lockdowns, Homeoffice und folglich von weniger Verkehr auf den Straßen geprägt.

Der stellvertretende Bonner Polizeipräsident, Andreas Koch, sagte am Mittwoch beim Vorstellen der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik: „Wir haben einen stärkeren Anstieg befürchtet.“ Mit einem Plus von 2,3 Prozent liege man unter dem NRW-Landesdurchschnitt von 4,8 Prozent. Als möglichen Grund führte er an, dass viele Beschäftigte immer noch im Homeoffice arbeiteten und deshalb das Verkehrsaufkommen noch nicht dem aus dem Jahr 2019 entspreche.

Deutlich mehr Schwerverletzte

Gleichwohl gibt es deutlich gestiegene Zahlen bei den Verunglückten (2331, plus 10,3 Prozent) und bei den Schwerverletzten (308, plus 16,2 Prozent). Die Zahl der Verkehrstoten hingegen ist 2022 stark zurückgegangen. Einen Motorradfahrer hat es im vergangenen Jahr auf der B 9 bei einem Spurwechsel erwischt. In den beiden Vorjahren waren es jeweils acht Tote. Koch sagte dazu: „Wer einmal als Erster am Unfallort war oder die Hinterbliebenen informieren musste, weiß, wie tragisch solche Ereignisse sind.“ Ein höheres Maß an Sicherheit durch Prävention und regelmäßige Kontrollen bleibe „eine zentrale Aufgabe“ der Bonner Polizei.

Bei sieben von acht Unfällen blieb es bei einem Sachschaden. In zwölf Prozent der Fälle gab es Verunglückte. Unter diesen 2331 Verunglückten im vergangenen Jahr waren 308 Schwerletzte. Insgesamt 881 Fahrradfahrer trugen Verletzungen davon (plus 15,9 Prozent). 129 von ihnen wurden dabei schwer verletzt. Als schwer verletzt führt die Polizei diejenigen, die stationär behandelt wurden und wenigstens 24 Stunden im Krankenhaus verbrachten, erklärte Florian Seemann, Leiter der Direktion Verkehr.

Besonders auffällig ist im Zehn-Jahres-Vergleich der sukzessive Anstieg der verletzten E-Bike- und Pedelecfahrer, der mit den gestiegenen Verkaufszahlen einhergeht. 2013 waren es noch 16 Verletzte, 2021 insgesamt 150 Verletzte und im zurückliegenden Jahr nun 208 Verletzte. Zwei Drittel von ihnen sind Erwachsene. Etwa jeder Vierte ein Senior ab 64 Jahren. „Manche Senioren können erst durch das Pedelec wieder aktiv am Verkehr teilnehmen“, sagte Seemann. Sinnvoll sei aber bei einem solchen Neueinstieg der Besuch eines Kurses, den die Polizei in Zusammenarbeit mit dem ADFC regelmäßig anbiete. „Wir appellieren auch, einen Helm zu tragen, um den Kopf zu schützen.“ Insbesondere bei den oft schweren Pedelecs käme es auch häufig zu Alleinunfällen durch Verbremser oder Ausrutschen auf nassen Gleisen.

Viele Unfälle beim Abbiegen

Das Tragen eines Helms empfiehlt die Polizei übrigens auch bei Fahrten mit E-Scootern. Die Unfallstatistik weist nach der Einführung von Leihgeräten vor wenigen Jahren nur bis zum Jahr 2020 zurück. Damals gab es 33 Verletzte in Verbindung mit diesen Fahrzeugen. 2021 stieg die Zahl auf 73, im vergangenen Jahr verunglückten 74 Menschen. In knapp der Hälfte der Fälle waren Jugendliche und junge Erwachsene bis 24 Jahre betroffen. Erst Anfang Februar ist ein 22-Jähriger nach einem Sturz mit dem E-Scooter an den Folgen einer schweren Kopfverletzung gestorben.

Während der Anteil verletzter Kinder und Jugendliche unter den Radfahrern etwa 16 Prozent ausmachte, ist dieser Anteil bei den Fußgängern deutlich höher gewesen. Jeder vierte verunglückte Fußgänger war jünger als 18 Jahre.

Analysiert hat die Polizei auch die häufigsten Unfallursachen. Auf Platz eins: Abbiege- oder Wendemanöver (397 Fälle), dicht gefolgt von Missachtungen der Vorfahrt (380). Etwas abgeschlagen dahinter: Alkohol im Blut (128), fehlender Abstand (104) und überhöhte Geschwindigkeit (103).

Mit Blick auf die Zunahme der verletzten Rad- und E-Bikefahrer sagte Koch: „Alle Akteure müssen daran arbeiten, die Infrastruktur zu verbessern.“ Es sei nicht behördliche Aufgabe, über den richtigen Weg dorthin zu entscheiden. Aufgabe der Polizei sei es, mit Analysen dabei zu helfen, den richtigen Weg zu finden. Die Bonner Polizei werde weiterhin Präventionsangebote unterbreiten wie das Fahrsicherheitstraining an den Schulen. Auch das Kontrollieren und konsequente Ahnden von Verkehrsverstößen aller Verkehrsteilnehmer sei wichtiger Baustein der Polizeiarbeit.

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