Fast 500 Jahre alter Druck Jahrzehnte verschollenes Buch kehrt an die Uni Bonn zurück

Bonn · Seit Jahrzehnten war die „Summa perutilis“, ein Sammelwerk zum römischen Recht, aus dem Bestand der Universität Bonn verschwunden. Nun ist das fast 500 Jahre alte Buch bei einem Auktionshaus aufgetaucht.

 Prof. Dr. Martin Schermaier mit dem Werk des Rechtsgelehrten Azo Portius.

Prof. Dr. Martin Schermaier mit dem Werk des Rechtsgelehrten Azo Portius.

Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn

Die Bibliothek des Instituts für Römisches Recht und Vergleichende Rechtsgeschichte der Universität Bonn zählt nach eigenen Aussagen zu den besten in Europa. Der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Martin Schermaier, freut sich, dass ein Buch, das Jahrzehnte lang aus dem Bestand verschwunden war, nun zurückgekehrt ist.

Das fast 500 Jahre alte Kommentarwerk des Rechtsgelehrten Azo Portius, die „Summa perutilis“, war laut einer aktuellen Mitteilung der Uni Bonn im Jahr 1963, in der Aufbauphase des Instituts für Vergleichende Rechtsgeschichte, erworben worden. Als der Fachbereich Jahre später mit dem Institut für Römisches Recht zusammengelegt wurde, war das Buch vermutlich nicht mehr aufzufinden. Deshalb wurde es bei der Neukatalogisierung des Bestands nicht mit in die Liste aufgenommen. Wie das Werk verschwinden konnte, kann sich die Uni nicht erklären.

Nun war die 1523 gedruckte Ausgabe der „Summa perutilis“ einem Auktionshaus angeboten worden. Dieses hatte die rasierten und überklebten Stempel geprüft und so herausgefunden, dass das Buch dem Bonner Institut gehört. Die Institutsbibliothekarin Doris Gassen nahm das verschwundene Exemplar entgegen.

Trotz seines Alters sei der Band in tadellosem Zustand, heißt es in der Pressemitteilung. Lediglich der Einband müsse restauriert werden. Gleichzeitig ist das Alter - oder besser die verwendete Sprache Latein und die vielen Abkürzungen - der Grund, weshalb das Werk von Azo Portius Studierenden viel abverlangt.

Für die Forschung hingegen ist es umso wichtiger: „Azo ist das wichtigste Bindeglied aus der Zeit der Glossatoren des 11. und 12. Jahrhunderts zu den großen Handbüchern des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit“, sagt Schermaier. Der Jurist der Universität Bologna sei einer der „Väter des modernen europäischen Rechts“.

Und auch für die heutige Zeit ist das Kommentarwerk nicht unbedeutend. Immerhin stützt sich das Rechtssystem zahlreicher Länder auf das zwei Jahrtausende alte römische Recht. An Werken wie dem von Azo untersuchen Rechtshistoriker, wie sich das römische Recht im Laufe der Geschichte gewandelt oder behauptet hat.

(ga)
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