Programm für über 50-Jährige Uni Bonn macht Ältere leistungsfähiger für den Beruf
Bonn · Eine Studie der Universität Bonn zeigt, dass Menschen im Alter ab 50 Jahren durch gezieltes Training leistungsfähiger werden können. Forscher haben ein entsprechendes Programm entwickelt.
Forscher der Universität Bonn haben ein Programm zur Steigerung der Leistungsfähigkeit bei Menschen ab 50 Jahren entwickelt. Die Studien zeigen, dass sich diese bei Menschen fortgeschrittenen Alters trainieren lässt. Die Ergebnisse sind nach Angaben der Universität im European Journal of Ageing vorab online erschienen. Die Druckfassung komme im Dezember heraus.
Vor allem Unternehmen treibt die Sorge um, dass ältere Berufstätige nicht mehr mit technischen Neuerungen Schritt halten können. „In der Berufswelt gehörte es lange zur Realität, dass Mitarbeitende häufig bereits ab dem Alter von 45 Jahren keine Möglichkeiten zur Weiterbildung mehr angeboten bekamen“, berichtet Professorin Una Röhr-Sendlmeier von der Entwicklungs- und Pädagogischen Psychologie der Universität Bonn. „Man ging davon aus, dass sich eine solche Investition nicht lohne.“
Im Projekt „Lernen im Arbeitsalltag“ (LiA) untersuchte das Team um Röhr-Sendlmeier laut Mitteilung der Uni Bonn während der Jahre 2013 bis 2019 an mehr als 800 Frauen und Männern im Alter von über 50 Jahren, welchen Einfluss bestimmte Trainings auf die Schnelligkeit des Gehirns und die Konzentrationsfähigkeit, auf die Wahrnehmung der eigenen Kompetenz, die Selbstwirksamkeit und das Stressmanagement haben. „Wichtig dabei war uns, dass in jeder der Trainingssitzungen die Inhalte zu den verschiedenen Trainingsbereichen abwechslungsreich und ineinander verzahnt angeboten wurden“, berichtet Erstautorin Tanja Hüber. Nach einer Bewegungseinheit folgte demnach zum Beispiel geistiges Training, dann Kompetenzstärkung und nach einer Pause Informationen zur Stressentstehung und Entspannungsübungen. Das komplette Training erstreckte sich über 15 Wochen.
Im Kompetenztraining vergegenwärtigten sich die Teilnehmenden laut Mitteilung der Uni Bonn, welche Fähigkeiten und berufliche Stärken sie im Lauf ihres Lebens erworben haben. In der Stressbewältigung sei es darum gegangen, individuelle Strategien für den Umgang mit belastenden Situationen zu finden. Geistige Fähigkeiten und Problemlösungsvermögen habe die Gruppe mit dem Strategiespiel „Go“ trainiert (siehe Infokasten).
Ergebnisse zeigen klare Verbesserungen
Unmittelbar nach Beendigung der Trainings und nach weiteren sechs Monaten habe das Team mit Fragebögen und Tests die Wirkung des Trainings bewertet. Die Ergebnisse zeigten demnach statistisch signifikante Verbesserungen. Die Forscher wollen das Vorhaben daher weiterführen.
„Die Berufstätigen 50plus gewinnen Lebensqualität, und die Unternehmen erhalten die Möglichkeit, diesen Berufstätigen länger eine Perspektive zu bieten“, zieht Röhr-Sendlmeier ein Fazit. Dies sei ein Gewinn für beide Seiten – und angesichts des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels auch gesamtgesellschaftlich von großer Bedeutung.