In Zeiten von Corona So laufen die Prüfungen an der Uni Bonn in diesem Semester ab
Bonn · Nach einem digitalen Sommersemester finden auch die Prüfungen an der Universität Bonn in digitaler Form statt. Elektronische Klausuren werden derzeit in der Uni-Bibliothek geschrieben. Die dabei geltenden Corona-Regeln erfordern einen zeitlichen Mehraufwand.
An der Universität Bonn hat die Prüfungsphase begonnen. Doch im Sommersemester 2020 werden die Klausuren nicht wie üblich mit hunderten Studierenden in einem Hörsaal geschrieben. Die Corona-Pandemie bringt die Universitäten zum Umdenken: Nach einem rein digitalen Sommersemester finden Prüfungen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vermehrt in elektronischer Form statt.
Dabei gibt es zwei Arten von computergestützten Prüfungen, die derzeit durchgeführt werden. Je nach Prüfung werden Klausuren entweder von zu Hause am eigenen Rechner oder im Lesesaal der Universitätsbibliothek Bonn (ULB) in der Adenauerallee absolviert. Die onlinegestützten Klausuren werden am heimischen PC geschrieben und häufig als „Open-Book-Klausuren“ durchgeführt. Bei dieser Prüfungsform sind grundsätzlich Hilfsmittel wie Vorlesungsunterlagen oder Internet zugelassen.
Im Gegensatz dazu gibt es sogenannte eKlausuren, die in den Räumlichkeiten der ULB durchgeführt werden. Sie werden an einem Arbeitsplatzrechner geschrieben, der mit einer speziell für diesen Zweck gesicherten Prüfungsumgebung ausgestattet ist, erklärt Prof. Karin Holm-Müller, Prorektorin für Studium und Lehre der Universität Bonn, auf GA-Anfrage.
eKlausuren haben Vor- und Nachteile
eKlausuren haben bereits vor der Corona-Pandemie zum Prüfungsrepertoire der Universität gehört. Neu sei lediglich, dass wegen der geltenden Abstandsregelungen größere Räume nötig seien, um die eKlausuren durchzuführen, sagt Holm-Müller. Wegen der Vorschriften dürfen in jedem Raum nur wenige Plätze besetzt werden. In der vorlesungsfreien Zeit, die am vergangenen Freitag begonnen hat, stehen für die Klausuren insgesamt zwei Kursräume des Hochschulrechenzentrums sowie des Campus Poppelsdorf zur Verfügung, schreibt die Universität auf ihrer Webseite. Bis zu 86 Studierende können darin jeweils Platz finden. Zudem sei möglich, dass mehrere Gruppen die Prüfung mit jeweils verschiedenen Klausurversionen schreiben. So könnten an einem Tag bis zu 600 Studierende geprüft werden.
„Da sich eKlausuren im Ablauf nicht wesentlich von anderen Präsenzklausuren unterscheiden, ist auch der Aufwand bei beiden Formaten vergleichbar“, so Holm-Müller. Allerdings bedeuten die Hygiene- und Abstandsvorschriften einen zeitlichen Mehraufwand, da „Tischplatten, Tastaturen und Mäuse von den Klausuraufsichten im Vorfeld desinfiziert werden müssen.“ Hierzu braucht es mehr Platz, Personal und Zeit.
Zutritt zu den Prüfungsräumen erfolge nur mit Mundschutz. Zu- und Abwege seien markiert, um die Besucherströme zu lenken, ein universitätseigener Sicherheitsdienst überprüfe in regelmäßigen Abständen die Einhaltung der Regeln, so die Prorektorin. Auch nach dem Beenden der Klausur müssen die Studierenden den Anweisungen des Personals folgen.
Doch die eKlausuren bieten auch Vorteile: Mit den eKlausuren können neue Formen von Fragen gestellt werden, die in der klassischen Papierform nicht möglich sind. „Beispielsweise können Videos eingeblendet oder mathematische Kurven verschoben werden“, erklärt Holm-Müller. Auch die Korrektur sei in großen Gruppen einfacher zu bewältigen.
Studierende berichten von Ansturm vor der ULB
Studierende der Uni Bonn hatten berichtet, dass es vor der Universitätsbibliothek zu Ansammlungen vor den Prüfungen gekommen sei, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten worden sei. Holm-Müller entgegnet diesbezüglich, dass Prüfende sowie Prüflinge im Vorfeld der Prüfung auf die geltenden Regeln hingewiesen worden seien. Dazu gehörten das Verbot von Grüppchenbildung vor, während und nach der Klausuren, die Abstandsregeln sowie das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung. „Uns wurden nur vereinzelte Fälle zugetragen, in denen diese klaren Regelungen nicht eingehalten wurden“, so Holm-Müller. „Der überwältigende Großteil unserer Studierenden hält sich an die Maßgaben.“
eKlausuren auch von zu Hause
Onlinegestützte Prüfungen werden in diesem Semester auch von zu Hause geschrieben. Die 23-Jährige Katharina aus Bonn studiert in ihrem zweiten Master-Semester Tierwissenschaft an der Universität Bonn. Am Freitag hat sie die erste ihrer insgesamt zwei Online-Prüfungen absolviert: „Das Ganze lief sehr gut. Ich habe von keinem gehört, dass das System abgestürzt ist“, erklärt sie. Die Antworten würden, wie bei den eKlausuren an der Uni, stets zwischengespeichert, sodass keine Antwort verloren gehen konnte.
Der größte limitierende Faktor war ihrer Meinung nach die Zeit. „Obwohl wir das Internet und Vorlesungsunterlagen nutzen durften, hatte man dazu kaum Zeit“, erklärt die 23-Jährige. Als schwierig stuft sie auch das Tippen am Computer ein: „Ich bin im Tippen nicht so schnell wie im Schreiben. Deshalb musste ich immer wieder Rechtschreibfehler korrigieren und das kostet natürlich Zeit.“
Uni Bonn setzt im Wintersemester auf mehr Präsenz
Wie die Klausuren im kommenden Wintersemester ablaufen, ist derzeit noch nicht klar. Nach dem reinen digitalen Semester im Sommer wollen die Hochschulen in Bonn und der Region im kommenden Semester wieder mehr auf die Lehre vor Ort setzen. Die Universität Bonn möchte ab Ende Oktober „möglichst vielen Studierenden Lehre in Präsenz anbieten“, kündigte der Uni-Rektor Michael Hoch am 16. Juli in einem Video an.