Jeder Fortschritt ist ein Highlight Uniklinik Bonn weiht neue Ambulanz der Kinderchirurgie ein

Bonn · Die neu gestaltete Ambulanz der Kinderneurochirurgie am UKB wurde mit einem Festakt eingeweiht. Pro Jahr gibt es 300 Operationen an den kleinen Patienten, auf die alles ausgerichtet ist. Einer von ihnen es der junge Leonard.

 Charlotte spielt die Schwester des "kleinen Prinzen“, die den vierjährigen Patienten Leonard in der wundersamen Klinikwelt auf andere Gedanken bringt.

Charlotte spielt die Schwester des "kleinen Prinzen“, die den vierjährigen Patienten Leonard in der wundersamen Klinikwelt auf andere Gedanken bringt.

Foto: Stefan Knopp

Leonards Gemütsruhe ist angesichts der Ausnahmesituation bewundernswert. Zwei Fotografen und ein Kameramann richten ihre Apparate auf den Jungen, in der Tür stehen weitere Menschen, die für ihn Fremde sind, aber er lässt den ganzen Rummel über sich ergehen, meckert und versteckt sich nicht. Nicht jeder Vierjährige würde in der Situation so diszipliniert bleiben.

Leonard leidet an infantiler Cerebralparese, also spastischen Lähmungen des Bewegungsapparates. „Er war nach der Geburt schwer Herz-Lungen-krank“, erzählte seine Mutter Barbara Pahlke. „Er musste beatmet werden.“ Dabei kam es zu einer Hirnblutung, in der eine Ursache für die Spastik gesehen wird. Bei der Diagnose war Leonard eineinhalb Jahre alt, sein Zwillingsbruder war in der Entwicklung weiter als er. Recht schnell erwies sich Leonard als geeigneter Kandidat für eine Behandlung in der Kinderneurochirurgie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) bei Professor Hannes Haberl. Das bedeutete eine stundenlange Operation und jahrelange Nachbehandlungen. Dennoch: „Da überwiegt schon die Freude über die Angst vor der OP“, sagte Vater Axel Pahlke.

Leonard hat eine Operation hinter sich, die der Abteilungsleiter Haberl in den USA kennengelernt hat. Seitdem beobachten die Eltern jeden Tag Fortschritte. „Jeder Fortschritt ist ein Highlight in der Familie“, sagte seine Mutter Barbara Pahlke. Der Zwillingsbruder hilft, wo er kann, und freut sich jedes Mal, wenn Leonard etwas alleine schafft: erste Schritte mit der Gehhilfe, alleine aufs Sofa klettern, sprechen und dergleichen. Dafür nehmen die Eltern auch in Kauf, alle drei Monate vom Wohnort Köln für Nachkontrollen auf den Venusberg zu kommen.

Neu gestaltete Ambulanz

Eigentlich stand nicht Leonard im Mittelpunkt, sondern die Abteilung, die nach neuem Konzept gestaltete Ambulanz für kleine Patienten der Neurochirurgie, die am Freitag in einem kleinen Festakt eingeweiht wurde. Herzstück ist ein Innenhof mit Springbrunnen, Olivenbäumen und Zitaten aus Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ in drei Sprachen als Schriftzug an den Wänden. Man erreicht ihn über einen Wartebereich, in dem eine „Schwester“ des kleinen Prinzen den kleinen Patienten die Zeit vertreibt, dargestellt von verschiedenen Personen.

Auch aus dem Sprechzimmerfenster aus kann man in den Hof blicken. Zentrum ist eine hellgrün gepolsterte Liege, in deren Rückenlehne Holzspielzeuge eingelassen sind. Darauf findet die komplette Untersuchung der Patienten statt. Darüber hängt an der Decke ein Bildschirm, außerdem kann man eine der Wände mit Kreide bemalen. Eine Kamera zeichnet Bewegungsabläufe der Patienten auf, um Störungen erkennen zu können.

Gut 300 Operationen führt das Team im Jahr durch, sagte Haberl, der mit dem Festakt auch vom UKB verabschiedet wurde. Dazu kommen rund 1800 Vor- und Nachuntersuchungen. Die Bandbreite der Probleme ist groß, sagte Oberärztin Sevgi Sarikaya-Seiwert, Haberls Nachfolgerin, von angeborenen Fehlbildungen oder Erkrankungen über Deformierungen wie der Kraniosynostose, bei der bei Säuglingen die eigentlich noch getrennten Schädelplatten teils zusammengewachsen sind, bis zu Tumoren und Traumata.

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