Öffnungszeiten der Bibliothek gekürzt Universität Bonn muss Energieverbrauch um 20 Prozent senken

Bonn · Um Energie einzusparen, hat die Universität Bonn seit dieser Woche unter anderem die Öffnungszeiten der Uni-Bibliothek gekürzt. Trotz großem Verständnis für die Notwendigkeit des Sparplans sehen viele Studierende die Maßnahmen kritisch.

 In der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn arbeiten täglich zahlreiche Studierende. (Archivbild)

In der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn arbeiten täglich zahlreiche Studierende. (Archivbild)

Foto: Nicolas Ottersbach

Im Rahmen des Energiesparkonzepts der Universität Bonn hat die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) ihre Öffnungszeiten um insgesamt 22 Stunden pro Woche reduziert. „Die Universitätsbibliothek verbraucht mit ihren beiden Gebäuden naturgemäß besonders viel Energie“, berichtet Louisa Wittke von der ULB. Die Verkürzung der Öffnungszeiten, die seit diesem Montag in Kraft getreten ist, sei demnach „eine von vielen Maßnahmen“, um das von Bund und Ländern vorgegebene Reduktionsziel von 20 Prozent für die gesamte Universität zu erreichen. Kritik an den verkürzten Öffnungszeiten kommt aus Richtung der Studierenden. Vor Ort und in den sozialen Netzwerken äußerten sie ihr Unverständnis über die Umsetzung der Sparmaßnahme.

Studierende der Uni Bonn kritisieren kürzere Öffnungszeiten der ULB

„Danke, dass ihr an die Studierenden denkt“, kommentiert ein User zynisch den Infopost der ULB auf Instagram. „Ah, wunderbar, dann können alle Studenten in der Zeit ja zu Hause heizen“, ärgert sich eine weitere Userin. „Sehr schade“, schließt sich auch Userin Jacqueline an. Die laut Profilangaben 26-jährige Soziologiestudentin stört sich vor allem an den verringerten Öffnungszeiten an den Wochenenden.

Während die Lichter im großen Lesesaal der ULB von Montag bis Freitag lediglich zwei Stunden früher, um 22 statt 0 Uhr, ausgehen und sich die Türen am Morgen auch weiterhin ab 8 Uhr öffnen, wurden die Öffnungszeiten an den Wochenendtagen um jeweils sechs Stunden reduziert. Statt von 10 bis 0 Uhr hat die Bibliothek am Samstag und Sonntag nun vorerst nur noch von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

Auch Jolan Geusen, der am Montag in der ULB an seiner Bachelorarbeit im Fachbereich Medienwissenschaft schreibt, äußert sich kritisch zu den neuen Öffnungszeiten an den Wochenenden. „Ich finde es am Wochenende schon problematisch, wo viele die freien Tage nutzen wollen. Ich hätte mir gewünscht, dass man noch bis 22 Uhr bleiben kann“, so der 22-jährige Student, der aktuell drei bis vier Mal pro Woche die Räumlichkeiten der ULB nutzt.

Luca Einhaus ärgert sich zudem über den Zeitpunkt der Umsetzung: „Bald ist wieder Prüfungs- und Klausurenzeit“, kritisiert der 24-Jährige, der Geschichte und Anglistik studiert. „Für mich als Late-Night-Bibber wird es schwer auszuweichen und noch irgendwo einen Platz zu bekommen. Grundsätzlich haben beide aber Verständnis für die Energiesparmaßnahmen: „Ich kann mir natürlich denken, warum das gemacht wird“, so Geusen. „Gerade unter der Woche ist das meiner Meinung nach auch vertretbar. Um 22 Uhr sind die meisten da schon zu Hause.“

Universitätsbibliothek Bonn orientiert sich bei gekürzten Öffnungszeiten an Besuchsstatistik

Der Student bestätigt damit die Einschätzung der ULB, die sich bei der Verkürzung laut eigenen Angaben an statistischen Daten orientiert hat. „Die Auswahl der Uhrzeiten erfolgte auf Basis von Besucherzählungen, die wir täglich vornehmen“, teilte die ULB mit. „Gekürzt wurde in den weniger genutzten Randzeiten.“

Auf diese Weise habe man die Öffnungszeiten der Bibliothek so hoch wie möglich gehalten, sagt Mitarbeiterin Wittke. Die genaue Anzahl der Öffnungsstunden sei zuvor innerhalb eines Gesamtkonzepts für alle Bibliotheken der Universität Bonn abgestimmt worden.

AStA der Uni Bonn hofft auf Einlenken in der Prüfungsphase

Akzeptanz, wenn auch keine Freude, löste die Entscheidung über die Verkürzung beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni Bonn aus. „Wir können mit dem Kompromiss zu den Öffnungszeiten der ULB leben“, so Thorben Thieme, stellvertretender Vorsitzender des AStA. Kritisch bleibt er jedoch mit Blick auf die anstehende Prüfungsphase im Januar. Ginge es nach dem AStA, sollte die ULB ihre Öffnungszeiten in dieser Phase wieder maximal anheben, um den Studierenden ein ausreichendes Lernumfeld zu bieten. „Ein Dauerzustand kann die Verkürzung auf keinen Fall sein“, so Thieme.

Es müsse darauf geachtet werden, die Maßnahmen „nicht auf dem Rücken der Studierenden“ durchzudrücken, so der stellvertretende Vorsitzende. Gleichzeitig habe er aber auch Verständnis für die Notwendigkeit der Einschnitte. „Die meisten Studierenden stehen hinter den Energiesparmaßnahmen der Universität“, so Thieme. So sei es etwa gut und richtig, die Raumtemperaturen in den Hochschulgebäuden zu senken. Laut Angaben der Universität soll diese auf 19 Grad Celsius eingestellt werden, was einem Einsparpotenzial von bis zu 2 Prozent im Jahr entspricht. Wie ULB-Mitarbeiterin Wittke mitteilte, stehe für die Umsetzung dieser Maßnahme in der Bibliothek jedoch noch kein genauer Zeitpunkt fest. „Die technische Umsetzung ist aufgrund der komplexen Klimatechnik der ULB besonders aufwändig", so Wittke.

Debatte über Rückkehr ins Homeoffice für Studierenden im Raum

Auch eine zeitweise Rückkehr ins Homeoffice stand nach Angaben des stellvertretenden AStA-Vorsitzenden Thieme im Raum und wurde von Bund und Ländern für die Woche vor Weihnachten in die Debatte eingebracht. An der Universität Bonn und vielen weiten Unis sei diese Maßnahme jedoch mittlerweile wieder vom Tisch. „Noch einmal in die digitale Lehre geschickt werden, wollen wir nicht“, betont Thieme die klare Haltung des AStA.

Ebenso ablehnend zeigt sich der Studierendenausschuss gegenüber einer vollständigen Schließung der ULB über die vorlesungsfreie Weihnachtszeit, die laut Thieme als Energiesparmaßnahme zur Debatte stand. „Zum Glück konnten wir das aber abwenden.“ Die ULB soll nun mit ihren Öffnungszeiten vom 23. Dezember bis 8. Januar zumindest einen zeitlichen Grundbedarf der Studierenden abdecken.

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