Mangelnde Informationspolitik beklagt Unruhe über Blei im Uni-Wasser

Bonn · Reinhard Hennig kann es einfach nicht fassen: Der Doktorand für Skandinavistik an der Universität Bonn hat erst jetzt erfahren, dass in Wasserleitungen in der Abteilung für Skandinavische Sprachen und Literatur im Hauptgebäude offenbar bereits Mitte Juli eine hohe Belastung mit Blei festgestellt worden ist. "Das Wasser haben wir getrunken, ohne zu ahnen, dass es noch durch Bleirohre fließt", sagt er.

 Trotz neuer Leitung: Reinhard Hennig und seine Uni-Kollegen dürfen das Leitungswasser noch nicht trinken.

Trotz neuer Leitung: Reinhard Hennig und seine Uni-Kollegen dürfen das Leitungswasser noch nicht trinken.

Foto: Horst Müller

Aus Sorge um seine Gesundheit hat der 29-Jährige jetzt sein Blut vom Betriebsarzt der Universität untersuchen lassen. Ein Ergebnis steht noch aus. Erst Ende August habe die Uni-Verwaltung Hinweiszettel auf den Mitarbeitertoiletten ausgehängt, in dem auf die Gesundheitsgefährdung durch das Trinkwasser und die Möglichkeit einer betriebsärztlichen Untersuchung hingewiesen wird, berichtet auch Beeke Stegmann. Die Skandinavistin hat bis vor kurzem als wissenschaftliche Hilfskraft in der Abteilung gearbeitet. Wochen zuvor sei bereits an einigen Waschbecken in den Büros die Wasserzufuhr gesperrt worden.

Als Grund sei ihnen ein Wasserrohrbruch genannt worden. "Wir haben uns dann das Wasser vom Becken im Flur oder eben von diesen Waschbecken in den Mitarbeitertoiletten geholt", sagt sie. Das Becken im Flur nutzten zudem viele Studenten und auch Passanten seit Jahr und Tag, um frisches Trinkwasser abzuzapfen, weiß Hennig. Als er dann die Information an den Waschbecken dort las, "bin ich vor Schreck fast umgefallen."

Auf seine Nachfrage bei der Verwaltung habe es dann geheißen, es seien stark überhöhte Bleiwerte gemessen worden, das Problem sei inzwischen aber größtenteils behoben. "Mein Eindruck ist, dass durch die mangelhafte Informierung der Betroffenen das Problem bagatellisiert werden soll", so Henning. Denn eine anderweitige offizielle Information sei nicht erfolgt.

Uni-Sprecher Andreas Archut bestätigte am Mittwoch, dass ein deutlich erhöhter Bleiwert im Leitungswasser in der Abteilung festgestellt wurde. Darum habe die Uni-Verwaltung sofort und in Absprache mit dem Gesundheitsamt und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter ergriffen: Es seien Wasserleitungen abgesperrt und wo dies nicht möglich gewesen sei, Hinweisschilder aufgehängt worden. Sodann seien Maßnahmen ergriffen worden, das Problem zu beheben. Soeben habe die Uni vom Hygieneinstitut erfahren, dass in der Kontrollprobe der Bleiwert wieder unter dem Grenzwert liege.

Dass die Mitarbeiter und Studierenden über die ganze Problematik nicht informiert worden seien, könne er nicht bestätigen. Ganz aktuell gebe es einen neuen Bleifund im Bereich der Germanistik, so Archut. Die Probleme würden auch dort unverzüglich beseitigt. Ebenso würden alle Betroffenen schnellstens informiert.

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