Freibäder in Bonn Unzufriedenheit beim Schwimm-Sparkurs

BONN · Das aktuelle Sparprogramm bringt Badegäste und Vereinsschwimmer gleichermaßen auf die Barrikaden. Aber auch Bäderamtsleiter Martin Herkt ist unzufrieden mit dem Sparkurs und den verkürzten Öffnungszeiten.

Um Punkt 12 Uhr warten schon viele vor dem Römerbad, um endlich schwimmen zu können. Renate Meidow ärgert sich über die Bonner Bäderpolitik: "Die Älteren können morgens nicht mehr in Ruhe ihre Bahnen ziehen, für Familien mit wenig Einkommen fehlen die ganzen Tage im Bad, die wie Urlaub sind." Zwar mögen die kürzeren Öffnungszeiten ab September für weniger Ausgaben sorgen, Meidow ist aber sicher, dass auch weniger Besucher kommen und dann die Einnahmen sinken. "Dann wird trotzdem ein Bad geschlossen."

Das aktuelle Sparprogramm bringt Badegäste und Vereinsschwimmer gleichermaßen auf die Barrikaden. Die Ankündigung, dass die Hallenbäder im Herbst nur noch ab 16.30 für Vereine und Publikum geöffnet sein werden, verursacht schon jetzt Probleme bei den Schwimmkursen. "Bei der Stadt konnte uns noch niemand etwas über Belegungszeiten sagen", erzählt Klaus Pott vom SC Rhenus Beuel. Ein Kurs um 14 Uhr werde mit Sicherheit ausfallen. Schon vor einigen Jahren wurden die Trainingszeiten für das Wettkampfschwimmen zusammengestrichen.

[kein Linktext vorhanden]"Zu Wettkämpfen brauchen wir gar nicht mehr zu fahren, wenn wir nur einmal die Woche üben können", sagt Pott, der wohl Bonns dienstältester Schwimmlehrer ist. Dass Vereins- und Freizeitschwimmer nebeneinander ihre Bahnen ziehen, würde aus seiner Sicht für Chaos sorgen. Er beklagt nicht nur die Personalkürzungen beim Sport- und Bäderamt, sondern auch fehlende Kompromissbereitschaft der Stadt. "Die Vereine würden die Stadt unterstützen, soweit es geht, aber man lässt sich nicht darauf ein", sagt Pott.

Selbst Bäderamtsleiter Martin Herkt ist unzufrieden mit dem Sparkurs, muss ihn aber umsetzen. "Die Politik fordert uns einerseits auf zu sparen, andererseits soll der Badebetrieb nicht eingeschränkt werden", sagt Herkt. Seine Ablehnung gegenüber den bisherigen Ideen der Vereine begründet er mit fehlenden Qualifikationen. Knackpunkt sei immer das Fachpersonal für die Betriebssicherheit. "Da geht es nicht um die Rettungsschwimmer, die das Becken beaufsichtigen, das kann eine Aushilfe machen", so Herkt.

Zur Betriebssicherheit, für die - falls ein Unglück passiert - er in letzter Instanz verantwortlich ist, gehört die Technik. Pumpen, sanitäre Anlagen, empfindliche Filter und die Wasserqualität sind Aufgabenbereiche der städtischen Mitarbeiter. "Bei viel Sonnencreme muss zum Beispiel mehr gewartet werden", sagt Herkt. Ausschlaggebender sei aber die Haftung. Gerade seit den beiden Unfällen im Hardtbergbad vergangenes Jahr sei er diesbezüglich besonders sensibel. Das Facherpersonal sei beispielsweise weisungsbefugt gegenüber den Rettungsschwimmern.

"Diese Verantwortung kann man alleine aus juristischen Gründen keinem Freiwilligen übertragen", erklärt Herkt. Er kann sich allerdings vorstellen, dass Fachpersonal aus den Schwimmvereinen, sofern es angelernt wurde und es entsprechende Vertragswerke mit der Stadt gibt, solche Aufgaben übernehmen könnte. "Das ist aber keine kurzfristige Angelegenheit." Ohnehin werde sich die angespannte Personalsituation in den kommenden drei Jahren verschärfen: Dann nämlich gehen weitere Angestellte in den Ruhestand und die Stellen werden wahrscheinlich nicht wieder besetzt. Die Konsequenz wären weitere Einschränkungen.

Zu unterscheiden ist dabei immer zwischen Frei- und Hallenbädern. Für die Freibadsaison hält sich Bäderamtsleiter Martin Herkt an die Empfehlung der Gesellschaft für Bäderwesen, die zwei Fachleute pro Betrieb vorsieht, jedoch vom Stadtsportbund und Schwimmvereinen in Frage gestellt wird. "Diese Ausstattung brauchen wir aber, wenn es viele Becken gibt und die Lage durch Besuchermengen unübersichtlich ist", sagt Herkt. Zwar gibt es weniger Hallenbäder in Bonn, dafür haben sie durch das Schulschwimmen länger geöffnet und einen Zweischichtbetrieb. Dort sei nur eine Fachkraft anwesend, weil es eine "gleich bleibende" Situation sei. Trotzdem reicht das Personal nicht aus, wie die neuen Öffnungszeiten zeigen.

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