Osterbräuche von früher Ur-Duisdorfer erinnern sich an die Feiertage ihrer Kindheit

DUISDORF/LESSENICH · Karfreitag war früher der große Putztag der Katholiken. Wasser aus der Derle wurde in der Osternacht gesegnet

 Toni Mai (l.) Gertrud Schell und Josef Klein freuen sich schon auf die Ostertage.

Toni Mai (l.) Gertrud Schell und Josef Klein freuen sich schon auf die Ostertage.

Foto: Stefan Knopp

Ostereier färben hat eine lange Tradition. Auch Toni Mai kennt das. Allerdings hatte der 91-Jährige in seiner Kindheit keine Lebensmittelfarbe zur Verfügung. „Wir haben Zwiebeln gekocht, und die Eier in der Brühe gefärbt“, erzählt er. Oder man wartete auf den Eiermann. Der hatte eine Art Kiepe auf dem Rücken, in der er die Eier auf dem Fahrrad transportierte. „Wir Kinder sind alle hinterher gelaufen.“

Wer wissen will, wie früher Ostern gefeiert wurde, muss Alteingesessene fragen. Josef Klein erinnert sich an Spinat an Gründonnerstag und Fisch an Karfreitag. Letzterer sei, da es eher ein evangelischer Feiertag ist, im damals sehr katholischen Duisdorf nicht so intensiv zelebriert worden: „Das war der große Putztag für Ostern.“

Die Essenstraditionen führen die Urduisdorfer immer noch durch. „Man muss ja nicht überfromm sein, um sich an solche Regeln zu halten“, findet Mai. Eines der Essensrituale an Ostern gibt es heute nicht mehr: Früher habe die Familie vor Ostern immer Blechkuchen vorbereitet und ihn zum Backen zum Bäcker gebracht. „So große Backöfen hatten wir zu Hause nicht.“ Für die Kinder sei der Transport toll gewesen: „Wir haben immer dabei genascht.“

Die Bäcker hatten zu Ostern viel zu tun. Da wurden nicht nur Osterlämmer gebacken. „Es wurde süßes Brot gemacht für den Emmaus-Gang“, erzählt Gertrud Schell von der Bäckerei. An Ostermontag zogen Gemeindemitglieder von einer Kirche zur anderen, angelehnt an den Weg, den die Jünger Jesu nach Emmaus zurücklegten, ohne zu wissen, dass der Auferstandene bei ihnen war. Man zog von Duisdorf aus auch nach Witterschlick und Alfter, und schließlich wurde in einem Jugendheim Kaffee getrunken.

In der Osternacht wird das Wasser für das ganze Jahr geweiht. „Das Wasser wurde aus der Derle geholt“, erinnert sich Schell und erzählt von der Taufe des Patenkindes ihres Mannes in der Osternacht mit eben diesem Wasser, das in die dunkle Kirche getragen und gesegnet wurde. „Da war eine Kaulquappe drin.“ Die sei dem Kind mit dem Wasser über den Kopf gegossen worden.

Glaubten denn die Herrschaften an den Osterhasen? „Ja, bis zum Schulalter schon“, sagt Mai, und Klein stimmt zu. „In der Schule wurden wir dann aufgeklärt.“ Auch sein Urenkel glaube noch an den Hasen, sagt Mai. „Solche Traditionen muss man doch halten.“

Auch an das „Klappern“ erinnern sie sich noch. Das ist aber keine verlorene Tradition: In Lessenich zum Beispiel wird das immer noch praktiziert. „Es heißt, dass an Gründonnerstag die Glocken nach Rom fliegen“, sagt die Lessenicherin Klara. Die 15-Jährige ist Messdienerin an Sankt Laurentius. Da die Kirchenglocken an Karfreitag und Ostersamstag schweigen, fahren sie und andere Kinder an beiden Tagen um 8, 12 und 18 Uhr, also zu den Zeiten des Angelusläutens, mit ihren Fahrrädern und Klappern aus Holz, von denen ihr Opa viele gebaut hat, durch die Straßen – damit die Leute wissen, wie spät es ist. Inzwischen habe zwar jeder eine Uhr, weiß Klara. „Aber das ist Tradition. Und es gibt viele Christen hier, die sich darüber freuen.“

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