Urteil am Landgericht Bonner LVR-Klinik-Patient bedrängte Nachtschwester

Bonn · Das Bonner Landgericht hat einen 48-jährigen Patienten erneut in den Maßregelvollzug geschickt. Er hatte eine Nachtschwester in der Bonner LVR-Klinik sexuell bedrängt. Seit 20 Jahren führt er ein Leben mit Wahnvorstellungen.

 Das Landgericht an die psychiatrische Unterbringung eines 48-Jährigen angeordnet.

Das Landgericht an die psychiatrische Unterbringung eines 48-Jährigen angeordnet.

Foto: dpa/Oliver Berg

Das Bonner Landgericht hat die weitere Unterbringung eines unter Wahnvorstellungen leidenden 48-Jährigen in einer psychiatrischen Klinik angeordnet. Die Staatsanwaltschaft hatte dies beantragt, nachdem der Mann – als Patient der Bonner LVR-Klinik – eine Nachtschwester, die eigens zu seiner Bewachung abgestellt gewesen war, sexuell genötigt hatte, allerdings im Zustand der Schuldunfähigkeit.

Am 23. Juli 2021, nachts gegen 2 Uhr, hatte die 53-jährige LVR-Mitarbeiterin ihn zum Rauchen begleitet. Nach der Rückkehr auf die Station packte der Mann die Schwester an den Oberarmen, zerrte sie in sein Zimmer. Die 53-Jährige schrie vor Panik, ein Mitpatient eilte zu Hilfe, lenkte ihn ab, ein Pfleger schließlich nahm den 48-Jährigen in den Schwitzkasten. Am Ende gelang es sechs Streifenbeamten, den schwergewichtigen Patienten zu Boden zu bringen.

Später räumte der 48-Jährige gegenüber dem Klinikpersonal ein, dass ihm in dieser Nacht eine Stimme den klaren Auftrag erteilt habe, die Nachtschwester zu vergewaltigen. Es sei nicht das erste Mal, so hieß es jetzt im Urteil, dass er in seinen Wahnvorstellungen Frauen zum Opfer machen wollte. So bereits vor Jahren, als er in einem religiösen Wahn eine Mormonin sexuell bestrafen wollte, bis ihm deren Vater eine Flasche auf den Kopf zerschlug.

Bereits 2000 gegenüber einer Kellnerin gewalttätig gewesen

Bereits im Sommer 2000 fesselte der 48-Jährige eine Kellnerin an sich und lief mit ihr – derart aneinander gekettet – durch die Stadt. Bald darauf zeigte ihn eine Frau an, die nur knapp einer Vergewaltigung entgangen war. Schließlich setzte er seine Wohnung in Brand. Die Diagnose war schnell klar: Der heute 48-Jährige leidet unter einer schizophrenen Psychose, möglicherweise durch Drogenmissbrauch ausgelöst. Im Jahr 2002 wurde er erstmals in einer Klinik untergebracht. Insgesamt hat er bis bereits 18 Jahre im Maßregelvollzug verbracht.

Doch erst seit dem jüngsten Vorfall in der LVR-Klinik scheint der 48-Jährige, der sich all die Jahre geweigert hatte, Medikamente zu nehmen, eine Krankheitseinsicht zu haben. In dem Prozess vor der 3. Großen Strafkammer gab er zu, dass er nach Pilleneinnahme erstmalig keine Wahnbilder mehr habe, auch dass er jetzt erst verstehe, was er den Frauen angetan habe. Die Nachtschwester jedoch, von dem Vorfall schwer traumatisiert, musste nicht als Zeugin vor Gericht erscheinen. Ihre Aussage wurde per Video ins Verfahren eingeführt und ihre massiven Hämatome durch Fotos dokumentiert.

Trotz der ersten positiven Anzeichen: Die Bonner Richter haben erneut die Unterbringung des 48-Jährigen in eine psychiatrische Klinik angeordnet. Zu kurz sei die neue Entwicklung, zu schwer die seelische Erkrankung – und die Straftaten zu gravierend. Aber, so die Vorsitzende Claudia Gelber am Ende: „Diese Entscheidung, ob Sie in der Klinik bleiben müssen, wird jedes Jahr neu geprüft“.

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