Botanischer Garten Bonn Urwüchsige Farne, frisch gepflanzt

Poppelsdorf · Im Botanischen Garten grünt und blüht es auf neu gestalteten Flächen. Ab Karfreitag gelten auch wieder die Sommeröffnungszeiten.

 Frühling beginnt im Botanischen Garten

Frühling beginnt im Botanischen Garten

Foto: Barbara Frommann

Die Büste des berühmten Gartenarchitekten Peter Josef Lenné wird von einer blühenden Scheinhasel umkränzt, im Park haben sich Teppiche aus Buschwindröschen, Schneestolz und gefingertem Lerchensporn gebildet, und in der Japan-Abteilung öffnen sich zum ersten Mal die Kamelien. Pünktlich zum Beginn der Sommeröffnungszeiten an diesem Freitag gibt es im Botanischen Garten der Universität am Poppelsdorfer Schloss einiges zu entdecken.

Neu bepflanzt ist das Farnhaus, dessen Hülle bereits mit Hilfe des Konjunkturpakets II saniert wurde. Wer dort das feuchtwarme Regenwaldhaus hinter sich lässt, betritt nicht nur eine wesentlich angenehmere Klimazone, sondern auch eine urtümliche Landschaft. Drei der großen Baumfarne haben bei der Gewächshaussanierung gelitten und wurden jetzt durch kleine Exemplare aufgeforstet.

Der größte Farn berührt wieder fast das Glasdach. Dank seines diffusen Wurzelsystems kann er unten abgesägt und wieder eingepflanzt werden. So werden die Bäume quasi tiefergelegt. Am Fuße der Riesen sind verschiedene Farne aus der umfangreichen Sammlung der Botanischen Gärten zu sehen.

Einen besonderen Bezug hat Direktor Maximilian Weigend zur Drehfrucht (Streptocarpus), einer Pflanze aus den Nebelwäldern Südafrikas: „Ich habe dort studiert. Es war die erste Pflanzengruppe, an der ich wissenschaftlich gearbeitet habe.“ Mit 150 Arten haben die Bonner außerdem die wohl weltweit größte Sammlung von Springkräutern, von denen ebenfalls verschiedene im Farnhaus zu sehen sind.

Die verrotteten Kanthölzer sind verschwunden und wurden dank Spenden des Freundeskreises durch Bruchsteinmauern ersetzt. Die Stufen in den Beeten haben die Gärtner mit dem Holz einer alten Robinie angelegt, die gefällt werden musste.

Auf frische Baumstümpfe draußen im Arboretum reagieren die Besucher besonders sensibel. Tatsächlich mussten in den vergangenen Jahren mehrere markante Bäume weichen, weil sie nicht mehr sicher waren. Verschiedene Bereiche des Arboretums richtet Weigend unterdessen neu aus. „Die alten Bäume bleiben erst mal stehen. Was man noch umpflanzen kann, wird umgepflanzt“, erklärt er. An verschiedenen Stellen wurden neue Bäume unter die alten gesetzt, damit sie in 15 bis 20 Jahren eine vergleichbare Größe erreichen. „Ich habe vor meinem geistigen Auge, wie es später aussehen soll. Besucher sehen erst mal das Loch oder den gefällten Baum“, sagt Weigend.

Zügig gehen die Arbeiten am neuen Eingang voran, der künftig durch die Remise am Schlossvorplatz führt. Dort werden als nächstes die Wege angelegt, die die Besucher zu einer botanischen Weltreise einladen sollen. Im Juli wird der Eingang eröffnet.

In den vergangenen Jahren sind neue Biotope entstanden, die gerade frühlingshaft blühen. Die kleinen Osterglocken im rheinischen Lebensraum sehen aus wie die aus dem Blumenladen, sind aber sehr selten. Die gelbe Narzisse ist nämlich die einzige wilde Form aus Europa und laut Weigend außerhalb der Botanischen Gärten nur noch auf einer Handvoll Wiesen in der Eifel zu finden. Für die Japan-Abteilung haben die Gärtner Siebold-Tulpen vorgezogen, damit sie zu Ostern blühen. Sie erinnern gemeinsam mit einer neuen Tafel an die abenteuerlichen Reisen des Baron Phillip Franz von Siebold, der 1823 bis 1830 als Betriebsarzt einer niederländischen Handelsfirma in Japan arbeitete und mehr als 150 Pflanzenarten mitbrachte.

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