Hohe CO2-Ersparnis V-Hotel auf dem Venusberg in Bonn setzt auf Nachhaltigkeit

Bonn · Das V-Hotel auf dem Bonner Venusberg ist kein Standardhotel. Es duftet nach Zirbenholz, im Frühstücksraum stehen Vintage-Möbel, an den Wänden ist Platz für Graffiti-Kunst. Hinzu kommt eine Haustechnik, die viel CO2 spart.

Harald Voit und Tochter Christina Voit vor dem V-Hotel auf dem Venusberg.

Harald Voit und Tochter Christina Voit vor dem V-Hotel auf dem Venusberg.

Foto: Benjamin Westhoff

Das V-Hotel auf dem Venusberg war schon nachhaltig, als das Wort noch nicht in aller Munde war. Das fing schon beim Gebäude an. Über zehn Jahre hatte das ehemalige Haus der Jugendarbeit, ein Relikt aus Hauptstadtzeiten, am Haager Weg leergestanden, als Harald Voit 2012 beschloss, das Stahlbetonskelett für sein neues Hotel zu nutzen.

„Das umweltfreundlichste Gebäude ist das Gebäude, das bereits existiert“, ist er heute noch überzeugt. Alleine durch den Erhalt der Stahlbeton-Bausubstanz konnte er 416.000 Kilogramm CO2 einsparen, hat er ausgerechnet. Durch innovative Energietechnik kamen seit der Eröffnung 2014 noch ein Minus von 317.000 Kilogramm CO2 dazu.

Kunst trifft auf Nachhaltigkeit

Hotelkaufmann Voit, der bei seiner Oma am Herd des Ausflugslokals Casselsruhe groß geworden ist und später das heutige Dorint-Hotel mit gebaut hat, holte für sein neues Projekt Tochter Christina Voit mit ins Boot. Dass sie eigentlich Kunsthistorikerin ist, kann man an vielen Ecken des V-Hotels sehen. Auf Nachhaltigkeit setzten beide von Anfang an.

So wollten die Voits auch das Grün drum herum möglichst erhalten. „Wir mussten auf dem ganzen Grundstück nur zwei Bäume fällen“, erzählt Harald Voit, der schon vor 25 Jahren ein Passivhaus gebaut hat. „Ich habe mich für das Thema schon immer interessiert. Bei vielen geht jetzt erst das Umdenken los.“

Weil vom alten Jugendhaus nur der Rohbau blieb, konnten die Voits vieles einbauen, was man auf den ersten Blick nicht sieht, wie die Kosten und CO2-sparende Warmwasserversorgung. Sie führt auf dem kürzesten Weg direkt in die 45 Zimmer, sodass im Wasserkreislauf nur circa 200 Liter warm gehalten werden müssen, statt circa 1800 Liter wie in einem konventionellen Wasserkreislauf. In den Besprechungsräumen zeigen Luftmesser an, wann Zeit zu lüften ist, damit nicht die ganze Zeit die Fenster offen stehen. Fotovoltaik, Blockheizkraftwerk und Pufferspeicher gehören ebenso zur Ausstattung, wie ein smartes Energiemanagement, das stets die günstigste Energiequelle berechnet.

„Nachhaltigkeit muss auch wirtschaftlich sein“, sagt Harald Voit. Deshalb ist zum Beispiel das Spezialbrot auf dem Frühstücksbuffet in dünne Folie verpackt. Man müsste es sonst jeden Tag wegwerfen. Dafür wurde beim Mobiliar einiges wiederverwertet, wie die alte Küchenbank der Voits, die jetzt im Frühstücksraum steht, oder die Schiffslampen.

Der als Bananen-Sprayer bekannte Künstler Thomas Baumgärtel hat das Treppenhaus gestaltet und Graffiti aus der Ruine einbezogen. Das Kunstwerk ist ebenso einzigartig wie langlebig. In den Fluren hängen zusätzlich Hauptstadt-Fotos von Camillo Fischer, „ein schöner Bezug zu Bonn“, wie Christina Voit findet. Ihr bunt gemixter Stil aus Design und Vintage erinnert ein bisschen an das 25-Hours-Hotel in Berlin und gefällt auch den Gästen gut.

Eine Nacht in Rotkäppchen und Rostlaube

Direkt neben dem Hotel haben die Voits drei Baumhäuser namens Rotkäppchen, Waldgeist und Rostlaube gebaut und damit den Tiny-House-Trend vorausgeahnt. Die separaten Hütten waren nicht nur in der Corona-Zeit beliebt. Es kommen Familien aus Bonn, um in duftenden Zirbenholzwänden ein Wochenende zu verbringen.

In diesem Jahr ist das V-Hotel Sieger in der Kategorie Nachhaltigkeit beim Ludwig 2022, dem Mittelstandspreis der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, geworden. Die Voits ruhen sich auf solchen Auszeichnungen nicht aus, sondern planen gerade, die Solaranlage zu erweitern. Gedruckt wird, wenn überhaupt, nur noch auf Graspapier. „Wir arbeiten auch an den kleinen Stellschrauben“, sagt Christina Voit.

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