Nachhaltigkeitsprojekte Verein „Bonn im Wandel“ feiert 10-jähriges Bestehen
Bonn · Der Verein „Bonn im Wandel“ stößt seit zehn Jahren Nachhaltigkeitsprojekte in der Stadt an. „Es geht doch!“, wollen die Ehrenamtlichen zeigen. Das geht aber nur mit der gemeinsamen Kraft vieler Menschen, erklären die Vorstandsmitglieder.
Möchte man den Verein bildlich beschreiben, so kann man sich die Transition Town Initiative „Bonn im Wandel“ als eine Quelle vorstellen, in der Ideen entspringen. Das Rinnsal entwickelt sich zu einem eigenständigen Fluss, der Dank der Unterstützung vieler Menschen immer breiter wird und sich sogar verzweigt: So sind aus dem Verein etwa die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) Bonn/Rhein-Sieg oder das Lastenrad-Projekt Bolle entsprungen. In diesem Jahr feiert die Initiative ihr zehnjähriges Bestehen und steht vor einer großen Aufgabe: Am Projekt „Bonn4Future – wir fürs Klima“ können sich Bonnerinnen und Bonner beteiligen und einen Plan entwickeln, wie ihre Stadt bestenfalls bis 2035 klimaneutral werden kann. Zwei Vorstandsmitglieder von „Bonn im Wandel“, Gesa Maschkowski und Raphael Holland, erklären, wie solche Projekte gelingen können.
Das Lastenrad war zunächst eine Idee der SoLaWi, bei der 230 Mitglieder die Produktionskosten für die Ernte eines nahegelegenen Hofs tragen. 2015 schafften sie ein Rad an, um die Ernte klimaneutral auszufahren, und tauften es auf den Namen Bolle. Alle Bonner sollten das Lastenrad kostenlos ausleihen können. Inzwischen gibt es fünf Exemplare zur Ausleihe und jede Menge Bürger, die damit ihren Umzug, den Transport von Grünschnitt oder Waschmaschinen gemeistert haben.
Raphael Holland betreut das Projekt von Beginn an. Seit seine Kinder auf der Welt sind, ist es ihm immer wichtiger geworden, sich zu engagieren. Doch in anderen Vereinen frustrierte es ihn, dass es aufgrund der vielen Bürokratie nicht schnell genug voran ging. Mit dem Lastenrad-Projekt konnte er hingegen schnell etwas anstoßen, was immer größer wurde. Er weiß: „Das Lastenrad ist nicht revolutionär. Aber es ist sehr sichtbar und damit ein wichtiger Baustein. Es ist sicher durch uns ab 2016 in der Stadt immer populärer geworden und viele Menschen haben es ausprobiert und sich danach ein eigenes gekauft.“
Für Holland und Maschkowski geht es darum, einen Stein ins Rollen zu bringen, bei dem man noch nicht weiß, wen er mitreißen wird. Im Ehrenamt könne man immer wieder zeigen: „Es geht doch!“ „Bonn im Wandel“ bietet einen Raum zum Träumen und zum Machen, findet Gründungsmitglied Gesa Maschkowski: „Der Verein ist aus dem Impuls heraus entstanden: Wir wissen genug, wir fangen an zu handeln. In unseren Veranstaltungen schaffen wir Raum für Austausch.“ Dabei ginge es um Fragen wie: Wie sieht es jetzt gerade auf der Erde aus? Wie geht es uns damit? Wie wünschen wir uns die Zukunft in unserer Stadt und was können wir heute dafür tun? „Die Klimakrise kann man entweder ignorieren oder über sie verzweifeln, beides fühlt sich aber nicht gut an. Oder man kann was machen und das macht dann wenigstens Spaß“, sagt Maschkowski, die Transition-Trainerin und Moderatorin ist. Sie sieht ihre Stärke darin, Menschen zusammen zu bringen und nutzt das im Verein. „Ein gutes Miteinander zu gestalten, ist uns in der Gesellschaft verloren gegangen. Es geht viel mehr um Produktivität als um das Wohlbefinden. Und das Mittel dafür ist meistens Druck.“
Die Projekte des Vereins seien nur deswegen so stark geworden, weil sie eben nicht mit Druck, sondern mit Freude umgesetzt werden, sagen die Vorstandsmitglieder. Maschkowski vergleicht die vergangenen zehn Jahre mit einer Weltreise: „Eine Stadt verändern, das ist wie eine unbekannte Mission. Man begegnet vielen tollen Menschen, die man vorher nicht kannte und die ihre Zeit und ihre Liebe in einen lebenswerte Stadt investieren.“
Verein „Bonn im Wandel“ hofft auf mehr Unterstützung
Holland und Maschkowski hoffen, dass die Lust am Wandel immer mehr Menschen in Bonn erreichen wird. Ein Grundstein dafür könnte das Projekt Bonn4Future sein, das ihr Verein ins Leben gerufen und nun mit Förderung sowie in Kooperation mit der Stadt Bonn umsetzt. In vier Foren erarbeiten zufällig ausgewählte Bonner den Pfad, den die Stadt künftig in Sachen Wohnen, Mobilität, Energieversorgung, Landwirtschaft, Natur- und Klimaschutz und in anderen Bereichen gehen soll. „Am Ende wollen wir wissen: Wer muss wann was tun, damit Bonn klimaneutral wird“, sagt Maschkowski.
Sie und Holland wünschen sich, dass sich Nachbarn wieder besser vernetzen, gemeinsam etwas anpacken und Freude dabei haben. Maschkowski: „Es fehlt nicht an guten Ideen, sondern an Menschen die sich ein Herz und Zeit dafür nehmen, um sie umzusetzen. Vor allem aber fehlt es an dem Bewusstsein, dass wir uns alle Zeit nehmen müssen für den Wandel zu einer lebenswerten und nachhaltigen Gesellschaft.“