Gelebte Integration in Bonn Verein Brücke-Krücke feiert 40. Geburtstag nach

Bonn · Vielfalt wird beim Verein Brücke-Krücke großgeschrieben. Das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung gibt es nun seit mehr als 40 Jahren – Zeit für eine Jubiläumsparty.

Mit Rollstühlen Treppen hoch? Kein Problem. Alle helfen bei der Turmbesteigung 2010 am Gardasee.

Mit Rollstühlen Treppen hoch? Kein Problem. Alle helfen bei der Turmbesteigung 2010 am Gardasee.

Foto: Brücke-Krücke

Eine bunt gemischte Jugendgruppe aus Bonn feiert Geburtstag – nämlich der Verein Brücke-Krücke. Eigentlich geht es um den 40. Jahrestag, der wegen der Pandemie nun ein Jahr später nachgeholt wird. 40+1 heißt es also am Samstag, 27. August, im Campanile, Adolfstraße 77a. Die Jubiläumsparty beginnt um 14 Uhr mit einem Empfang, ab 16 Uhr wird Messe gefeiert.

„Gibt es das? Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung verbringen gemeinsam ihre Freizeit und ihre Ferien ohne Betreuende?“, fragt Sandra Schwarzbach, Sprecherin der Katholischen Jugendagentur Bonn, rhetorisch. Bei Brücke-Krücke geht das. Der integrative Verein blickt auf zahlreiche erlebnisreiche Reisen zurück und ist stolz auf das besondere, gemeinsame Engagement der jungen Menschen mit oder ohne Behinderung.

Los ging es Anfang der 1980er Jahre. Ursprünglich organisierte der damalige katholische Stadtjugendseelsorger eine Fahrt von Jugendlichen mit Behinderung nach Rom. Anstatt professionelle Betreuer mitzunehmen, lud er Jugendliche ohne Behinderung ein. So kam eine Fahrt mit etwa 45 Teilnehmenden zustande. Daraus entwickelte sich Brücke-Krücke.

Der Name ist Programm: Es soll eine Brücke geschlagen werden und somit ist das größte Anliegen der Gruppe – wie auch im Logo verdeutlicht –, die Schlucht zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu überwinden. Heute besteht eine Truppe Jugendlicher im Alter von 14 bis 27 Jahren aus allen sozialen Milieus. „Für die meisten bleibt die Verbindung zur Gruppe lebenslang bestehen, daher engagieren sich auch ältere Mitglieder über das eigentliche Gruppenalter hinaus, und es gibt bereits die dritte Generation“, so Schwarzbach.

Die Anfänge: Nach Rom ging es 1981.

Die Anfänge: Nach Rom ging es 1981.

Foto: Brücke-Krücke

So erzählt Julius, dessen Eltern sich im Verein kennengelernt haben, er habe von klein auf keine Berührungsängste gehabt, weil er mit Brücke-Krücke aufgewachsen ist: „Als wir klein waren, wurden keine Buggys zu den Ausflügen mitgenommen, sondern wenn wir müde wurden, haben wir bei den Rollstuhlfahrern auf dem Schoß gesessen, um uns auszuruhen“, sagt er. Wer sich für wen und was zuständig fühlt, das ergibt sich von selbst. „Für niemanden gibt es einen pflegerischen Aspekt, ich helfe nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Freundschaft“, sagt Julius. So erklärt Marie, die das erste Mal mit 14 Jahren auf einer Sommerfahrt dabei gewesen ist, ihr eigenes Hineinwachsen in eine Selbstverständlichkeit. „Deshalb haben Begrifflichkeiten bei uns auch keine Bedeutung, weil sie keine Rolle im Umgang miteinander spielen.“

Die Organisation wird von allen gemeinsam ehrenamtlich übernommen. Bei allen Aktivitäten gilt das Motto: „Die ganze Gruppe oder keiner“. So haben es die jungen Erwachsenen durchsetzen können, den schiefen Turm von Pisa mit Rollstuhlfahrern zu erklettern, ebenso die Stufen des Pariser Eiffelturms oder Zugang zu den für Gehbehinderte unzugänglichen Katakomben in Paris zu erlangen. Auch ein Besuch im Kletterwald stellt kein Hindernis dar, sondern ist eine Herausforderung.

 Jede Menge Mitfahrer: Nach Hessen ging es im vergangenen Jahr.

Jede Menge Mitfahrer: Nach Hessen ging es im vergangenen Jahr.

Foto: Brücke-Krücke

Rainer Braun-Paffhausen, der als Geschäftsführer der Katholischen Jugendagentur das Amt des Vorsitzende von Brücke-Krücke übernommen hat und auch schon selbst bei einer Reise dabei war, ist immer wieder beeindruckt von der Freude und Initiative aller: „Brücke-Krücke lebt Vielfalt und zeichnet sich durch einen wertschätzenden Umgang aus.“

Brücke-Krücke freut sich auf neugierige junge Menschen, die mitmachen möchten. Für die nächste Fahrt nach Brügge (30. September bis 3. Oktober) gibt es noch Plätze. Mehr über www.bruecke-kruecke.de, ☎ 02 28/96 59 23 26, bruecke-kruecke@gmx.de.

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