"Kleiner Lernspatz" in Tannenbusch Verein fördert mit interaktivem Vorlesen die Sprachentwicklung

TANNENBUSCH · Gebannt verfolgten die Mädchen und Jungen der Kita Lummerland die Geschichte des Storchenpaars "Marco und Fantina". Eng zusammengerückt betrachteten sie die detailreichen Zeichnungen. "Sie hat da Blut", stellte Ines (3) besorgt fest.

 Kinderbuchautorin Annie Duchez (Mitte) liest Kindern der Kita Lummerland aus ihrem Buch "Marco und Fantina" vor.

Kinderbuchautorin Annie Duchez (Mitte) liest Kindern der Kita Lummerland aus ihrem Buch "Marco und Fantina" vor.

Foto: Horst Müller

"Vielleicht hat der Fuchs sie gebissen", überlegte Yasmina (5). Annie Duchez, aus deren Feder das Buch stammt, saß in der Mitte und befeuerte mit einer Mischung aus Lesung, Nachfragen und Zuhören das Interesse.

Interaktives Vorlesen nennt sich diese Form der gemeinsamen Buchlektüre, sie gilt als die wirksamste Lernmethode zur Sprachentwicklung. Annie Duchez und Bodo Gensch vom Verein "Kleiner Lernspatz" haben sich deshalb auf die Fahnen geschrieben, möglichst viele Bonner Grundschulen und Kindertagesstätten beim interaktiven Vorlesen zu unterstützen. Im Januar haben sie kostenlose Exemplare ihres liebevoll gestalteten Bilderbuchs, das auch von der Stiftung Lesen empfohlen wird, an 60 Grundschulen und 200 Kitas in Bonn verteilt.

"Mit solchen Büchern kann man Kinder zum Sprechen bringen. Und das ist in Gegenden, wo 80 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben, besonders wichtig." Gensch weiß, dass wegen der hohen Arbeitsbelastung in vielen Einrichtungen zu wenig Zeit zum Vorlesen und gemeinsamen Ausspinnen von Geschichten ist.

"Mit unserem Geschenk möchten wir aber den Leitungskräften einen Anstoß geben, Eltern stärker zum Vorlesen zu motivieren und Lesepaten zu suchen."

Kita-Leiterin Ermeldinda Nobre-Sindel ist das im "Lummerland" schon gelungen: "Jede Woche kommt eine Patin in die Einrichtung, und alle vierzehn Tage noch eine Dame, die auf Arabisch vorliest. Das freut uns." Weil manche Kinder Eltern haben, die selbst nicht lesen und schreiben können, legt sie viel Wert auf regelmäßigen Umgang mit Büchern in der Kindertagesstätte und bei Ausflügen in die Bücherei.

Zustandegekommen ist die Lesespatz-Bücherspende selbst durch eine Spende. Hans Briegert, Schulträger der Hebo-Privatschule in Bad Godesberg, nutzte die Lesung, um dem "Kleinen Lernspatz" einen Scheck über 3000 Euro zu überreichen. "Der Verein will verhindern, dass Defizite überhaupt entstehen. Und wenn wir sehen, welche Probleme manchmal noch unsere Fünftklässler haben, können wir das nur unterstützen."

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