Landgericht Bonn Vergewaltiger versetzte Opfer in Todesangst

BONN · Fast vier Jahre nach der Tat hat ein 26 Jahre alter Mann am Mittwoch mit der Anklage vor dem Landgericht gestanden, in einem Mehrfamilienhaus in der Bonner Innenstadt eine junge Frau vergewaltigt zu haben.

Am ersten Verhandlungstag wurde vom Verteidiger eine mehrseitige Erklärung verlesen, in welcher der angeklagte Inder die Begehung der Tat einräumte. Es war die Nacht auf den 1. März 2009: Laut der Erklärung war der Beschuldigte in die Wohnung eingedrungen, um der Lebensgefährtin eines Landsmannes "einen ordentlichen Schreck" einzujagen.

Der Grund: Angeblich hatte sich der Freund der heute 21-Jährigen bei einem Nachbarn des Angeklagten über seine Freundin beschwert. Sie habe ihn schlecht behandelt und aus der Wohnung geworfen. Der Nachbar habe daraufhin die Idee ersonnen, der damals 18-Jährigen "eine Lektion zu erteilen".

Nach anfänglichem Zögern hatte sich der 26-Jährige nach eigenen Angaben schließlich bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen. In der Wohnung hatte der Täter neben der 21-Jährigen auch eine ein Jahr ältere Frau schlafend auf der Couch vorgefunden.

Zunächst habe er einen Fußball-Fan-Schal aufgehoben, ihn sich umgebunden und die Frauen, als sie wach wurden, mit einem Messer bedroht. Kurz darauf hat der Angeklagte laut der Erklärung die 21-Jährige im Bad der Wohnung eingeschlossen. Die im Fernsehen laufende Telefonsexwerbung habe ihn so erregt, dass er auf die Idee gekommen sei, die 22-Jährige zu vergewaltigen.

Im Zeugenstand berichtete das Opfer, dass der Mann gedroht habe, sie umzubringen: "Ich dachte, ich muss sterben." Im Laufe der Zeit habe sie aber beschlossen: "Ich lasse mir von dem nicht das Leben versauen." Nach der Tat war der Inder untergetaucht: Schon zuvor hatte er sich illegal in Deutschland aufgehalten.

Nachdem sein Asylantrag abgelehnt worden sei, habe er ohne Papiere versucht, eine Anstellung als Küchenhilfe zu finden - was ihm schließlich in Dessau gelungen war. Weil ihm sein Lohn nicht gezahlt worden sei, hatte er die Frau des Chefs im Keller bedroht und gefesselt. Dann war er mit 1000 Euro aus der Kasse geflohen.

Nachdem er für diese Tat zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt und ihm eine DNA-Probe abgenommen worden war, hatte die Verbindung zu dem ungelösten Bonner Fall hergestellt werden können. Der Prozess am Bonner Landgericht wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort