Öffentliche Verkehrsmittel Verkauf des Klimatickets in Bonn läuft schleppend

BONN · Von 17.000 möglichen 365-Euro-Jahreskarten für das Stadtgebiet wurden erst 2000 bestellt. Dass nur Neukunden in ihren Genuss kommen, sorgt für Unmut. Dennoch sind die Stadtwerke optimistisch, die Nachfrage noch steigern zu können.

Rund 2000 der sogenannten Klimatickets sind nach Angaben der Stadtwerke Bus und Bahn an den Kunden gebracht oder werden in den kommenden Wochen ausgegeben. Das teilte SWB-Sprecher Werner Schui auf Nachfrage mit. Das 365 Euro teure Jahresticket mit Gültigkeit für zwölf Monate ist ein Teil des vom Bund mit rund 37,6 Millionen Euro für Bonn geförderten Pilotprojekts Lead City. Ziel ist es, in insgesamt fünf deutschen Städten über einen Zeitraum von zwei Jahren zu testen, welche Mittel sich eignen, um möglichst viele Pendler zum Umstieg vom Auto auf alternative Verkehrsmittel zu bewegen.

In Bonn gehören neben zusätzlichen Tarifangeboten, Taktverdichtungen von Bus und Bahn sowie ein betriebliches Mobilitätsmanagement zum Projekt, also verbesserte Angebote und ein zielgenaues Marketing für Unternehmen. Schui konnte noch keine verbindlichen Zahlen zu den Familientickets nennen: Seit dem 1. Januar können fünf Personen ein günstigeres Tagesticket nutzen. Sie zahlen statt bisher 13,40 Euro den Betrag für ein Ein-Personen-Ticket. „Wir gehen davon aus, dass sie besonders am Wochenende gut laufen werden.“

Die SWB führen nach eigenen Angaben mit mehr als einem Dutzend Unternehmen konkrete Gespräche, die an Jobtickets für ihrer Angestellten interessiert sind. Für den Projektzeitraum bis Ende 2020 bekommen Firmen Jobtickets zu geänderten Konditionen. Wenn mindestens 35 Prozent der gesamten Belegschaft ein Jobticket im Stadtgebiet nimmt, zahlt jeder einen Betrag von 56 Euro. Bisher musste jeder ein solches Ticket abnehmen, sofern die Unternehmen mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigten. Wie viele Mitarbeiter hinter den Interessenten stecken, kann Schui zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Die SWB-Tochter sei zufrieden mit dem jetzigen Verlauf, sagte Schui. Vor Weihnachten habe die Zahl der Anträge für das Klimaticket bei 1200 gelegen. Dennoch ist noch viel Luft nach oben. Insgesamt reicht das Fördergeld für 17.000 365-Euro-Tickets. Die SWB sind optimistisch, dass diese Anzahl während des Projektzeitraums abgefragt wird. Auf Nachfrage bestätigte Schui, was viele Politiker bereits vorausgesagt hatten: Die Servicecenter bekommen oft den Unmut der Bestandskunden ab.

Viele empfänden es als ungerecht, dass sie beim Klimaticket, das aufs Stadtgebiet beschränkt ist und auf den Monat gerechnet 30,42 Euro kostet, nicht berücksichtigt werden. Sie zahlen weiter 82,30 Euro monatlich für ein ähnliches Angebot. Die Beschränkung auf Neukunden, die seit mindestens einem Jahr kein Abo mehr haben, ist Folge des gedeckelten Fördergeldes. Stadt und SWB begründen sie auch mit dem übergeordneten Ziel von Lead City, Autofahrer für den Umstieg zu gewinnen.

Eine Antragstellerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagte dem GA, bei den Servicecentern sei ihr gesagt worden, dass sie auf ihr Klimaticket zwei Monate warten müsse. Dazu sagte Schui: „Das muss ein Einzelfall gewesen sein. Wir bemühen uns um eine schnelle Prüfung und Bearbeitung, brauchen dafür allerdings unter Umständen einige Tage.“

In Abstimmung mit der Stadt sind die SWB für ein Marketingkonzept, das wohl im Februar an den Start gehen wird. Dass es nicht längst zu einer umfangreichen Bewerbung der neuen Angebote gekommen ist, begründen die SWB damit, dass erst seit Anfang Dezember die Förderbescheide des Bundes vorliegen, welche Projekte tatsächlich finanziell unterstützt würden.

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