"Der kleine Laden" Verkauf geht nach Umzug weiter

BONN · Unzählige Kunden hätten sie schon gefragt, wann "Der kleine Laden" denn umziehe oder schließe, erzählt Gisela Schruff-Tyrichter, Geschäftsführerin der Kinder- und Jugendbuchhandlung an der Budapester Straße.

Der Grund: Die Evangelische Kirche gibt den aktuellen Standort des Kirchenpavillons auf, der direkt an das kleine Bauwerk angrenzt, und zieht in einen Neubau an der Kreuzkirche. "Wir wollen aber hierbleiben", sagt Schruff-Tyrichter.

Seit 1950 gibt es die Buchhandlung, die von einem Verein getragen wird, der sich die Förderung guter Kinder- und Jugendliteratur zum Ziel gemacht hat. "Dadurch haben wir den großen Luxus, nicht wirtschaftlich sein zu müssen", sagt Schruff-Tyrichter, die seit 35 Jahren im "kleinen Laden" arbeitet. Gegründet wurde der Verein nach dem Zweiten Weltkrieg von Bonner Jugendverbänden, um einen Ort zu schaffen, an dem Kinder und Jugendliche "lesen können, was politisch neutral ist".

Damals sei es vor allem darum gegangen, die Buchhandlung frei von Nazi-Literatur zu halten. Heute sei das Ziel, gute Kinderliteratur anzubieten. "Es ist einfach schön, dass wir uns auch entscheiden, bestimmte Bücher des Mainstream nicht ins Regal zu stellen, wenn wir sie nicht für gut befinden."

Regelmäßig kommen Schulklassen und Kindergartengruppen zu Besuch. Der Laden wird dann geschlossen. Auch Informationsveranstaltungen für Eltern bieten die Mitarbeiter an. Und Kinderbuchgrößen wie James Krüss, Peter Härtling und Hans-Georg Noack haben dort schon gelesen. Sein Konzept hat dem Laden 2006 auf der Leipziger Buchmesse den Titel "Kinderbuchhandlung des Jahres" eingebracht. Deutschlandweit gebe es inzwischen nur noch eine Handvoll solcher Fachgeschäfte, die sich speziell auf Kinder- und Jugendliteratur konzentrierten, sagt Schruff-Tyrichter.

1950 begann alles mit einem kleinen Kiosk auf einem Trümmergrundstück am Markt/Ecke Brüdergasse. Mitte der 50er-Jahre zog der Laden um auf den Regimiusplatz. Seit 1959, also vor 55 Jahren, ist die Buchhandlung in einem eigens errichteten Ladenlokal zwischen Friedensplatz und Stadthaus untergebracht. Nachdem nun die Bauarbeiten am gegenüberliegenden Sparkassen-Neubaus abgeschlossen sind, haben die Betreiber auch den "kleinen Laden" renoviert.

"Viele Kunden glauben aber, dass wir in irgendeiner Form direkt zum Kirchenpavillon gehören und deswegen jetzt auch aus dem Ladenlokal raus müssen", sagt Schruff-Tyrichter. Der Pachtvertrag mit der Stadt laufe aber noch.

Derzeit gebe es auch keine konkreten Pläne seitens der Stadt, den Pachtvertrag zu kündigen, sagte Elke Palm vom Presseamt auf Anfrage. Allerdings sei schon seit einiger Zeit im Gespräch, das gesamte Areal mit dem Windeckbunker umzugestalten.

Sollten sich diese Pläne konkretisieren, würde das sicherlich bedeuten, dass die beiden Pavillons abgerissen werden und den Pächtern ein anderer Standort angeboten werde, so Palm. "Ein Umzug kommt für uns nicht infrage", sagt Gisela Schruff-Tyrichter. Sollte der Pachtvertrag nicht verlängert oder gekündigt werden, werde es den "kleinen Laden" nicht mehr geben.

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