Verkehrsunfallstatistik für Bonn Unfälle mit E-Bikes nehmen stark zu

Bonn · 2020 gab es in Bonn die niedrigsten Unfallzahlen seit mehr als zehn Jahren. Polizei kündigt mehr Fahrradkontrollen an

 Die Bonner Polizei verzeichnete in ihrem Zuständigkeitsbereich einen Anstieg der Fahrradunfälle.

Die Bonner Polizei verzeichnete in ihrem Zuständigkeitsbereich einen Anstieg der Fahrradunfälle.

Foto: dpa/picture alliance/Daniel Naupold/dpa

Die Verkehrsunfälle sind im Bereich des Polizeipräsidiums Bonn im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. „Aufgrund der pandemiebedingten Beschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger im letzten Jahr waren deutlich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs“, sagte der stellvertretende Polizeipräsident Andreas Koch anlässlich der am Mittwoch veröffentlichten Unfallstatistik. Allerdings gab es deutlich mehr Schwerverletzte und Unfälle mit E-Bike-Fahrern.

2020 gab es die niedrigsten Unfallzahlen seit mehr als zehn Jahren. In Bonn, dem linkshreinischen Rhein-Sieg-Kreis und den Kommunen Bad Honnef und Königswinter gab es 15.287 Verkehrsunfälle (-11,3 Prozent) und 2091 Verunglückte (-7,5 Prozent). Der überwiegende Teil waren Unfälle mit Sachschäden (88,5 Prozent). Bei 11,5 Prozent der Verkehrsunfälle sind Menschen verletzt worden. Die Zahl der Schwerverletzten ist hingegen um 16,7 Prozent auf 300 angestiegen, was aber in etwa dem zehnjährigen Durchschnitt entspricht. Ein Großteil des Anstiegs liegt an Unfällen im Radverkehr.

Radunfälle nehmen zu

Elf Millionen Fahrten registrierten die Fahrradzählstellen der Stadt Bonn 2020 – und damit fast anderthalb Millionen mehr als im Jahr zuvor. „Die Menschen haben die öffentlichen Verkehrsmittel gemieden“, so Koch. Man bemerke generell den Wandel, dass immer häufiger das Rad aus gesundheitlichen und Klimaschutz-Gründen genutzt werde. Das sorgte für einen Anstieg der Unfallzahlen bei Fahrrad-, aber vor allem E-Bike-Fahrern. 743 Unfälle gab es insgesamt im vergangenen Jahr (+5,7 Prozent), 128 Menschen wurden dabei schwer verletzt.

Zwar passierten nur 104 Unfälle mit E-Bikes, allerdings hat sich diese Zahl seit 2016 vervierfacht. Während die Zahl der verunglückten Senioren auf Fahrrädern bei rund 16 Prozent liegt, ist sie auf E-Bikes mehr als doppelt so hoch – der Hilfsmotor macht das Fahrrad auch für nicht so fitte Menschen attraktiver.

Viele Unglücke auf Handhabungsfehler zurückzuführen

„Viele Unglücke sind auf Handhabungsfehler zurückzuführen“, erklärte Michael Brockmann, Leiter der Direktion Verkehr. Die Räder seien schwerer und hätten einen längeren Bremsweg. „Deshalb empfehlen wir, vor oder nach dem Kauf eines Pedelecs ein Sicherheitstraining zu absolvieren.“ Er geht davon aus, dass die Unfallzahlen auch weiterhin steigen werden, da immer mehr E-Bikes genutzt würden. Um gegenzusteuern, will die Bonner Polizei künftig die präventiven Maßnahmen wie Trainings und Aufklärungskampagnen über die sozialen Medien, aber auch Fahrradkontrollen verstärken. „Auch wenn so etwas schwierig ist, wollen wir eine Verhaltensänderung bewirken“, so Brockmann.

Er ging auch auf teils sehr emotional geführte Debatten zwischen Fahrrad- und Autofahrern ein. Die Unfallursachen seien zu etwa gleichen Teilen Radfahrern wie anderen Verkehrsteilnehmern geschuldet. Wie schlimm ein Unfall endet, habe häufig mit der gefahrenen Geschwindigkeit zu tun. Ob stadtweites Tempo 30 sinnvoll sei, dazu wollte Koch sich nicht äußern. „Wir beteiligen uns nicht an politischen Diskussionen“, sagte er.

„Immer mehr Menschen steigen aufs Rad“

Dirk Lennertz, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bonn, wird da deutlicher. „Es ist eine unpopuläre Debatte, aber wir müssen die Zeichen der Zeit erkennen. Immer mehr Menschen steigen aufs Rad. Wenn man das Tempo senkt, sind Unfälle seltener.“ Verkehrsplaner müssten sich damit beschäftigen, den Platz zwischen allen Verkehrsteilnehmer mit Weitsicht aufzuteilen. Tempo 30 ohne stärkere Kontrollen sei sinnlos, aus seiner Sicht fehlt dazu aber das Personal. Gleiches gelte für die Trainings, die die Polizisten in Schulen und auch für Senioren anbieten.

Sechs Menschen starben 2019 im Straßenverkehr, 2020 waren es acht. Auch wenn die statistische Entwicklung nach unten gehe, „ist jeder Tote einer zu viel“, sagte Michael Brockmann. Zu 95 Prozent seien die Unfallursachen auf menschliche Fehler zurückzuführen, weshalb er große Hoffnungen in technische Innovationen setzt. „Mit immer besseren Assistenzsystemen werden Straßen sicherer.“

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