Nachhaltige Verkehrskonzepte Altstadt und Combahnviertel werden Modellviertel in Bonn

Bonn · Weniger Autos, mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer und Busse: Das ist der Plan. Wie er in der Bonner Altstadt und dem Beueler Combahnviertel umgesetzt werden könnte, darüber will sich die Stadt mit den Anwohnern austauschen. Geschätzte Kosten: 200.000 Euro.

 Der Frankenbadplatz ist ein beliebter Treffpunkt in der Bonner Altstadt.

Der Frankenbadplatz ist ein beliebter Treffpunkt in der Bonner Altstadt.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Verkehrswende schafft für Anwohner mehr grüne, belebte Plätze in ihrem Viertel und damit mehr Lebensqualität: Diese Botschaft der Stadt Bonn ist Teil ihres neuen Projekts „Bönnsche Viertel“. Gemeinsam mit Anwohnern der Altstadt und des Beueler Combahnviertels sollen nachhaltige Verkehrskonzepte entwickelt werden. Die Kosten für das Projekt, über das der Stadtrat am 9. Juni entscheiden soll, schätzt die Stadt auf 200.000 Euro.

Erste Ideen entwickelten in einem Workshop 60 Personen aus unterschiedlichen, städtischen Ämtern. Neben Maßnahmen, um den Autoverkehr in den Vierteln zu reduzieren und die Wege für Fußgänger, Radler und Busse zu verbessern, sollen auch öffentliche Räume begrünt oder anderweitig verschönert werden. „Um den Leuten zu zeigen: Ihr gewinnt auch etwas“, erklärt Giulia Pugnaghi, Leiterin des Programmbüros Mobilitätswende der Stadt Bonn. Das Frankenbad sei dafür ein positives Beispiel in der Altstadt.

Die Menschen, die in den Modellvierteln leben, sollen über Umfragen, Workshops und Infoveranstaltungen miteinbezogen werden. „Der Mitwirkungsprozess dient dazu herauszufinden: Was braucht ihr denn?“, sagt Pugnaghi. Mögliche Wünsche seien zum Beispiel fußläufig erreichbare Carsharing-Möglichkeiten oder Parkplätze in einer Tiefgarage.

Breitere Gehwege für Familien und ältere Menschen

Für Familien und ältere Menschen sollten in beiden Vierteln die Gehwege verbreitert werden, sagt Pugnaghi. Und für Radfahrer fehle im Combahnviertel noch eine Fahrradstraße, die an das Radwege-Netz gut angebunden ist.

Mit Hilfe von Tempolimits, Einbahnstraßen oder Zufahrtsbeschränkungen soll der Autoverkehr reduziert werden. Menschen, die in den Vierteln wohnen, Handwerker, Pflege- und Rettungsdienste sollen weiterhin Zugang haben, erklärt die Stadt.

Bonner Altstadt: Verkehrskonzept soll optimiert werden

„In der Altstadt haben wir schon ein gutes System“, sagt Pugnaghi. Einbahnstraßen und Tempo-30-Zonen machten das Viertel für Durchgangsverkehr unattraktiv. Trotzdem fahren Pugnaghi zufolge zeitweise noch viele Autos in Richtung Stadthaus durch die Altstadt, gerade während der Kirschblüte. In diesem Viertel gehe es um Optimierungen oder kleinere Eingriffe.

Im Combahnviertel ist laut Pugnaghi die Rheindorfer Straße stark von Durchgangsverkehr belastet. „Pendlerverkehr hat in den Wohnvierteln nichts zu suchen“, sagt sie. Er gehöre auf die Hauptverkehrsachsen in Richtung Autobahn. Die Grenzen des Projekts sind klar: Es fokussiert sich auf die Zusammenarbeit mit den Anwohnern bestimmter Viertel. Pendler mit dem Auto, die aus anderen Teilen Bonns oder gar anderen Städten kommen, können auf diesem Weg nicht erreicht werden.

Die neuen Verkehrskonzepte für die beiden Viertel sollen auch die Wege für öffentliche Verkehrsmittel, in diesem Fall Busse, freimachen. „Der ÖPNV ist das Rückgrat der Verkehrswende“, sagt die Leiterin des Programmbüros.

Das Projekt könnte nach Angaben der Stadt langfristig auch in anderen Bonner Vierteln stattfinden. „Das heißt aber nicht, dass jedes Viertel wie die Altstadt wird“, fügt Pugnaghi hinzu. Jedes Viertel habe schließlich individuelle Bedürfnisse.

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