Kommentar zur Sicherheit der Bonner Bahnen Vermeidbare Gefahr
BONN · So gut es ist, dass die Bonner Stadtwerke die Sicherheitslücke in ihren Bahnen jetzt geschlossen hat: In anderen Bundesländern könnte dergleichen jederzeit wieder passieren, warnt GA-Redakteur Nicolas Ottersbach.
Anfang des Jahres wirkte es noch sehr ambitioniert, alle 76 Bonner Straßen- und Stadtbahnen bis zum Jahresende mit der neuen Sicherheitsfahrschaltung (Sifa) auszustatten. Doch die Stadtwerke Bonn halten offenbar Wort, so wie es von der Technischen Aufsichtsbehörde NRW gefordert ist. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die Horrorfahrt der Linie 66 vor zwei Jahren viel schlimmer hätte enden können. Diese zugegebenermaßen unwahrscheinliche Sicherheitslücke des Totmannschalters, bei dem der Fahrer den Schalter blockiert, war bekannt, auch wenn etwas ähnliches noch nie vorgekommen war. Unter anderem deshalb gibt es in Fernzügen der Deutschen Bahn seit jeher das Zusatzsystem, bei dem der Fahrer aktiv zeigen muss, dass er noch reagieren kann. Man hätte also vorausschauend handeln können, tat es aber nicht. Schließlich funktionierte das in Straßenbahnen genutzte System jahrzehntelang einwandfrei.
Nun ließe sich argumentieren, dass auch Sicherheitsgurte und Assistenzsysteme in Autos erst lange nach ihrer Serienreife verpflichtend wurden. Unfallhäufungsstellen werden erst entschärft, wenn sich Unfälle häufen. Doch manchmal lässt sich eine Gefahr vermeiden, ohne dass man sie auf sich nehmen muss. Die Bonner Horrorfahrt mag sich in NRW nicht mehr wiederholen können, wohl aber in anderen Bundesländern. Es gibt zwar eine bundeseinheitliche Verordnung, die die Sicherheitseinrichtungen von Straßenbahnen regelt. Sie ist aber nicht überarbeitet worden.