Kommentar Vernünftiger Kompromiss

Bonn · Dass eine Gewerkschaft sich für die Rechte und den Schutz von Arbeitnehmern einsetzt, liegt in der Natur der Sache. Dass ihr die verkaufsoffenen Sonntage ein Dorn im Auge sind, ist deshalb verständlich.

Auch die Kirchen sind damit nicht glücklich. Doch für den Handel ist die Sonntagsöffnung seiner Läden mittlerweile ein nicht zu unterschätzender Image- und Wirtschaftsfaktor. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die immer stärker werdende Konkurrenz des Onlinehandels, der rund um die Uhr geöffnet haben darf, den Kaufleuten mehr und mehr zu schaffen macht. Eine Konkurrenz, die damit die Urbanität einer Innenstadt, die von der Vielfalt der Geschäftsangebote lebt, gefährdet.

Vor diesem Hintergrund war es vernünftig, dass sich in Bonn die Verwaltung, Kirchen, Gewerkschaften und der Einzelhandel an einen Tisch gesetzt und in der Frage der verkaufsoffenen Sonntage einen Kompromiss ausgehandelt haben. An drei von maximal vier möglichen Sonntagen dürfen die Kaufleute in der Bonner City im Rahmen einer besonderen Veranstaltung ihre Läden öffnen. Ein Kompromiss, mit dem alle Beteiligten bisher gut leben konnten. Warum die Gewerkschaften jetzt ausscheren und wieder in die alte Kerbe hauen, bleibt schleierhaft. Ihre Argumente klingen jedenfalls nicht überzeugend.

Den Kaufleuten ist es nicht zu verdenken, dass sie nach dem Wegzug der Klangwelle aus der City nach einer neuen Veranstaltung Ausschau gehalten haben, um diesen verkaufsoffenen Sonntag fortsetzen zu können. Daraus machen sie auch keinen Hehl. Auch nicht daraus, dass "Bonn leuchtet" durchaus noch Entwicklungspotenzial hat. Aber ein bloßes Anschalten von Leuchtmitteln, wie die Gewerkschaften polemisieren, war die Veranstaltung sicherlich auch nicht.

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