In Syrien entführt Verschleppte Bonnerin und ihr Baby sind wieder frei

Berlin · Fast ein Jahr lang war die aus Bonn stammende Journalistin Janina F., 28, in Syrien in Geiselhaft – gemeinsam mit ihrem dort im Dezember zur Welt gekommenen Kind. Laut Focus wurde sie von Kämpfern des sogenannten Islamischen Staates entführt.

 Die aus Bonn stammende Journalistin befand sich auf Recherchereise in dem Bürgerkriegsland Syrien.

Die aus Bonn stammende Journalistin befand sich auf Recherchereise in dem Bürgerkriegsland Syrien.

Foto: dpa

Am Mittwoch kam dann, wie berichtet, die erlösende Nachricht: „Die deutsche Staatsangehörige, die im letzten Jahr in Syrien verschwunden war, ist heute freigekommen und hat die Grenze in die Türkei überquert“, so eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes (AA). „Die Deutsche und ihr Kind sind den Umständen entsprechend wohlauf und befinden sich in der Obhut deutscher Konsularbeamter und Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes.“

Die Bundesregierung sei erleichtert über den guten Ausgang dieses Falles in einer außerordentlich schwierigen Gesamtlage in Syrien, teilte die AA-Sprecherin weiter mit. Die deutsche Botschaft in Ankara bereite nun die Rückkehr der Frau mit ihrem Kind – ob Junge oder Mädchen, darüber gibt es unterschiedliche Angaben – nach Deutschland vor. Der Krisenstab habe sich intensiv um eine Lösung des Falls bemüht. „Wir danken der türkischen Regierung und unseren internationalen Partnern für die Unterstützung.“

Wie in jedem Entführungsfall, in dem sich der deutsche Staat um die Freilassung von Geiseln bemüht, hüllt sich die Bundesregierung in Schweigen darüber, ob Lösegeld gezahlt wurde, und wenn ja, in welcher Höhe. In den vergangenen Monaten kursierten Meldungen im Internet, wonach die Entführer fünf Millionen Euro gefordert hätten, dann war die Rede von deutlich höheren Beträgen. Ebenfalls keine Auskunft gab das AA darüber, wer die Reporterin entführt hatte, die unter anderem für den NDR, die Zeit und das Magazin der Süddeutschen Zeitung berichtete, häufig über die deutsche Islamistenszene.

Im Februar dieses Jahres hatte der Focus gemeldet, dass Janina F. 2015 von einer Komplizin der beiden aus Bonn stammenden Dschihadisten Yassin und Mounir Chouka mit dem Versprechen von Exklusivinformationen über islamistische Kämpfer nach Syrien gelockt worden sei. Ein Islamismusexperte, der namentlich nicht genannt werden will, sagte dem GA, die Frau und Janina F. kannten sich aus Bonner Schulzeiten.

Laut Focus soll die damals 27-jährige Reporterin in Syrien von Anhängern der Al-Kaida-nahen Nusra-Front, die sich mittlerweile Fatah-al-Scham nennt und für einen islamistischen Staat kämpft, entführt worden sein. Dazu passten jedoch nicht die Meldungen, die am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter liefen: Ein Nusra-Mitglied hatte dort auf Englisch getwittert, dass seine Miliz „ein Gefängnis gestürmt, die Journalistin befreit und die meisten Gruppenmitglieder verhaftet hat“. Um wen es sich dabei handelte, sagte er nicht. „Diese Darstellung ist merkwürdig, denn bislang hat die Nusra-Front nie Meldungen dementiert, dass Janina F. von ihnen gefangengehalten und Lösegeld verlangt wurde“, so der Experte zum GA. Jetzt stelle sich die Dschihadistenmiliz als Befreier und Beschützer der deutschen Geiseln dar.

Auch wenn die deutsche Dschihadistenszene, von denen ein Teil die Terrormiliz IS, der andere wie die Choukas Al-Kaida unterstützt, bestens vernetzt ist, wie der Fall Janina F. belegt, können die beiden Brüder nicht direkt an der Entführung der Journalistin beteiligt gewesen sein: Bereits Anfang 2015 soll Yassin Chouka im Iran ums Leben gekommen sein. Mounir soll dort im Gefängnis sitzen.

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