Bewerbung bei Autohaus in Warstein Versöhnung nach Diskriminierung von Bonner Flüchtling

Bonn/Warstein · Ein klärendes Gespräch brachte nun Versöhnung im Fall der Diskriminierung eines Bonner Flüchtlings in einem Autohaus in Warstein. Der Geschäftsführer entschuldigte sich und bot eine Entschädigung an.

 Ein klärendes Gespräch brachte die endgültige Versöhnung.

Ein klärendes Gespräch brachte die endgültige Versöhnung.

Foto: dpa

Der Vorfall schlug in den sozialen Netzwerken große Wellen: Ein Bonner Flüchtling bewarb sich in einem Autohaus in Warstein um einen Ausbildungsplatz und wurde mit einer diskriminierenden Äußerung eines Mitarbeiters abgelehnt: "Ich empfehle Ihnen eher, in Ihr Land zurückzugehen, da der Krieg beendet ist." Der Geschäftsführer des Autohauses drückte nun nochmal in einem klärenden Gespräch sein Bedauern über diesen Vorfall aus und bot eine Entschädigung an.

Der in Bonn lebende Syrer H. (möchte anonym bleiben) kam vor knapp zwei Jahren als Kriegsflüchtling nach Deutschland. Nach dem Vorfall im Autohaus wandte sich der 26-Jährige an den Leiter der Bonner Dr. Moroni Stiftung, Ramy Azrak. Die Stiftung arbeitet für die Integration bildungsbenachteiligter Jugendlicher und setzt sich zudem für Jugend- und Flüchtlingsprojekte ein.

Azrak nahm in seiner Vermittlerrolle Kontakt zum Autohaus auf und lud den Geschäftsführer Carsten Budde zu einem klärenden Gespräch ein. Schon in einem vorherigen Telefonat drückte der Autohausbesitzers vor Azrak sein Bedauern über die Art und Weise des Umgangs mit dem Syrer aus. Er wollte dem Flüchtling auch die Möglichkeit auf ein Bewerbungsgespräch geben. Dazu kam es jetzt aber nicht. "H. sieht keine Zukunft mehr in dem Unternehmen", sagt Azrak.

Dennoch war das Gespräch, das jetzt im Bildungszentrum der Dr. Moroni Stiftung in Bonn stattfand, von allen Seiten versöhnlich, wie Azrak am Mittwoch dem General-Anzeiger mitteilte. H. nahm wegen eines anderen Termins daran jedoch nicht teil. "H. sieht ein , dass ein Fehler eines Mitarbeiters nicht die Existenz eines Unternehmens mit 26 Mitarbeitern gefährden sollte", berichtet Azrak.

Geschäftsführer bezahlt Bildungsmaßnahme

Wie Azrak weiter berichtet, entschuldigte sich Geschäftsführer Budde in dem Gespräch noch einmal für das Verhalten seines Mitarbeiters gegenüber des Syrers. Er engagiere sich selbst in Warstein für einen Verein, der sich unter anderem für Flüchtlinge einsetzt. Budde sei bereit, H. eine Bildungsmaßnahme in Höhe von 200 Euro zu bezahlen. Zudem brachte er zwei Tickets für ein Heimspiel des 1. FC Köln mit. Er selbst war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.

Die Anti-Diskriminierungsstelle Deutschland bestätigte der Dr. Moroni Stiftung vor dem Gespräch, dass schon Anzeichen für eine Diskriminierung ausreichen, um drei Monatsgehälter vom Unternehmen einzufordern. "Wir sehen aber aufgrund der positiven Reaktion der Geschäftsführung davon ab, rechtlich gegen das Autohaus vorzugehen", so Azrak.

Die Bildungsmaßnahme nehme H. gerne an, sagt Azrak. Mit Unterstützung der Stiftung suche der Flüchtling weiterhin engagiert nach einer Ausbildungsstelle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort