Kommentar Vertrauen verspielt

Bonn · Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht - den Beweis für diese These hat der Oberbürgermeister zum wiederholten Mal angetreten.

Grundsätzlich hat Jürgen Nimptsch ja Recht, wenn er sagt, dass Bonn endlich ernsthaft sparen muss. Grundsätzlich ist es ja eine gute Idee, einflussreiche Köpfe aus der Stadtgesellschaft mit ins Boot zu nehmen, sich ihren Rat und bestenfalls ihre Unterstützung zu sichern. Und grundsätzlich ist ja zu verstehen, dass der Oberbürgermeister sich Verbündete in einem Kampf sucht, den er im Stadtrat fast immer verloren hat, sobald es um schmerzhafte Einschnitte für die Bürger ging.

Aber eben nur: grundsätzlich. Im Detail ist sein Vorgehen dilettantisch. Ein solche Diskussionsrunde zu organisieren, ohne die Ratsfraktionen zumindest zu informieren, lässt jeden politischen Instinkt vermissen. Dass er dabei angeblich nur sattsam bekannte Rahmenbedingungen für Sparmaßnahmen erläutern wollte, klingt nicht sehr glaubhaft: Warum dann der Hinweis auf Vertraulichkeit in der Einladung? Und warum der fast schon konspirative Treffpunkt im abgeschirmten Kanzlerbungalow?

Es ist wie bei seinen Vorstößen zur Opernfusion mit Köln, zu Bürgerbefragungen oder zu Nachverhandlungen des Berlin/Bonn-Gesetzes, die allesamt nicht mit dem Rat abgestimmt waren und scheiterten. Nimptsch ist ein Querdenker. Das zeichnet ihn aus. Aber er ist ein Querdenker ohne Geschick. Sein jüngster Fehltritt zerrüttet sein Verhältnis zu den Fraktionen noch stärker - und das ausgerechnet vor den wichtigen Haushaltsberatungen, die ohnehin vom Oberbürgermeisterwahlkampf überschattet zu werden drohen. Nimptsch will 2015 kein zweites Mal antreten. Und das ist wohl auch gut so.

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