Entdeckung in Bad Godesberg Mehr als 300 Tauben in einem Transporter

Bonn · Das Bonner Tierheim hat 314 Tauben aufgenommen, die in einem Transporter gefunden wurden. Die Tiere sollten wohl ins Ausland gebracht werden.

Das Veterenäramt brachte 314 beschlagnahmte Tauben ins Bonner Tierheim. Viele sind sogenannte Qualzuchten und somit erheblich in ihrem arttypischen Verhalten eingeschränkt.

Das Veterenäramt brachte 314 beschlagnahmte Tauben ins Bonner Tierheim. Viele sind sogenannte Qualzuchten und somit erheblich in ihrem arttypischen Verhalten eingeschränkt.

Foto: Meike Böschemeyer

Das ohnehin schon gut gefüllte Bonner Tierheim Albert Schweitzer hat vorübergehend rund 300 neue Bewohner: Bei einem Einsatz der Polizei wurden in einem Transporter in Bad Godesberg 314 Tauben entdeckt und das Veterinäramt verständigt. Das Tierheim veröffentlichte am Mittwoch einen Facebook-Post, in dem sie den besonderen Fund mit ihren Followern teilten. „Die Tiere waren, so wie es aussieht, seit Tagen in kleinen Kisten eingepfercht“, sagt Sabine Kallergis, Beirätin des Tierheims. Nach Auskunft des städtischen Veterinäramts sollten die Tiere wohl ins Ausland gebracht werden.

„Ein Fund dieser Größenordnung kommt zum Glück nicht oft vor“, sagt die Tierheim-Mitarbeiterin. Unter den rund 300 Tieren sind mehrere unterschiedliche Arten: „Das sind allesamt Zier- und Zuchttauben“, so Kallergis. Fast alle Tiere hätten zu kleine Schnäbel, sodass es für sie nicht möglich sei, ihren eigenen Nachwuchs aufzuziehen. Andere Tauben hätten so wildes, langes Gefieder, dass sie kaum sehen könnten. Wieder andere Tiere gehörten einer alten Fleischtaubenrasse an und seien deshalb so schwer, dass sie nicht fliegen können. Die Tauben stammen fast allesamt aus sogenannten Qualzuchten.

Tauben sind in stabilem Zustand

„Den Züchtern geht es darum, immer mehr Extreme bei den Tieren zu schaffen, neue Formen und auch neue Farben zu kreieren“, sagt Kallergis. Dies sorge für höhere Preise auf dem Markt. Dass die Tiere dabei Gendefekte erlitten und beispielsweise teilweise sehbehindert seien, werde dabei in Kauf genommen. Abgesehen von den Folgen der Qualzucht seien die Tauben aber in stabilem Zustand. „Wir gehen davon aus, dass sie alle überleben“, so Kallergis. Ein Tierarzt habe die Tiere bereits untersucht.

Das Problem sei nun, dass das Tierheim eigentlich keinen Platz hat, um 300 Vögel unterzubringen. Derzeit seien die Tauben in einem Zwinger untergebracht und werden dort versorgt. Mehrere Tierschützer hätten sich bereits gemeldet, um einige der Tiere bei sich unterzubringen, und andere Tierheime aus der Region hätten ebenfalls angekündigt, kleinere Mengen zu übernehmen, so Kallergis. Der Platz sei jedoch weiterhin begrenzt: „Wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr Tierfreunde melden, die Tauben bei sich aufnehmen können.“

Ein weiterer Fall mit Kampfhühnern

Erst vor gut einem halben Jahr hatte das Veterinäramt 24 Hennen, Hähne und Küken einer Kampfhuhnrasse beschlagnahmt und ebenfalls vorübergehend im Tierheim untergebracht. Die Tiere, die auf einem Grundstück an der Ecke Siegburger- und Reinold-Hagen-Straße sichergestellt wurden, hatten die Besitzer ebenfalls in kleinen Holzkästen gehalten.

Ob die Tiere zu Kampfzwecken gehalten wurden, war damals nicht bekannt. „Die Tiere kamen verwahrlost und fast ohne Federn bei uns an“, sagte Tierheimleiterin Julia Zerwas und sprach von einer „schrecklichen Tierquälerei“. Auch diese Vögel wurden vergangenen Juni weitervermittelt, kamen zu einem Geflügel-Gnadenhof und auch zu Privatpersonen.

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