Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Videoblogger Marko: Der Mann für die Peinlichkeiten im Netz

BONN · Montags sichtet Marko das gut gefüllte Mailpostfach und schreibt ein Skript, dienstags steht er in seinem Hardtberger WG-Zimmer vor der Kamera, mittwochs geht die Sendung in den Schnitt und donnerstags veröffentlicht er sie auf YouTube.

 In seinem WG-Zimmer auf dem Hardtberg entstehen die Beiträge zu Fehltritten im Internet auf Markos YouTube-Kanal "VirisWelt".

In seinem WG-Zimmer auf dem Hardtberg entstehen die Beiträge zu Fehltritten im Internet auf Markos YouTube-Kanal "VirisWelt".

Foto: Barbara Frommann

Der 25-Jährige, dessen Nachname der Redaktion bekannt ist, ist der Star seiner eigenen kleinen Internet-Show "Warum postest du das?" (WPDD). Er hat 25.000 Abonnenten auf seinem Kanal "VirisWelt" und Tausende Follower auf anderen Social Media Plattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram. Markos beliebteste Videos füllen mit rund 30 000 Zuschauern problemlos die Bayarena in seiner Geburtsstadt Leverkusen.

Misslungene Selfies (selbstgemachte Bilder mit dem Handy oder Smartphone), die inflationäre Benutzung des Hashtags #yolo (Abkürzung für "You only live once", zu deutsch "Man lebt nur einmal"), vor Rechtschreibfehlern strotzende Facebook-Posts und zu viel nackte Haut auf Instagram sind Futter für Markos fünfminütige YouTube-Glosse.

"Ich bekomme am Tag um die 30 Mails mit Material oder beziehungsweise Screenshots für die Sendung." Bevor er die Social-Media-Fehltritte in der Sendung vorführt, überprüfe er die Privatsphäre-Einstellungen des dazugehörigen Facebook-Profils. "Wenn die Posts auch so für die Öffentlichkeit frei zugänglich sind, verwende ich sie in meinen Videos." Namen und Gesichter werden zensiert. Er wolle sich mit WPDD nicht nur lustig machen, sondern auch Gewissenhaftigkeit vermitteln. "Die jungen Leute sollen verstehen, dass sie aufpassen müssen, was sie über sich preisgeben."

Aus großen Klickzahlen folgt große Verantwortung: Den überwiegenden Teil seiner Zeit online verbringt Marko jedoch nicht mit der Vorbereitung seiner Sendung, sondern der Beantwortung von Zuschauerfragen. "Ich werde täglich bestimmt 200 Mal kontaktiert, überwiegend von Leuten, die meinen Rat zu bestimmten Themen wollen." Er versuche dann so gut es gehe weiterzuhelfen, gestehe sich aber auch ein, dass er nicht immer der beste Ansprechpartner sei.

"Fragen drehen sich oft um Schule, dazu habe ich absolut keinen Bezug mehr, ich bin seit 2006 in keine mehr gegangen", so der gelernte Glas- und Gebäudereiniger. Er ist in Köln-Mülheim, Bergisch Gladbach und Odenthal aufgewachsen, war drei Jahre bei der Bundeswehr und lässt sich jetzt zum Webdesigner ausbilden.

Da er aber selbst Erfahrungen mit Mobbing habe machen müssen, gebe er gern Tipps, wie man damit umgehe. Trotzdem frage er sich manchmal, ob er überhaupt in der Position sei, qualifizierte Antworten zu geben. "Es gibt Menschen, die bezeichnen mich als Vorbild. Ich weiß, dass ich Verantwortung habe, mit dem, was ich tue."

"Youtuben" ist nicht zwangsläufig brotlose Kunst: Mittlerweile verdient sich Marko mit seinen Videos ein bisschen was dazu. Er ist bei einem Netzwerk unter Vertrag und verkauft Merchandise-Artikel. Die farbigen T-Shirts zieren Haartolle und Hornbrille, Markos Markenzeichen. "Ein Fan hat das Logo kreiert", sagt er. Geld zu verdienen, sei aber nie das Ziel gewesen. "Es geht um Spaß." Wenn man den Prognosen und Statistiken, die die Video-Plattform ihm regelmäßig ausspuckt, Glauben schenkt, könnte Marko in einem Jahr durch Werbeanzeigen und "Product Placement" von "VirisWelt" leben. Das verlocke ihn aber keinesfalls zu überstürzten Handlungen: "Die Ausbildung mache ich auf jeden Fall zu Ende."

Seine Großeltern, bei denen er aufgewachsen ist, unterstützen ihn bei seiner zeitfressenden Freizeitbeschäftigung, "es war aber nicht besonders einfach, zu erklären, was genau ich da mache", lacht er. Vor gut einem Monat wurden im Düsseldorfer Capitol Theater "Die Oscars der Generation YouTube" vergeben. Marko saß als Nominierter im Zuschauerraum, ging dann aber leer aus. Wer weiß, vielleicht kann er im nächsten Jahr der Academy danken.

Info

Der Kanal von Marko ist auf www.youtube.com/user/VirisWelt zu sehen.

Typisch bönnsch

Das sagt Marko über seine Heimat:

An Bonn gefällt mir die Innenstadt. Man sieht dort so viele junge Menschen mit ganz unterschiedlichen Kleidungsstilen.

Ich vermisse ein abwechslungsreiches Nachtleben.

Mein Lieblingsplatz ist der Hofgarten, um mal richtig zu entspannen.

Typisch bönnsch ist für mich die rheinische Locker- und Weltoffenheit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort