Nach der Bundestagswahl Viel Skepsis gegenüber der großen Koalition

BONN · Große Koalition? Rot-Rot-Grün? Oder vielleicht sogar Schwarz-Grün, wie derzeit die Bonner Ratskoaltion? Das Ergebnis der Bundestagswahl lässt viele Konstellationen zu. Was denkt die Parteibasis?

Gabriele Klingmüller aus der SPD-Fraktion sind die "größten politischen Übereinstimmungen" am wichtigsten. Ganz oben auf Klingmüllers politischer Agenda steht der flächendeckende Mindestlohn. "Alle möglichen Koalitionen haben ihre Vor- und Nachteile", sagt die 63-jährige Lehrerin.

Sie gibt aber zu, auch für Rot-Rot-Grün offen zu sein: "Weil mir wichtig ist, mit welcher anderen Partei wir unsere wesentlichen Inhalte vor allem der sozialen Gerechtigkeit durchsetzen können." Einer großen Koalition steht sie eher kritisch gegenüber.

Horst Geudtner meint, "dass wir uns das nicht noch mal antun sollten". Der Juniorpartner komme bei einer großen Koalition immer schlecht weg, so der SPD-Ratsherr. Und Rot-Rot-Grün? "Ich gebe zu, dass ich nicht hundertprozentig abgeneigt bin, mit der Linken zu koalieren. Aber ich denke, dass es dafür noch zu früh ist - zumal man sich schon früh dagegen festgelegt hatte."

Seine Parteigenossin Gieslint Grenz will die Wahlergebnisse "erst einmal sacken lassen". Die 55-jährige Stadtverordnete hätte mit einem besseren Ergebnis für ihre Partei gerechnet.

Grünen-Ratsfraktionschef Peter Finger lacht, als er nach der Möglichkeit eines schwarz-grünen Bündnisses auf Bundesebene gefragt wird. "Bonn ist nicht Berlin", sagt er. Nichtsdestotrotz empfiehlt er seinen Parteifreunden an der Spree, wenigstens ein Gespräch mit Angela Merkel zu führen.

"Das wäre für mich das Mindeste, dass man sich trifft und überlegt, was es an Gemeinsamkeiten gibt und wo man niemals zusammenkommen kann. Es sollte auf allen Ebenen - ob Stadt, Land oder Bund - damit Schluss gemacht werden, Konstellationen von vorn herein auszuschließen", so Finger.

Das gelte auch für Rot-Rot-Grün. Inhalte hätten Vorrang. Grünen-Mitglied Petra Merz gibt ihm recht. "Wir haben im Bündnis mit der SPD keine neue Gesamtschule in Bonn durchsetzen können, mit der CDU sind es zwei", betont die Geschäftsführerin der Ratsfraktion.

Für Grünen-Parteisprecher Martin Heyer ist eine schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene absolut unrealistisch. "Inhaltlich liegen Welten zwischen beiden Parteien", erklärt er. Auch spreche strategisch einiges dagegen. Für ihn läuft alles auf eine schwarz-rote Koalition hinaus, "weil Merkel die SPD für den Bundesrat braucht".

Grünen-Ratsherr Stefan Freitag glaubt ebenfalls nicht an ein schwarz-grünes Bündnis auf Bundesebene zum jetzigen Zeitpunkt. "Es könnte vielleicht in vier Jahren klappen", meint er. "Das hängt ganz davon ab, ob wir Personen an der Spitze haben, die ein Stück weit die Werte der CDU mittragen können."

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