Kulturwochenende in der grünen Spielstadt Viel zu entdecken für Alt und Jung

Dransdorf · Mitten in Bonn, ganz versteckt auf dem Dransdorfer Berg, liegt ein Gartenparadies. Kennt man sie nicht, findet man sie kaum, die grüne Spielstadt des Wissenschaftsladens Bonn. Im Jahr 2000 als Ausstellungsgelände der Expo Hannover genutzt, ist der Garten heute Veranstaltungsort und grüne Oase für Kinder.

 Ein Platz im Grünen: In der Spielstadt lassen die Besucher Kunst aus Weidenzweigen entstehen.

Ein Platz im Grünen: In der Spielstadt lassen die Besucher Kunst aus Weidenzweigen entstehen.

Foto: Müller

"Meine Kinder können sich hier frei bewegen, spielen und alles erkunden. Den letzten Kindergeburtstag haben wir hier gefeiert", sagte Carolin Rickers am Sonntag beim Kulturwochenende.

Riesige Skulpturen aus Weidenzweigen prägen das Bild im Garten, hier ein brütender Vogel, dort ein Gang in Form einer Schnecke, ein Stück weiter eine Naturpergola. Ausgewachsene Weiden recken sich in den Himmel und entwachsen kreisrunden Formen aus Baumrinde. Sie spenden Schatten und sollen "die Vergänglichkeit allen menschlichen Schaffens und außerdem die natürliche Größe der Weiden zeigen", erklärte Bernd Assenmacher vom Wissenschaftsladen Bonn.

Die Korbflechterin Dorette Haufler zeigte Kindern, was sonst noch alles aus Weidenzweigen entstehen kann. Im Gegensatz zu den Skulpturen im Garten nimmt sie für ihre Körbe und Figuren tote Zweige: "Die Zweige, die ich nutze, wurden vor etwa einem Jahr geerntet und zwei Wochen in Wasser aufgeweicht. Jetzt sind sie extrem biegsam, und selbst kleine Kinder können schnell und einfach zu einem Ergebnis kommen", erläuterte sie. Die grüne Spielstadt kooperiert bei ihren Kulturwochenenden mit der Brotfabrik, die die Veranstaltungen mit Theater und Musik begleitet. Jede Musik- oder Theatergruppe könne sich um einen Auftritt in der Spielstadt bei ihnen bewerben, es gebe noch zwei Veranstaltungen im August, erklärte Jürgen Becker von der Brotfabrik.

Einzige Voraussetzung: Die Künstler müssen ohne Strom auskommen, denn den gibt es im Garten ebenso wenig wie fließendes Wasser. Das war auch für den Pizzabäcker Daniele Grivel kein Problem: Letztes Jahr entdeckte er den Lehmbackofen des Gartens an so einem Sonntag und war Feuer und Flamme, hier einmal Pizza backen zu dürfen. Gestern war es soweit und Daniele versorgte "geduldige Kunden mit viel Zeit" mit frischer Pizza, deren Erlös der Spielstadt zugute kommt. Auch schon am Samstagabend zum Auftritt des Klezmerduos "Spehl & Brinkmann" war die Stadt gut gefüllt.

"Erstaunlicherweise ist die Akustik hier im Garten einmalig", wunderte sich Jürgen Becker. "Legen die Musiker wie die beiden Klarinettisten am Samstag erst einmal los, bekommt das Ganze im Halbdunkel des Gartens eine bedächtige, fast magische Atmosphäre." Am Sonntag hingegen standen die Kinder im Mittelpunkt: Sie konnten am Bohnenprojekt weiterarbeiten, das sie im April angefangen hatten und dabei Kurzgeschichten lauschen.

Eine Besucherin sah dem Treiben vom Schatten eines Weidenpavillons aus zu: Lieselotte Knels ist eine von denen, die den Garten vor fast 20 Jahren mit einer Initiativgruppe aufgebaut hatte. Vieles habe sich verändert, "aber der Garten wird ja heute nicht mehr zu Ausstellungszwecken, sondern zum Benutzen und Spielen verwendet", sagte sie. "Das Wichtigste ist: Der Garten und auch das Messdorfer Feld müssen bleiben. Genau hier ist eine Luftschneise, die die Stadt mit frischer Luft versorgt. Es ist ungemein wichtig, nicht nur um der Kinder und des Gartens willen, dass hier nicht gebaut wird", meinte sie.

Die Spielstadt

Jedes erste Wochenende im Monat von April bis September ist die Spielstadt sonntags für Familien und am Freitag- und Samstagabend mit Theater und Musik für Erwachsene geöffnet. Mehr als 30 Weidenskulpturen wachsen auf 4500 Quadratmetern, dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei Im Dransdorfer Feld. Die Spielstadt kann auch für Geburtstage oder Klassenfeiern gemietet werden: www.gruene-spielstadt.de

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