Kreuzbergkirche Viele Pilger beten auf der Heiligen Stiege

BONN · Jahr für Jahr ist die Kreuzbergkirche für viele gläubige Christen aus Bonn und der Region an Karfreitag ein beliebter Pilgerort. Auch gestern machten sich viele Besucher trotz des Schneefalls und eisiger Kälte auf, um auf ihrer Rückseite die 28 Stufen der Heiligen Stiege auf Knien und im Gebet versunken bis hinauf zum Jesuskreuz zu besteigen und dabei das Passionsgeschehen nachzuempfinden. Der Bau, in dem sich die Heilige Stiege befindet, symbolisiert den Palast von Pontius Pilatus.

Die Geste des Kniens werde jedoch oftmals fehlinterpretiert, erklärte Pfarrer Meik Schirpenbach. "Die kniende Bewegung ist nicht etwa ein Zeichen von Demut, wie gemeinhin angenommen wird. Es symbolisiert die Geste Gottes, wenn er sich zu den Armen und Schwachen niederbeugt. Man macht sich also mit Gott klein, um dem anderen nahe zu sein."

Der Stadtjugendseelsorger brach am Vormittag mit rund 20 Begleitern auf, darunter Gemeindemitglieder, aber auch historisch interessierte, nicht-religiöse Menschen, um den Aufstieg zu beschreiten. Er führte von der Clemens-August-Straße entlang des Wallfahrtsweges vorbei am Poppelsdorfer Friedhof bis hinauf zur Karfreitagszeremonie an der Kreuzbergkirche. "Es ist erstaunlich, aber die Kreuzbergkirche ist vielen Bonnern unbekannt", sagte Schirpenbach. Dabei sei die Stiege, die von Balthasar Neumann nach römischem Vorbild der "Scala Santa" erbaut wurde, nach dem Münster und der Doppelkirche in Schwarzrheindorf schon aus kunsthistorischer Perspektive das wichtigste Bonner Bauwerk.

Auch Anja, die den Aufstieg mitmachte, lebt schon einige Zeit in Bonn. "Ich war schon oft auf dem Kreuzberg, aber heute zum ersten Mal in Form eines Pilgerganges." Immer wieder machte Schirpenbach unterwegs Halt, um religiöse Hintergründe zu Karfreitag und Ostern zu erklären.

Dabei stellte er auch praktische Bezüge zu Themen wie Leiden und Tod, aber auch Leidenschaft und Liebe her und verriet Details zur regionalgeschichtlichen Bedeutung des Kreuzbergs. "Der meist bewanderte Berg in Bonn ist nicht etwa der Drachenfels, sondern der Kreuzberg", sagte Schirpenbach. Die vielen Hohlwege, die sich durch ihre häufige Benutzung tief in und um den Ort zögen, bewiesen dies. "Es ist genau das Richtige, um vom Alltag abzuschalten und sich auf Ostern einzustimmen", sagte Hans-Peter Lüttenberg. Der Bonner schloss sich dem Kreuzberggang wegen der religiösen Bedeutung an, die Karfreitag für ihn hat. Die Stiege wolle er aber nicht auf Knien besteigen. Laut Schirpenbach sei das aber auch gar nicht so wichtig.

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