Internationaler Gottesdienst in Bonn Vielfalt gegen Einfalt

BONN · Während draußen das Bonn-Fest ausklang, füllten sich im Bonner Münster am Sonntagabend alle Bänke. Am Ende mussten viele Besucher stehen. Sie alle wollten teilnehmen am internationalen Gottesdienst, der Teil der bundesweiten Interkulturellen Woche ist unter dem Motto "Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt".

 Interkulturell: Menschen vieler Nationen gestalteten den Gottesdienst im Bonner Münster.

Interkulturell: Menschen vieler Nationen gestalteten den Gottesdienst im Bonner Münster.

Foto: Horst Müller

Eingeladen hatten der Katholische Stadtdekanat und der Katholikenrat Bonn. Und vielfältig war der Gottesdienst tatsächlich: Man sah sowohl Nonnentracht als auch Burka, der Chor der englischsprachigen Gemeinde St. Thomas More sorgte für die Musik, nigerianische und vietnamesische Ordensfrauen verlasen die Fürbitten.

Zu Beginn des Gottesdienstes sorgten zwei Flüchtlinge für tiefe Betroffenheit. Sichtlich schwer fiel es der aus dem Iran stammenden Zoreh, von ihrem Schicksal zu berichten. Seit zwei Jahren lebt sie mit Mann und Tochter in Niederkassel. Unter Tränen sagte sie auf Deutsch, dass es im Iran keine Freiheit der Religionen gebe. Sie dankte Deutschland, das sie so herzlich aufgenommen habe.

Dank eines Dolmetschers konnte auch der 33-jährige Katholik Elic Bedrous zur Gemeinde sprechen. Nach langer Flucht über das Meer und mit Schleppern aus dem syrischen Latakia erreichte er im Juli Bonn. Er erinnerte daran, wie schnell man sich im Urlaub nach heimischen Dingen sehnt, und dass Menschen wie er nicht wissen, ob sie je wieder syrisches Brot essen oder die syrische Sonne genießen können.

"Ich bin geflüchtet vor Angst, Tod, Folter und Bomben", sagte der junge Mann. Seine sechs Geschwister leben noch in Syrien, auch sie sollen die gefährliche Flucht Richtung Europa antreten. Um solche Menschen ging es auch Monsignore Wilfried Schumacher in seiner Predigt: Man müsse voneinander lernen und Berührungsängste überwinden. Angst vor dem Fremden sei fehl am Platz, denn ein "ängstliches Verkriechen hinter Mauern" raube auch der Kirche ihre Identität. Daher benötige eine internationale Stadt wie Bonn mit seinen 176 Nationen nicht nur eine Willkommens-, sondern auch eine Integrationskultur.

Wie die aussehen kann, zeigte anschließend das Zusammenkommen im Kreuzgang, wo sich Menschen aus aller Herren Länder unterhielten. Sehr zur Freude von Pastoralreferentin Brigitte Schmidt und Dorothee Schwüppe, Vorsitzende des Bonner Katholikenverbandes. Sie hatten den Kontakt zu jenen hergestellt, die den Gottesdienst so international machten. Schwüppe betonte, dass auch Sprachbarrieren einfach überbrückt werden könnten: "Ein Lächeln ist oft die kürzeste Verbindung." Beide bewunderten den Mut der Flüchtlinge, vor so vielen Menschen zu sprechen. Dieser Gottesdienst wird vielen im Gedächtnis bleiben.

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