Viktoriabrücke in Bonn Neue Brückenseite geht am 27. Januar in Betrieb
Bonn · Die Bonner Viktoriabrücke ist fast fertig gebaut. Die neu Seite wird am kommenden Donnerstag erstmals in Betrieb genommen. Wie steht es um die endgültige Verkehrsführung? Ein Überblick über den aktuellen Stand der Arbeiten.
Die Großbaustelle Viktoriabrücke ist gut ins neue Jahr gekommen. Jetzt laufen die weiteren, endlich abschließenden Arbeiten. Es wurden gelbe Markierungen aufgemalt, sodass es bald wieder auf voller Breite rollen kann und alle Verkehrsteilnehmer – vom Fußgänger bis zum Autofahrer – wieder ausreichend Platz haben.
Doch nun kommt erst noch mal eine Zwischenlösung ins Spiel, da noch letzte Arbeiten zu erledigen sind: Dabei wird der Verkehr erstmals das gerade fertiggestellte, stadtauswärts gelegene Brückenteil nutzen können – also die Westseite. Und zwar ab kommenden Donnerstag, 27. Januar. Den Termin nennt Oliver Neitzel, stellvertretender Leiter des Tiefbauamtes. Die frische Farbe stelle also noch nicht die endgültige Spuraufteilung dar.
In der Mitte entsteht eine Inselbaustelle
Damit die Arbeiter beispielsweise die Fuge zwischen den Asphalthälften schließen können, werden die beiden Spuren für Radler und Autos nach außen gedrückt. So entsteht in der Mitte eine Inselbaustelle, wie Neitzel es nennt. Nach etwa drei Wochen „werden wir die beiden Richtungsfahrbahnen auf die westliche Brückenhälfte verlegen.“ Das ist nötig, damit genügen Platz bleibt, die Holzkonstruktion des provisorischen Geh- und Radwegs abzubauen.
So müssen Fußgänger und Fahrradfahrer dann noch einmal für beide Richtungen die gegenüberliegende Seite nutzen. Ebenfalls für angedachte drei Wochen bleibt es also noch mal eng. „Wir rechnen mit einer Fertigstellung der Brücke für Mitte März“, sagt Neitzel.
■ Die endgültigen Spuren: Die ursprüngliche, mehr als zehn Jahre alte Variante sah noch mehr Spuren für die Autofahrer vor. Nach Gesprächen, an denen auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Bonn/Rhein-Sieg (ADFC) beteiligt war, stellte sich heraus, dass man durchaus eine von drei durchgehenden Autofahrspuren wegnehmen könnte. Den gewonnenen Raum will die Verwaltung dem Radverkehr zuschlagen, wovon auch Fußgänger profitieren würden. Radfahrer erhielten laut Planung auf ihren geschützten Streifen (Protected Bike Lanes) zwischen zwei und fünf Meter Breite Platz und kämen so nicht mehr den Fußgängern auf den Gehwegen in die Quere.
„Momentan wird ein Gutachten über die Leistungsfähigkeit der angedachten, geänderten Spuraufteilung erstellt“, sagt Neitzel. Doch dafür will man die bislang zugesagte Fördersumme für die Verkehrsführung über vier Millionen Euro nicht verlieren. Nur wenn die neuen Untersuchungen eine Verbesserung zum ursprünglichen Zustand belegen, dann ist laut Tiefbauamt auch weiterhin mit Zuschüssen zu rechnen. Beim Gutachten gehe es derzeit um letzte Details. Mit dem Papier sei Ende Januar zu rechnen. Aber auch dann sei nicht gesagt, dass die alte Variante vom Tisch ist. Letztlich kommt es auf die Bewertung der Bezirksregierung Köln an. Die Gesamtfördersumme bei der Viktoriabrücke ist übrigens weitaus höher, beträgt 60 Prozent der Gesamtkosten.
■ Markierung ab März: Je nachdem, in welche Richtung es geht, plant das Tiefbauamt im Frühjahr, die Brücke bereits so zu markieren, dass es der späteren, endgültigen Fassung nahe kommt. Die muss die Politik noch beschließen.
■ Verkehrsberuhigung Bornheimer Straße: Die Arbeiten dort sind dann der nächste Schritt. Mit dieser Fördermaßnahme wollen Stadt und Bonn-Netz (Stadtwerke Bonn) noch in diesem Jahr beginnen, wahrscheinlich im dritten Quartal. Derzeit werden im Stadthaus die Ausschreibungsunterlagen und die Planung fertiggestellt. Bei dem Umbau zwischen Viktoriabrücke und Alter Friedhof handelt es sich „um einen Riesenauftrag“, sagt Neitzel, für den er zwei Jahre einplant.
Die Bornheimer Straße erhält für die künftige Verkehrsberuhigung einen neuen Querschnitt. Der Umbau erfolgt halbseitig, eine Einbahnstraße wird eingerichtet. Die Umleitung erfolgt über die Thomastraße. Das ist der Grund, warum nicht sofort mit der Rampe auf die Viktoriabrücke begonnen werden kann.
■ Die Rampe: Das Tiefbauamt rechnet mit einer anderthalbjährigen Bauzeit ab 2025. In der Zeit muss sich der Verkehr noch einmal zweispurig durch die schon umgebaute Bornheimer Straße quälen. Mit dem Ende der Stauzeiten rechnet Neitzel erst, wenn die Rampe fertig ist. Die wird wohl viel teurer als gedacht, so Neitzel. „Dies ist insbesondere auf die komplizierte Gründung im Bereich des Stadtbahntunnels und auf immense Preissteigerungen der letzten Jahre zurückzuführen.“ Man arbeite gerade an der Kostenberechnung, kann derzeit keine Zahlen nennen. Anfangs ging man von 7,1 Millionen Euro Baukosten aus. Das gesamte Projekt Viktoriabrücke soll nach jetzigem Stand 49 Millionen Euro kosten.
■ Lichterhimmel: Der angedachte Baldachin aus dem Architektenbüro Kolb Ripke steht wegen der nötigen Millioneninvestition weiter in der Kritik. Nach Angaben des Tiefbauamtes gibt es noch keine Entscheidung der Politik. Die massiven Sockel für die Brückenbeleuchtung sind allerdings schon gegossen.
■ Tunnel am Alten Friedhof: Für die Sanierung dieses recht schmuddeligen Wegs hat die Stadt bereits das Leistungsverzeichnis erstellt. Sie rechnet mit Kosten von sechs Millionen Euro. Die Umgestaltungen von Rampen und Grünflächen auf beiden Seiten sind enthalten.
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