Im Hof der Volkshochschule „Garten der Bildung“ soll Artenvielfalt in Bonn erhöhen

Bonn · Im Hof der Volkshochschule ist über die Sommermonate ein Garten entstanden. Er soll die Artenvielfalt in der Stadt und das Verständnis für das Gärtnertum fördern. Teilnehmer nahmen am Ende nicht nur Wissen mit nach Hause.

Dominik Block hat den Garten mit Hilfe von VHS-Kursteilnehmern angelegt.

Dominik Block hat den Garten mit Hilfe von VHS-Kursteilnehmern angelegt.

Foto: Anton Dieckhoff

Die Sonne steht knapp über den Häusern und scheint in den Innenhof der Volkshochschule (VHS) am Bottlerplatz. Die Tomaten, Sonnenblumen und all das andere Gemüse sehen grün und gesund aus. Ungefähr zwölf mal sechs Meter groß ist der „Garten der Bildung“ der Volkshochschule. Er soll die Artenvielfalt in der Stadt erhöhen und die Menschen zum Gärtnern und Lernen anregen. Seit Mai wachsen hier über 60 verschiedene Pflanzen. 20 verschiedene Gemüsesorten und weitere 40 Blühpflanzen begrünen den Innenhof.

Ein Käpt’n braucht eine Crew

Dominik Block leitet das Projekt. Die VHS beauftragte ihn im Winter vergangenen Jahres, einen Garten anzulegen. Zuvor war der Innenhof ungenutzt. Die wenigen Nutzer des Hofes sahen nur eine karge Wiese und Wackersteine. Der Hof war den Besucherinnen und Besuchern der Stadtbibliothek und der VHS vorbehalten. Das alles sollte sich ändern. Block nahm sich der Sache an. „Die eine Hälfte des Hofes ist versiegelt, die andere Hälfte war zwar eine Wiese, aber sehr nährstoffarm. Es war also eine Herausforderung, den Bereich gärtnerisch zu kultivieren“, erklärt er.

Block trägt eine braune Arbeiterhose aus Cord, ein grünes T-Shirt, eine Schiebermütze und steht mit einigen Interessierten im Hof. „Ich habe im Frühjahr angefangen, die einzige sonnige Stelle zu beackern“, erzählt er. Die Fläche habe Potenzial gehabt, also fräste er den gesamten Bereich, den er bewirtschaften wollte, um. Das sei normalerweise zwar kein optimales Mittel, aber in diesem Falle angemessen. Heimgärtnern empfiehlt er, lieber mit dem Spaten zu arbeiten und circa 20 Zentimeter tief zu graben.

Block stellte sich die Frage, wie man es schafft, bei urbanen Bedingungen den Garten zu nutzen und aufzuwerten. Er setzte sich verschiedene Ziele: Der Garten sollte Lebensraum für verschiedene Arten sein, er sollte ein Ort der Erholung für Menschen sein, er sollte einfach nur schön sein und natürlich Gemüse abwerfen. Gleichzeitig sollte er ein Ort sein, in dem Menschen lernen können, mit ihrer Umwelt zu interagieren. Also mit ihren Mitmenschen, aber auch mit der Natur. Daher der Name: Garten der Bildung.

Kurs begann im Mai

Um den Garten allerdings zu bewirtschaften, brauchte er lernwillige Menschen, die ihm teilweise den Arbeitsaufwand abnehmen. „Dafür habe ich mich selbst zum Kapitän des Projektes gemacht. Und jeder Kapitän braucht eine Crew“, sagt er. An diesem Punkt kommt das Angebot der VHS ins Spiel. Sie kreierte mit Block zusammen einen Kurs von 20 Teilnehmern. Die sogenannten Feldbotschafter. „Da muss ich der VHS auch nochmal ein Lob aussprechen. Im April stand fest, dass etwas mit dem Hof passieren sollte, und im Mai hatten wir den Kurs, das war super“, sagt Block.

Seit Mai haben sie sich sechs Mal samstags getroffen, für jeweils viereinhalb Stunden. Während dieser Treffen gab Block theoretischen Unterricht über Gartenbau und praktische Anleitung. Jeder der zwanzig Teilnehmer bekam seine eigene Parzelle im Garten, die er oder sie bewirtschaften durfte. Der Fokus des Unterrichts lag auf Selbstversorgung und Kleingärtnertum. „Das waren ganz grob die Inhalte einer dreijährigen Gärtnerausbildung“, sagt Block.

Offene Gartentreffen

Diese Termine reichten aber nicht aus. Deshalb gab es noch zusätzlich die offenen Gartentreffs, bei denen an acht Mittwochabenden je zwei Stunden alle anderen Menschen ebenfalls im Garten helfen durften und das auch taten.

Er sei überrascht gewesen, wie gut der Anbau auf Anhieb funktioniert habe. Normalerweise seien bei einem Erstanbau viele Schädlinge im Garten. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt er. „Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie viel hier wachsen konnte. Wir sind sehr begeistert von dem Ergebnis“, sagt Stephanie Klassen von der VHS. „Die Teilnehmenden konnten das Wissen und das Gemüse behalten. Der Sinn des ganzen Projekts ist ja, dass die Teilnehmenden als Multiplikatoren wirken und das Wissen verbreiten“, erklärt Block.

Eigentlich wollte Block die Wiese nebenan auch noch mit Wildblumen besäen. Das habe aber nicht geklappt, weil die Wiese aufgrund der Dürre nicht gewachsen sei. Auch an diesem Tag sieht sie sehr trocken aus. Nächstes Jahr wolle er es aber nochmal probieren. Für den Rest des Jahres sieht Blocks Plan vor, den Zaun rund um den Garten fertig zu bauen.

Der Garten im Hof der VHS sollte als Pilotprojekt funktionieren. Er solle inspirieren, auch daheim ein bisschen zu gärtnern. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels gelte das Prinzip „mehr ist mehr“ bei Grünfläche. „Im Grunde kann man überall einen Garten anlegen. Selbst auf dem Balkon. Man braucht nur ein kleines bisschen Know-how", sagt Block.

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