Spendenlauf Vom Dom über Bonn nach Rom

BONN · "Okay - zugegeben", sagt Andrea Schröder: "Reimen muss es sich bei uns schon". Die junge Studentin ist seit ihrem 14. Lebensjahr für den Verein Brücke-Krücke ehrenamtlich tätig, und im Augenblick organisieren dessen Mitglieder unter dem Motto "Vom Dom nach Rom" einen Spendenlauf zugunsten einer Jubiläumsfahrt in die ewige Stadt.

 Andrea Schröder (von rechts) mit Thomas Schlee und Timo Unterkötter.

Andrea Schröder (von rechts) mit Thomas Schlee und Timo Unterkötter.

Foto: LEIF KUBIK

"Wir sind ein chaotischer Haufen von behinderten und nicht behinderten Jugendlichen im Alter von 14 bis 27 Jahren aus Bonn und Umgebung, die Spaß daran haben, ihre Zeit miteinander zu verbringen. So steht es auf unserer Homepage und mir fällt bis heute keine bessere Zusammenfassung ein", so Schröder, die sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins kümmert.

Das Besondere an der bunten Truppe ist, dass es keine Betreuer und Betreuten gibt. "Jeder hilft jedem und jeder kann mitmachen und mitentscheiden", erzählt die Studentin für Sonderpädagogik. "Wir gestalten gemeinsam unsere Freizeit und unternehmen viele spannende Dinge - vom Kartfahren oder Kanutouren über Klettern oder Filmabende bis hin zu den unterschiedlichsten Motto-Partys."

Einmal im Monat gibt es ein gemeinsames Frühstück und jeden Sommer geht es auf große Fahrt: Bereits im Gründungsjahr 1981 organisierte der damalige katholische Stadtjugendseelsorger von Bonn Peter Michael Wandel eine Fahrt von behinderten Jugendlichen nach Rom. Anstatt professionelle Betreuer mitzunehmen, lud er nicht behinderte Jugendliche, zumeist aus unterschiedlichen katholischen Jugendgruppen, aber auch evangelische, kirchlich engagierte Jugendliche ein.

So lebten die Bonner damals, im "Jahr der Behinderten", erstmals den Inklusionsgedanken, bevor der Begriff überhaupt geprägt wurde. 45 Jugendliche machten sich zu der Fahrt in die Tibermetropole auf - aus dem losen Grüppchen entwickelte sich schnell der Verein.

Zum 35-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr soll es dann erneut an den Tiber gehen, doch aufgebrochen wird bereits am kommenden Samstag: Die ersten 30 Kilometer von der Domstadt nach Bonn geht die Gruppe zu Fuß. Ziel ist es, möglichst viel Geld für die Weiterreise im kommenden Jahr zu sammeln. Jeder Teilnehmer sucht sich dazu Sponsoren, die ihm für jeden gelaufenen Kilometer einen vorher vereinbarten Geldbetrag spenden.

"Der Name Brücke-Krücke sollte sich natürlich nicht nur reimen", erläutert Schröder weiter. "Er soll verdeutlichen, dass es unser Anliegen ist, die zwischen Behinderten und Nichtbehinderten bestehende Kluft zu überbrücken." Die jährlichen Urlaubsfahrten sind nach wie vor ein Höhepunkt im Brücke-Krücke-Programm: Bisher unternahm man Reisen nach Rom, London, Paris und Prag - in diesem Jahr stand Schweden für die Reisegruppe auf dem Programm.

Bei allen Aktionen gelten zwei wichtige Grundsätze: "Die Organisation wird von den behinderten und nicht behinderten Jugendlichen gemeinsam übernommen, alle oder keiner ist unser Motto", sagt Schröder. So hat die Gruppe es zum Beispiel geschafft, auch gemeinsam mit den Rollstuhlfahrern den Schiefen Turm von Pisa oder den Eiffelturm zu erklimmen; ebenso die normalerweise für Gehbehinderte unzugänglichen Katakomben von Paris zu erkunden. "Wer nicht laufen kann, wird eben einfach getragen", erklärt Schröder stolz.

Weitere Informationen über das Projekt und den Verein auf www.bruecke-kruecke.de.

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