Drehbuchautor Zingler wird in Bonn beigesetzt Vom Einbrecher zum Grimme-Preisträger

Bonn · Am Freitag wird auf dem Nordfriedhof der Krimiautor Karl Peter Zingler beigesetzt. 1959 saß er im Bonner Gefängnis, später schrieb er „Tatort“-Drehbücher. 1993 erhielt er den Grimme-Preis.

 Der Autor Karl Peter Zingler bei einem öffentlichen Termin im Jahr 2015.

Der Autor Karl Peter Zingler bei einem öffentlichen Termin im Jahr 2015.

Foto: Georg Wendt / dpa/Georg Wendt

Seine Kinder erinnerten im GA mit folgenden Worten an Karl Peter Zingler: „Du führtest ein aufregendes Leben mit unzähligen Kapiteln. Bis zum Schluss.“ Bereits am 30. Dezember vergangenen Jahres verstarb der Journalist und Krimiautor im Alter von 78 Jahren. Am Freitag, 10. Februar, wird Zingler, aus dessen Feder unter anderem zahlreiche „Tatort“-Krimis stammen, auf dem Bonner Nordfriedhof beigesetzt.

In Bonn hat Zingler, der lange im Frankfurter Ostend lebte, auch weniger erfreuliche Jahre verbracht. „1959, im Alter von 15 Jahren, wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt und kam erstmals in Bonn ins Gefängnis“, erklärt Klaus Rick, bis 1995 stellvertretender Verwaltungsleiter der Justizvollzugsanstalt (JVA), dem GA.

Anfang 1944 war Zingler in Chemnitz mitten in den Horror des Zweiten Weltkrieges hineingeboren worden. Erst kamen Jahre im Waisenhaus, dann im Haushalt der Großmutter in Köln, wo er irgendwann herausbekam, dass seine vermeintliche große Schwester in Wirklichkeit seine Mutter war. Was er als Verrat und als Beginn einer lebenslangen Ruhelosigkeit empfand. Er sei so oft in seinem Leben weggelaufen. „Vor der Familie, vor der Polizei, vor der Realität, vor mir selbst“, schrieb Zingler später in seiner Autobiografie.

Er selbst pflegte seinen Lebensweg auf seiner Homepage unter dem Motto „Willkommen in Zinglers Welt“ bunt zu zeichnen: „Er weiß, wovon er spricht… Schulabbruch, danach Ein- und Ausbrecher. Zingler lebte in Marokko, Spanien, Sizilien, Jamaika und in internationalen Gefängnissen.“ Nach der letzten Haftentlassung 1985 sei er dann halt Journalist, Buch- und Filmautor sowie Regisseur geworden. Die Liste seiner Auftraggeber für Artikel sowie 19 Romane, Krimis und Erzählbände liest sich wie das „Who is Who“ deutscher Medien und Verlage. Er erhielt 1989 den Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis.

Ab 1985 widmete sich Zingler auch dem Drehbuchschreiben. Er verfasste Skripte für mehr als 70 Kino- und Fernsehfilme, darunter Serien wie „Tatort“, darunter Schimanski-Episoden, und „Ein Fall für Zwei“. Sein ZDF-Fernsehspiel „Tödliche Wende“ wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Für den „Tatort Kinderspiel“ erhielt Zingler 1993 den Grimme-Preis. Aus seinem autobiografischen Roman „Im Tunnel“ machte er 2017 das Drehbuch für den ARD-Quotenbringer „Die Himmelsleiter“.

Beschreibungen der ehemalige Bonner JVA an der Wilhelmstraße

Zingler schrieb in seiner Biografie auch punktgenau über die 1995 abgerissene Bonner JVA. Als Schandmal habe das hässliche, rotbraune Backsteingebäude an der Wilhelmstraße den feinen Hauptstädtern gegolten, so Zingler. Zumal, Ironie des Schicksals, dieses festungsartige „Ding“ fast das einzige Gebäude gewesen sei, das im „Provinznest“ die Kriege überlebt hatte. Draußen habe Anfang der 1960er Jahre „Sonnenscheindemokratie“ geherrscht, im martialischen Inneren nicht verweichlichter, militärischer Umgang mit Steckrübeneintopf und Redeverbot, berichtete Zingler aus eigener Erfahrung. „Und jeder Inhaftierte konnte sich pro Tag dreißig Pfennig gutschreiben lassen, sofern es ihm gelungen war, vierhundert Karten à drei Dutzend Druckknöpfe mit Unter- und Oberteil zusammenzuheften.“

Auf seiner Homepage verabschiedet sich Zingler in rheinischem Singsang mit: „Der Kerl hat sein Leben lang genug gesessen“, jetzt hinterlasse er Bücher. Und er schickt für „meine lieben Freunde und Feinde“ ein für ihn typisches „Tschüss“ hinterher.

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