Glosse Vom Kugelschreiber zur bedarfsgerechten Reinigung

Bonn · Ein Kaufhaus kann entscheiden, wie es Wünsche bei Kunden erzeugt – ohne auf den Bedarf zu achten. Anders das städtische Abfallunternehmen Bonnorange: Dort gibt neuerdings das Konzept der „bedarfsgerechten Reinigung“ vor, dass Mitarbeiter gezielt an stark verschmutzten Stellen säubern. Grund genug für eine GA-Glosse.

 An dieser Tonne könnte die „bedarfsgerechte Reinigung“ durch Bonnorange-Mitarbeiter greifen.

An dieser Tonne könnte die „bedarfsgerechte Reinigung“ durch Bonnorange-Mitarbeiter greifen.

Foto: Baumann

Wer in der Bonner Innenstadt eine Kugelschreibermine und einen Bleistift der Stärke HB erwerben will, hat beschränkte Möglichkeiten. Hat der Schreibwarenladen am ehemaligen Puppenkönig seit dem späten Nachmittag geschlossen, bleibt der Gang nach Canossa zum Gemischtwarenladen am Münsterplatz. Es gibt mehrere Eingänge: einen über die Parfumabteilung, in der hochprozentige und sündhaft teure Düfte zu einem Aroma verschmelzen, bei dem man nur Kopfschmerzen bekommen kann. Und der andere Weg vorbei an Halsbehängen, Klunkern und Uhren, für deren Kauf Menschen von beachtlicher Schönheit und makelloser Haut auf Plakaten werben. Die Schreibwarenabteilung selbst liegt im vierten Stock und vermutlich nur deshalb nicht in weiterer Ferne eine Etage höher auf dem Dach, weil das der Arbeitsschutz nicht zulassen würde und die Kinder beim Ausprobieren der Schulranzen abzustürzen drohten.