Würdigung ehrenamtlichen Engagements Vom Regenwald ins Schloss Bellevue

DRANSDORF · Inga Baldus bestellt zur Entspannung erst mal einen Be-Cool-Tee. Denn die 24-Jährige aus Dransdorf ist ganz schön aufgeregt. Morgen Nachmittag ist sie bei einem Empfang von Bundespräsident Joachim Gauck zur Würdigung ehrenamtlichen Engagements junger Frauen und Männer im Schloss Bellevue.

 Clemente und Inga bei ihrem letzten Treffen in Ecuador.

Clemente und Inga bei ihrem letzten Treffen in Ecuador.

Foto: privat

Als sie neulich einen Anruf aus dem Bundespräsidialamt und kurz darauf eine noble Einladungskarte aus Berlin bekam, konnte sie es kaum glauben. "Warum denn gerade ich?", fragte sie sich. Bis heute weiß sie nicht genau, wer in der Hauptstadt für ihr Projekt geworben hat. Die ehemalige Freiwillige, die 2010/2011 mit dem Weltwärts-Programm für ein Jahr an einer Schule im ecuadorianischen Regenwald unterrichtete, fördert seit 2012 einen ihrer damaligen Schüler von Deutschland aus.

Clemente Wisum sei bereits im Computerunterricht, den sie ihm und seinen Klassenkameraden im Alter zwischen 13 und 23 gab, unterfordert gewesen. Der Klassenbeste wurde beim Abschluss traditionell an der Flagge geehrt. "Das war sehr patriotisch und militärisch", erinnert sich Baldus.

Um mal rauszukommen, wie sie sagt, sei Clemente zunächst zum Militärdienst gegangen und hatte danach den Plan, in der Provinzhauptstadt Macas Wirtschaft zu studieren. Doch seine vom indigenen Volk der Shuar im Amazonas stammende Familie konnte dafür kaum Geld aufbringen. Baldus, die nach ihrem FSJ an der Alanus Hochschule selbst ein BWL-Studium begann, versprach ihre Unterstützung.

"Das kann doch nicht so schwierig sein", dachte sie sich und begann, mit Mund-zu-Mund-Propaganda, einer Website und über Facebook in Bonn Spenden zu sammeln. Rund 180 Euro kommen bisher regelmäßig an monatlicher Unterstützung zusammen. Rechnet man die Einzelspenden hinzu, sind es über 200 Euro. Doch um sein Studium an der "Universidad Católica de Cuenca" in Macas erfolgreich zu beenden, braucht der 21-Jährige knapp 300 Euro.

Baldus, die mittlerweile eine Ausbildung zur Mediengestalterin macht, versucht auf ihrem Blog und auf Facebook die Spender mit Texten, Fotos und Videos über Clementes Unialltag auf dem Laufenden zu halten. "Der kommt erst jetzt so richtig mit der Welt in Kontakt", sagt die blonde Bonnerin freudig. Sie versteht sich weiterhin als Mentorin: "Ich dränge ihn aber zu nichts. Er soll machen, was er für richtig hält, denn er hat sich diese Chance verdient", sagt sie und freut sich nun darauf, für ihr Projekt in Berlin zu werben.

Weitere Infos zum Projekt, ein Spendenformular und Fotos gibt es auf www.clemente-will-studieren.de.

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