"Train to Paris" Von Bonn aus mit dem Thalys zum Weltklimagipfel

Bonn/Paris · Delegierte, Beobachter und Experten sind am Samstag von Bonn aus mit dem Thalys zum Weltklimagipfel gestartet.

 Die Klimabotschafter der Laurentiusschule und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan verabschieden den Sonderzug zum Klimagipfel in Paris.

Die Klimabotschafter der Laurentiusschule und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan verabschieden den Sonderzug zum Klimagipfel in Paris.

Foto: Barbara Frommann

Lisa Junghans muss keine Sekunde überlegen. Angst? Vor Terroristen? Nein, die hat sie nicht. "Wir sind eher aufgeregt, was uns in Paris so alles auf der Klimakonferenz erwartet und was wir erreichen werden", sagt die 29-jährige Geografin. Die junge Frau arbeitet bei der Umweltinitiative Germanwatch in Bonn und ist am Samstagvormittag mit von der Partie im "Train to Paris". Rund 100 Mitarbeiter des Bonner UN-Klimasekretariats (UNFCCC) sowie von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen und den Bundesministerien für Entwicklung und Umwelt haben sich in einem Thalys-Sonderzug vom Bonner Hauptbahnhof aus auf den Weg zum Weltklima-Gipfel an die Seine gemacht.

Zur "COP 21", wie die Konferenz offiziell abgekürzt wird. Fast gleichzeitig sind auch in anderen Städten Europas Sonderzüge mit Klimaexperten nach Paris gestartet. Auch in Berlin und Frankfurt, wo Umweltaktivisten mit Spontandemos auf den Bahnsteigen für Verspätung bei der Abfahrt auf der Route sorgen.

In Bonn haben die Organisatoren vorgesorgt. Polizisten haben den Bereich, wo die Thalys-Passagiere warten, rigoros abgeriegelt. Wer nicht auf der Gästeliste steht und sich ausweisen kann, bleibt draußen.

Verabschiedung vom OB und den kleinen Klimabotschaftern

Kurz vor 12 Uhr verabschiedet Oberbürgermeister Ashok Sridharan gemeinsam mit den kleinen Klimabotschaftern der Lessenicher Laurentiusgrundschule die Konferenzteilnehmer. Die Kinder haben Plakate gemalt mit ihren Wünschen für eine bessere Umwelt. "Mehr Fahrradfahren", steht auf einem Plakat. Oder: "Weniger Bäume abholzen". "Es ist unser gemeinsames Interesse, den Klimawandel abzuwehren und die Folgen abzumildern", erklärt der OB. Sridharan wird nächste Woche in Paris sein, wenn Bürgermeister aus der ganzen Welt sich beim Klimagipfel zum Austausch treffen. Motto: global denken, lokal handeln.

"Die Idee für den Bürgermeistergipfel ist übrigens in Bonn geboren", sagt Stadtsprecherin Monika Hörig. Sie begleitet die Konferenzteilnehmer im Zug bis in die Seine-Metropole. Im Abteil trifft sie auf Mitglieder von Iclei, dem 1990 gegründeten weltweiten Verband von Städten und Gemeinden, der sich für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene einsetzt. Die Stadt Bonn und Iclei, der seinen Sitz in der Bundesstadt hat, haben 1999 bei einer Konferenz der UN-Wüstenkonvention das erste Bürgermeistertreffen initiiert.

"Die Rolle der Städte und Gemeinden in Sachen Klimaschutz ist ungeheuer wichtig", sagt Yunus Arikan von Iclei. Schon jetzt lebe die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. 2050 werden es zwei Drittel der Menschen weltweit sein, sagt er voraus. Die Fragen, die Arikan und seine Mitstreiter umtreiben, lauten unter anderem: Wie stellen sich die Städte auf die durch den Klimawandel geänderten Lebensbedingungen ein. Wie sichern sie in Zukunft ihre Wasserversorgung? Wie können die Flüsse dauerhaft sauberer werden?

Hohe Erwartungen an den Klimagipfel

Die Erwartungen der Thalys-Passagiere an den Klimagipfel in Paris sind hoch. Das machen auch Dechen Tsering aus Bhutan und der Ägypter Youssef Nassef deutlich. Die beiden UNFCCC-Direktoren sind die einzigen vom UN-Klimasekretariat, die mit der Presse reden dürfen. Sie hoffen auf den Durchbruch in Paris, auf ein "starkes, wirksames Abkommen" der Staaten. In Dechen Tserings Heimat ist der Klimawandel deutlich spürbar, sagt sie. Er sorgt abwechselnd für Überflutungen und Dürreperioden. Frühwarnsysteme gibt es kaum.

Lisa Junghans stellt sich schon einmal auf zwei harte Wochen ein, die sie auf dem Weltklimagipfel in den Messehallen auf dem Gelände des alten Flughafens Le Bourget im Norden Paris verbringen wird. Von der Stadt selber wird sie wohl nicht allzu viel zu sehen bekommen, bedauert sie. Ihre Aufgabe ist es vor allem, die Delegierten zusammenzubringen, damit sie miteinander reden. "Papiere alleine retten die Welt nicht", sagt sie.

Bis zu 45 000 Teilnehmer aus mehr als 195 Staaten werden bei der Konferenz erwartet. Zum Auftakt heute haben sich mehr als 140 Staats- und Regierungschefs angesagt.

Die Ankunft am Gare du Nord in Paris am späten Nachmittag lässt ahnen, was auf die Konferenzteilnehmer noch zukommen wird: Schwer bewaffnete Polizeibeamte haben den Bahnsteig abgesperrt. Unbeteiligte, die sich nur in die Nähe der Gitter wagen, werden harsch zurückgewiesen. Schnell verlassen die Bonner Delegierten den Bahnhof. Bloß weg hier, mögen die meisten wohl in dem Moment denken. Draußen warten Busse, die sie zu den Hotels bringen. Natürlich sind es Hybridbusse.

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