Bürgerstiftung Bonn Von Klimaschutz bis Hospiztelefon

BONN · "Die Familie mit Kindern ist längst nicht mehr der Normalfall und Paare, die - aus welchen Gründen auch immer - kinderlos geblieben sind, müssen sich irgendwann zwangsläufig mit der Frage auseinandersetzen, wem sie ihr Lebenswerk hinterlassen wollen", erläutert Jürgen Reske.

 Werner Ballhausen (links) hat den Vorstandsvorsitz der Bürgerstiftung übernommen. Er wird unterstützt vom Stiftungsratsvorsitzenden Norman Rentrop (Mitte) und Geschäftsführer Jürgen Reske.

Werner Ballhausen (links) hat den Vorstandsvorsitz der Bürgerstiftung übernommen. Er wird unterstützt vom Stiftungsratsvorsitzenden Norman Rentrop (Mitte) und Geschäftsführer Jürgen Reske.

Foto: Leif Kubik

"Eine eigene rechtsfähige Stiftung kann da durchaus eine gute Idee sein, kommt aber möglicherweise nicht infrage, weil sie sich wegen der notwendigen Verwaltungskosten nicht mit dem vorhandenen Vermögen realisieren lässt."

Eine Alternative können Organisationen wie die Bürgerstiftung Bonn sein: "Man beteiligt sich mit seinem Kapital und legt genau fest, wem es zugute kommen soll - entweder der Bürgerstiftung selbst mit ihrem breiten Stiftungszweck oder einer rechtlich unselbstständigen Stiftung unter ihrem Dach."

Über den Wechsel an der Spitze und die Arbeit der Stiftung informierten jetzt der neue Vorstandsvorsitzende Werner Ballhausen, der Vorsitzende des Stiftungsrats Norman Rentrop und Geschäftsführer Jürgen Reske. Ballhausen löste Anfang Februar Werner Hundhausen, den langjährigen Geschäftsführer des General-Anzeigers ab. Ballhausen leitete zuletzt als Geschäftsführer die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin; für die Bürgerstiftung ist der pensionierte Jurist seit 2012 aktiv.

"Bereits ab 500 Euro kann man Zustifter der Bürgerstiftung werden und das Stiftungskapital auf Dauer stärken", betont Reske. Aber nicht nur Geld ist bei der Bürgerstiftung gefragt: "Zeitstifter sind uns mindestens genauso willkommen", so Ballhausen. "Wir freuen uns ganz besonders, dass wir in dieser Hinsicht ein ausgewogenes Verhältnis haben: Aktuell sind rund 200 Personen in den Gremien der Stiftung und den Projekten aktiv."

Das sind in etwa genauso viele, wie es Geld-Stifter gibt. "Dennoch können wir uns keinen Stillstand leisten", meint Ballhausen. "Ich würde mich freuen, wenn insbesondere noch mehr jüngere Menschen uns mit ihrer Zeit unterstützen. Und die finanziellen Mittel müssen ja auch mit der Ausweitung unserer Projekte Schritt halten."

Die Bürgerstiftung ist facettenreich - vom Klimaschutz bis zum Hospiztelefon Bonn reicht das Engagement. Bekannt geworden ist die Stiftung durch ihr Leuchtturmprojekt der offenen Bücherschränke, großen Erfolg verspreche auch die offene Kinderbücherei "Das BücherEi", mit der Grundschüler zum Lesen ermuntert werden sollen.

Das bedeutendste Projekt ist aber in der näheren Zukunft der Bonner Bildungsfonds: Dabei organisieren insgesamt fünf Bonner Stiftungen und drei Unternehmen unter dem Dach der Bürgerstiftung die Förderung benachteiligter Kinder. 70.000 Euro stehen in diesem Schuljahr für fünf Grundschulen und neun Kitas zur Verfügung - 800 Kinder profitieren von dem Engagement. Im nächsten Schuljahr soll das Budget auf 100.000 Euro aufgestockt werden um dann insgesamt 20 Einrichtungen erreichen zu können. "Dazu brauchen wir aber weitere Bündnispartner, das können gerne auch Privatpersonen sein", erläutert Reske.

Bürgerstiftungen

Bürgerstiftungen entstehen seit Mitte der 1990er Jahre in ganz Deutschland. Die Bonner Stiftung wurde 2001 gegründet. Viele Bürgerstiftungen haben in ihren Satzungen breite Förderungsmöglichkeiten festgelegt oder erlauben sogar, die Verwendung des gestifteten Kapitals im Rahmen von Unterstiftungen gänzlich auf einen ganz bestimmten Zweck zu fokussieren. Allen Bürgerstiftungen ist gemein, dass sie sich fördernd und operativ für das lokale Gemeinwohl einsetzen. Heute gibt es in Deutschland weit mehr als 300 Bürgerstiftungen.

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