Reaktionen aus Bonn und der Region zum Aus des Festspielhauses Von "Riesenblamage" bis "die richtige Konsequenz"

Bonn · Der Rückzug der Deutschen Post aus dem Projekt Beethoven-Festspielhaus schlug am Dienstagmittag in Bonn und der Region ein wie eine Bombe - mit den unterschiedlichsten Reaktionen. ga-bonn.de fasst das Stimmungsbild in der Region zusammen.

Das Aus für die Realisation des Festspielhauses mit Unterstützung der Post spaltet Bonn und die Region in zwei Lager - ganz so, wie es das Projekt selbst auch schon von Anfang an getan hat. So bedauert Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die Entscheidung der Post "außerordentlich". Man habe sehr wohl seine "Hausaufgaben" gemacht und brauche nun "einige Zeit, um dies zu verdauen", sagte Nimptsch. Man wolle die Situation nun neu bewerten. "Wenn wir eines in Bonn können, dann ist es genau dies: Rückschläge haben uns noch nie entmutigt, sondern angespornt."

Tom Schmidt (Grüne)Auch Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, bedauert den Rückzug der Post: "Dadurch isteine große Chance für die gesamte Region vertan worden." Der Rhein-Sieg-Kreis hattedas Vorhaben eines neuen Festspielhauses in Bonn von Beginn unterstützt und für die Betriebsstiftung des Hauses drei Millionen Euro im Haushaltverankert. Dass das Erbe Beethovens zu wahren, nicht nur eine regionaleAufgabe, sondern vielmehr eine nationale Verpflichtung sei, sei der gemeinsamevon allen politischen Kräften und den Kommunen getragene Wille gewesen. "Ludwig vanBeethoven und seine Musik sind für die Stadt Bonn und den Rhein-Sieg-Kreisetwas ganz Besonderes – eine Weltmarke direkt vor der Haustür, die es zu nutzengilt", so Schuster weiter. "Das Festspielhaus hätte eineStrahlkraft für Kultur, Tourismus und Wirtschaft in der Region gehabt; dassdiese Chance nun vertan ist, ist für alle Unterstützer enttäuschend", soKreiskulturdezernent Thomas Wagner.

Bärbel Richter (SPD-Fraktion im Tat der Stadt Bon)Von einer "Riesen-Blamage für den Bonner Oberbürgermeister, seinen Kulturdezernenten und die Kommunalpolitik insgesamt" spricht derweil der Vorsitzende der Initiative "Bürger für Beethoven", Stephan Eisel. "Schon mit seinem einsamen Beschluss, das Projekt für fünf Jahren auf Eis zu legen, hat Oberbürgermeister Nimptsch fast das Ende eingeläutet." Und weiter: "Zurück bleibt ein Scherbenhaufen, den die Bonner Kommunalpolitik verursacht hat", so Eisel weiter. "Wir sind darüber entsetzt und die Beethovenstadt Bonn wurde von den dafür Verantwortlichen bis auf die Knochen blamiert."

Klaus-Peter Gilles (CDU-Fraktionsvorsitzender)Norbert Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und Bundestagsabgeordneter aus dem Rhein-Sieg-Kreis, fordert gar den Rücktritt von OB Nimptsch: "Verantwortlich für das Desaster ist nicht dieDeutsche Post AG sondern die politische Führung der Stadt Bonn. Der Rücktrittdes Oberbürgermeisters ist darum unabweisbar, aber auch dafür dürfte die Kraftfehlen." Der Rückzug der Post sein ein Desaster für die gesamte Region."Der Bund habe mit der Bereitstellung von 39 Millionen Euro im Bundeshaushaltzudem deutlich gemacht, dass es an dem Projekt ein nationales Interesse gebe.

"Mit dem Aus für das Festspielhaus vergibt Bonn eine große Chance für diePflege seiner einzigartigen Marke Beethoven", sagte der Bonner Bundestagsabgeordnete Urlich Kelber. Deutlich mehr als 100 Millionen Eurohätten Sponsoren, Bund und andere in Bau und Betrieb des Festspielhausesinvestiert. Jetzt sei jedoch nicht die Zeit für gegenseitige Schuldzuweisungen. "Aber ichhoffe, dass die, die immer wieder durch Vertagungen und Misstrauen Partnerverprellen, daraus lernen."

Stephan Eisel (Initiative "Bürger für Beethoven")"Die Entscheidung der Deutschen Post DHL hatmein volles Verständnis", sagte Malte Boecker, Direktor desBeethoven-Hauses. "Das Unternehmen hat sein Engagement in bewundernswerterWeise über viele Jahre aufrecht erhalten und musste trotzdem am Ende erkennen,dass in der Stadt keine quer durch die Gesellschaft laufende Allianz für dasProjekt sichtbar wurde." Dass sich die Post weiterhin für diebestehenden Einrichtungen der Beethovenpflege stark machen wolle, zeige mitwelcher hohen Identifikation die unternehmerische Verantwortung für das Themawahrgenommen wird.

Wolfgang Grießl (Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg)Freude über die Post Entscheidung herrscht dagegen bei den Bonner Linken "Im Gegensatz zu den unbelehrbaren Festspielhausparteien CDU, SPD und FDP hat die Deutsche Post mit dem Rückzug aus dem unnötigen Risikoprojekt die richtige Konsequenz gezogen. Der quälenden Realitätsverweigerung von Ratsmehrheit und Stadtspitze hat sie spät, aber jetzt endlich ein Ende gesetzt, heißt es in einer Presseerklärung der Ratsfraktion.

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