Street Art Tour Vonovia lädt Bonner Mieter ein, aber kaum einer kommt

Medinghoven · Der Immobilienkonzern Vonovia sucht mit Breakdancern und BMX-Fahrern Kontakt zu den Mietern und startet in Bonn eine Tour durch ganz Deutschland. Doch viele Mieter kommen erst gar nicht.

Graffiti, Breakdancer, BMX-Show, Cheerleader-Auftritt und Street-Food, das klingt nach einem unterhaltsamen Nachmittag, den Vonovia in Medinghoven auf die Beine stellte. Die Street Art Tour startete dort am Samstag, mit diesem Konzept besucht das Immobilienunternehmen jetzt noch fünf weitere Städte, die über die ganze Bundesrepublik verstreut sind. Man wolle mit den Bewohnern in einen Dialog treten, „weil es uns wichtig ist“, erklärte Tina Westphal, Marketingchefin des Unternehmens, das früher Deutsche Annington hieß und sich vor vier Jahren in Vonovia umbenannt hatte. Der Immobilienkonzern war mehrfach in die Kritik geraten. In einem Fall entsorgte Vonovia das Eigentum eines Mieters, Aufzüge waren defekt oder Heizungen funktionierten nicht.

Während die Kinder und Jugendlichen in Medinghoven eine Menge Spaß hatten und sich austobten, blieben die meisten Erwachsenen der Veranstaltung fern. Sie wollten sich nicht mit Vonovia auseinandersetzen, erklärte einer der wenigen Mieter, die sich dort blicken ließen. Denn jeder Bewohner eines der Häuser am Europaring habe irgendeinen Grund zur Klage. „Die nehmen dich nicht ernst.“ Viele hätten Probleme mit Wasser und Strom. Aber auf Handwerker, die das richteten, müsse man lange warten. „Die kommen nicht pünktlich oder behaupten, dass bei einem Termin keiner zu Hause war.“ Es gebe zwar einen Hausmeister, aber der schiebe die Probleme auch nur weiter.

Besonders ärgerte ihn die Parkplatzsituation. Viele Stellplätze vor seiner Haustür seien an Privatleute vermietet, die in anderen Häusern wohnten. Die eigentlichem Bewohner warteten lange, er schon seit zwei Jahren. „Ich habe mir eine Garage in Poppelsdorf gemietet.“ Da stellt er zum Beispiel die Fahrräder seiner Familie und anderes unter.

Auch eine andere Mieterin hat nicht nur Grund zur Freude. „Wenn irgendetwas kaputt ist, kümmern die sich nicht schnell.“ Sie habe etwa vor zwei Jahren zwar neue Fenster bekommen, aber ganz fertiggestellt sei der Einbau immer noch nicht – es fehlten Dichtungen. „Aber ich habe keine Lust, immer anzurufen und zu bitten, dass sie das machen“, sagte sie. Dann werde man auf eine Warteliste gesetzt, sagte der Bewohner. Deshalb gehe er auch mit seinen Anliegen nicht auf dem Street Art Fest zu den Vonovia-Leuten. Außerdem würde man im Quartiersmanagement alle Probleme schon kennen.

So blieb der Dialog weitgehend aus, es blieb der Unterhaltungswert der Veranstaltung, die auch noch nach Darmstadt, Freiburg, Lübeck, Hannover und Dresden geht. Die Breakdance-Künstler und die BMX-Fahrer boten auch kleine Mitmach-Aktionen, bei denen sie Hilfestellungen gaben. Die Cheerleader des Duisdorfer Turn- und Kraftsportvereins beeindruckten in der Hitze mit ihrer Darbietung. Man konnte auf einen Basketballkorb werfen und mit der Sprühdose hergestellte Bilder mit nach Hause nehmen. Oder einfach auf einem der Liegestühle entspannen, die rund um Planschbecken aufgestellt waren, und Leckereien von den Street-Food-Ständen genießen.

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