Ehemalige Liebfrauenschülerinnen Vor 50 Jahren ging es zum Abschluss nach Rom

BONN · An die Abschlussfahrt 1965 können sich die Schülerinnen der Liebfrauenschule noch gut erinnern. "Die ging nach Rom, und nicht wie sonst üblich nach Berlin", erzählte Kathy Kaaf. Damit die Mädchen sich damals den Trip überhaupt leisten konnten, mussten sie eisern sparen.

 In der Rohmühle im Bonner Bogen sitzt die Abschlussklasse aus dem Jahr 1965 der Liebfrauenschule zusammen.

In der Rohmühle im Bonner Bogen sitzt die Abschlussklasse aus dem Jahr 1965 der Liebfrauenschule zusammen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Viel schwieriger war es aber, die kritischen Lehrer von der Reise zu überzeugen. Die Mühen hatten sich gelohnt: Für alle wurde es unvergesslich. Noch heute schwärmen die Frauen von ihrem Reiseleiter. Und den Jungs, die sie kennenlernten.

Am Samstag trafen sich die Ehemaligen in Bonn, machten eine Schiffstour über den Rhein und aßen zusammen zu Abend. Wenn es die Gaststätte "Kerze" noch gäbe, hätten sie sich gerne dort zusammengesetzt. Die Klasse war nur 18 Mädchen stark, zwölf waren zum Treffen gekommen. "Viele von uns sind nach Abitur und Studium weggegangen, die wenigsten sind in Bonn und Umgebung geblieben", erzählte Evelyn Wilke. Sie selbst verschlug es in den Norden, andere reisten aus Gera, dem Ruhrgebiet und Süddeutschland an. Nach dem strengen "Klosterschülerinnen-Alltag", in dem stets Disziplin herrschte - es gab eine Rock-Pflicht und die Ärmel mussten lang sein - wollte wohl mancher ausbrechen. Viele wurden Lehrerin, weil der Beruf es möglich machte, zu arbeiten und gleichzeitig finanziell so gut abgesichert zu sein, dass man sich um die Familie kümmern konnte. "Wir waren oft die ersten Frauen in der Familie, die Akademiker wurden", sagte Wilke.

Früher hatten die Klassenkameradinnen versucht, jährlich zusammen zu kommen. "Das war aber uninteressant, in den kurzen Abschnitten passierte zu wenig", sagte Kaaf. Also einigten sie sich auf einen Zehn-Jahres-Rhythmus. "Am spannendsten ist es zu erfahren, was sich alles verändert hat", sagte Evelyn Wilke. So wurde nicht nur über die eigenen Lebensläufe, sondern auch über die der Kinder geredet. Einen langen Anlauf, um zu den wichtigen Themen zu kommen, brauchten die Frauen nicht. Das Vertrauen von damals war immer noch da.

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