Baumängel am WCCB Vor allem der Brandschutz ist betroffen

BONN · Schwere Baumängel beim World Conference Center Bonn (WCCB) hat der von der Stadt Bonn beauftragte Generalplaner nach einer dreimonatigen Bestandsaufnahme festgestellt. Das geht aus einer städtischen Mitteilung an die Ratsfraktionen hervor.

 Der öffentliche Bereich des Kongresssaals ist an vielen Stellen nicht behindertengerecht ausgebaut.

Der öffentliche Bereich des Kongresssaals ist an vielen Stellen nicht behindertengerecht ausgebaut.

Foto: Volker Lannert

Noch vor wenigen Wochen hatte Generalplaner Markus Kill vom Unternehmen Heinle, Wischer und Inros Lackner den Zustand des Kongresssaals des World Conference Center Bonn (WCCB) im vierten Baustillstandsjahr gelobt: "Ich bin schwer beeindruckt, wie durchgeplant das hier ist."

Das liest sich in einer gestern veröffentlichten städtischen Mitteilung weniger optimistisch. Es seien Mängel zutage getreten, "die im Rahmen der Fertigstellung beseitigt werden müssen, was zum Teil erhebliche Kosten verursachen dürfte", heißt es darin.

Drei Monate lang haben 25 Architekten und Ingenieure im Auftrag der Stadt das Gebäude überprüft. Sämtliche Ergebnisse wurden akribisch dokumentiert und in rund 50 Aktenordnern mit Plänen, Fotos, Listen und einem Berichtsteil zusammengetragen.

Unterm Strich kommen die Fachleute des Generalplaners in der Vorlage für den WCCB-Unterausschuss am 26. Februar zwar zu dem Ergebnis, dass das Gebäude nicht zuletzt wegen der "werterhaltenden Sicherung" während des Baustillstands "in der Grundstruktur in einem guten baulichen Zustand ist". Doch die angehängte Mängelliste lässt manchen externen Experten die Stirn runzeln.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch sowie Vertreter der Ratsfraktionen von CDU und Grünen geben sich gelassen und zeigen sich überzeugt, dass rund 51 Millionen Euro für die Fertigstellung reichen. Die SPD hatte immer schon Bedenken beim Brandschutz und wartet auf ein detailliertes Gutachten. Große Risiken sehen dagegen FDP und Bürger Bund Bonn (BBB), der dem Braten nicht traut und vom WCCB "als Fass ohne Boden" spricht.

Die von den Gutachtern festgestellten wesentlichen Mängel sind:

  • Das Trinkwasserleitungssystem im Kongresssaal entspricht nicht den Vorgaben der aktuellen Trinkwasserverordnung.
  • Die Zulassung für das bei brandschutztechnischen Verkleidungen (zum Beispiel bei Lüftungsanlagen) verwendete Material ist abgelaufen. Eventuell sind Erneuerungen in erheblichem Maße notwendig.
  • Die Unterkonstruktion der Wandverkleidung enthält Brandlasten und muss deshalb im ganzen Haus erneuert werden.
  • Die Fliesen im Foyer weisen nicht die erforderliche Tragfähigkeit unter anderem für die zur Reinigung der Glasdachkonstruktion benötigten Hublifte auf.
  • In allen öffentlichen Bereichen des WCCB sind Umbauarbeiten zur Einhaltung der Vorgaben zur Barrierefreiheit erforderlich.

Ob die Zusatzkosten eher bei einer oder eher über fünf Millionen Euro liegen, mochte keiner der vom GA befragten externen Bauexperten abschätzen, "weil die Angaben über die Mängel zu vage sind". Gleichzeitig hat Generalplaner Kill ein "Redeverbot" gegenüber den Medien.

Fest steht, dass ein Teil der nötigen Nachbesserungen dem langen Baustillstand geschuldet sind. Doch eine "brennbare Unterkonstruktion" bei den Wandverkleidungen oder "stehendes Wasser" in Leitungen, so die befragten Experten, "waren schon immer unzulässig".

In jedem Fall spiegelten die vom Generalplaner gemachten Anmerkungen eine "mangelhafte Ausführungsplanung und eine mangelhafte Bauleitung" wider. Wie berichtet, hatte das Rechnungsprüfungsamt festgestellt, dass in der letzten WCCB-Aktivphase mehr Geld fürs Planen ausgegeben wurde als für das reine Bauen.

Das sagen die Politiker:

  • Klaus-Peter Gilles (CDU): "Die Mängel wie beim Brandschutz haben wir in einem gewissen Rahmen erwartet. Auch ohne jetzt die Zahlen zu kennen, gehe ich davon aus, dass wir mit dem Budget zur Fertigstellung des WCCB auskommen werden."
  • Angelika Esch (SPD): "Ich hatte darauf hingewiesen, dass der Brandschutz der Knackpunkt sein wird. Unterkonstruktionen von Wandverkleidungen müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen, damit ein Brand sich nicht ausbreiten kann"
  • Tom Schmidt (Grüne): "Zumindest in Teilen hat man schon aus damaliger Sicht schlecht geplant oder womöglich Kosten sparen wollen. (...) Hier wird sehr genau zu klären sein, wer dafür finanziell haftbar zu machen ist."
  • Werner Hümmrich (FDP): "Der baulich gute Zustand wirkt erst einmal beruhigend, aber die Risiken stecken im Detail. Gerade die Nachrüstung in Brandschutzbereichen können sich zu großen Positionen auswachsen."
  • Bernhard Wimmer (BBB): "Jetzt kommt allmählich die Stunde der Wahrheit. (...) Fassungslos stehen wir vor der Tatsache, dass der Boden des Foyers nicht von Hubliften oder Hubsteigern befahren werden kann. (..) Ein schwerer Planungsfehler."
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