36-Jährige muss ins Gefängnis Vorbestrafte Mutter nimmt ihre Tochter mit auf Diebestour

Bonn · Nach zahlreichen Bewährungsstrafen schickt das Gericht eine 36-Jährige dieses Mal hinter Gitter. Sie hatte sogar ihre eigene Tochter mit auf Beutezug genommen.

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Die Nachsicht des Gerichts war am Ende vollständig aufgebraucht. Denn Maria F. (Name geändert), Mutter von vier Kindern, hat den Bogen komplett überspannt: 27 Eintragungen im Strafregister und insgesamt drei Haftstrafen, die mit Rücksicht auf ihre Kinder im Alter zwischen 9 und 16 Jahren wiederholt zur Bewährung ausgesetzt worden waren. Aber die einstige Kellnerin, die jetzt einen Putzjob hat, machte einfach weiter. Wegen zweifachen Diebstahls und vier Schwarzfahrten saß die 36-Jährige jetzt erneut auf der Anklagebank vor dem Bonner Amtsgerichts Zitternd, zusammengesunken, immer den Tränen nah. Ein Häuflein Elend.

„Ich komme mit dem Geld einfach nicht aus“, beteuerte sie. Draußen vor dem Gerichtssaal saß ihre älteste Tochter, die sich bereits strafbar gemacht hat. Denn ihre Mutter hatte sie zu den Diebestouren mitgenommen. Am 15. Juni 2017 hatte Maria F., wie sie jetzt zugab, mit der 16-Jährigen einen diebischen Streifzug durch die Sternstraße gemacht und sich wahllos bedient: Klamotten von der Stange, aber auch Schmuck, Drogerieartikel und Parfüm im Wert von 300 Euro. Natürlich ohne zu bezahlen. „Das war ja nicht für mich“, beteuerte die 36-Jährige. Sondern alles sei für die Tochter gewesen. „Sie hat es sich so gewünscht, da wollte ich es ihr ermöglichen“, ergänzte sie kleinlaut. Schöffenrichter Gerd Kathstede aber hielt ihr vor: „Was heißt ermöglichen? Dass die Tochter das Klauen von Ihnen lernt?“ Die Angeklagte verstummte.

Frühere Bewährungsstrafen könnten Haftdauer erhöhen

Bei einem weiteren Diebstahl war Maria F. in einem Supermarkt erwischt worden, als sie eine Tasche voller Nahrungsmittel im Wert von 33,60 Euro an der Kasse vorbeischmuggeln wollte. An diesem Tag habe sie ihr Portemonnaie verloren und die Kinder hätten Hunger gehabt, rechtfertigte sie ihr Verhalten. „Wie kommt es, dass Sie immer noch solche Aktionen machen, obwohl Ihr Strafturm schon so hoch ist?“, wollte der Richter von ihr wissen. Aber auch darauf hatte die 36-Jährige keine Antwort mehr.

Den Staatsanwalt brachte die Einsichtslosigkeit der Frau in das eigene Unrecht auf die Palme. „Immer sind alle anderen schuld an Ihrem Schicksal.“ Immerhin, so der Ankläger weiter, stünde auch noch ein weiteres Verfahren wegen Parfümdiebstahls in Köln für 377 Euro aus; und allein in diesem Jahr seien zehn Verfahren eingestellt worden. „Wenn jemand so deutlich den Knall nicht gehört hat, dem ist nicht zu helfen.“

Auch Richter Kathstede konnte Maria F. nicht mehr helfen: Er verurteilte die 36-Jährige und schickte sie für ein Jahr und fünf Monate ins Gefängnis. Und erklärte: Da könne selbst der gutmütigste Richter nichts mehr für sie tun.

Für Maria F. ein folgenschweres Urteil: Wenn es rechtskräftig werden sollte, muss sie mit dem Widerruf von drei früheren Bewährungsstrafen rechnen. Und dann kämen noch insgesamt drei weitere Jahre Freiheitsentzug hinzu.

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