Kneipe Südbahnhof in Bonn Vorhang auf im Kohlenbunker

Bonn · Ins Kellertheater unter der Kneipe Südbahnhof passen gerade mal zehn Zuschauer. Die Premiere feiert das achtköpfige Ensemble am 22. Januar.

 Bonns kleinstes Theater: Im Kohlenbunker stehen Regisseur Christoph Pfeifer (links) und Schauspieler EnnE. Der Raum unter der Kneipe Südbahnhof bietet gerade mal zehn Besuchern Platz.

Bonns kleinstes Theater: Im Kohlenbunker stehen Regisseur Christoph Pfeifer (links) und Schauspieler EnnE. Der Raum unter der Kneipe Südbahnhof bietet gerade mal zehn Besuchern Platz.

Foto: Barbara Frommann

Ein typischer Kellerraum. Fensterlos. Nur eine Funzel an der Decke spendet etwas Licht. Doch das soll sich ändern, wenn der Kohlenbunker unter der Kneipe Südbahnhof an der Ermekeilstraße seinen Betrieb aufnimmt. Dann stehen dort zwei Scheinwerfer. Bonns wohl intimstes Theater, vier mal fünf Meter groß, hat Platz für gerade mal zehn Zuschauer und ein, zwei Schauspieler.

Zur Premiere am Freitag, 22. Januar, zeigt das achtköpfige Ensemble der Volxbühne "Fanal" das Ein-Personen-Stück mit Yael Anspach und Texten von Büchner, Meyer und Poe. Eine Woche später - Spieltermin ist immer freitags - geht "In der Strafkolonie" von Franz Kafka über die Bühne. Wenn man von einer solchen in dem ebenerdigen Raum sprechen kann. Noch ist der Boden betongrau, wird aber noch mattschwarz lackiert, wie Volxbühnen-Initiator Christoph Pfeiffer verspricht.

Die weißen Wände sind schwarz betupft und erinnern so an die Kohlen und Briketts, die unten im Gründerzeithaus früher lagerten. Die vergangenen 20 Jahre hatte eine Schlagzeugerin in dem Keller geprobt, den das Ensemble seit Anfang des Jahres fürs Schauspiel herrichtet.

Der Raum ist in etwa halb so groß wie die Pathologie unter dem Pathos an der Weberstraße - bis vor einem Jahr übrigens noch Heimstatt von Pfeiffer und fünf Mitstreitern. Der 58-Jährige aus Wien, wo er Schauspiel und Regie studierte, bezeichnet den vielleicht tatsächlich etwas klaustrophobischen Kohlenbunker scherzhaft als "Mundgeruchtheater".

Ernste und philosophische Stücke

Es soll Spaß machen, "auch wenn's weh tut", sagt Pfeiffer. Denn im Kohlenbunker werden durchaus ernstere und philosophische Stücke gegeben, sagt der aus Köln stammende Schauspieler EnnE (43). Etwa eine Stunde wird eine Aufführung dauern, wegen der wenigen Plätze ist eine Reservierung unbedingt erforderlich (siehe Infotext). "Ich denke, Kultur ist nur durch Austausch möglich", sagt EnnE. Deshalb ist es bei der Volxbühne üblich, dass das Publikum mitten im Geschehen ist.

Das gilt vor allem fürs komödiantische Kneipentheater im Erdgeschoss. Hinterher trinken die Gäste mit den Schauspielern ein Bier. Oder mehrere, manchmal sogar bis nachts um zwei. Lob, aber auch Kritik ist willkommen. "Wer stellt sich schon in den Kammerspielen nach der Vorstellung in den Bühneneingang?", zieht Pfeiffer einen Vergleich mit dem Theater Bonn. Ihm sei es wichtig, nahbar zu sein.

"Ich habe gar nicht gewusst, dass Theater so schön sein kann", sagte einmal ein Gast und kam immer wieder. "Jedermann" oder den "Faust" hat er mittlerweile schon mindestens achtmal gesehen. "Ich entdecke jedes Mal noch was Neues." Auf so ein Lob ist Pfeiffer stolz.

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