Baustelle an der Südbrücke Vorläufiges Stau-Ende in Sicht

Bonn · An alle, die seit Tagen in und um die Südbrücke im Stau stehen: Ein Ende ist in Sicht, zumindest soweit es das derzeitige Verkehrschaos betrifft.

Die Baustelle auf der Autobahn 562, die auch der Hauptauslöser für die sich Stoßstange an Stoßstange auf Hauptverkehrsadern sowie Schleichwegen durch die Bonner Innenstadt quälenden Autos ist, soll bis Sonntagfrüh um 6 Uhr geräumt sein. "Pünktlich zum Start des Bonn-Marathons", sagt Norbert Cleve vom Landesbetrieb Straßenbau NRW. "Die Strecke ist ja auch Anfahrtstraße."

Zugleich werfen die Staus auf der B 9, Reuterstraße, Kaiser-Karl-Ring und den anderen Straßen in Bonn ein düsteres Licht auf die drei Sanierungen an Autobahnbrücken, die in den nächsten zehn Jahren anstehen - die bevorstehenden Arbeiten an der Viktoriabrücke sind da noch gar nicht inbegriffen.

Die Bonner FDP hat die Stadt deshalb aufgefordert, ein Expertengremium "Sofortmaßnahmen gegen den Verkehrskollaps" einzurichten. Negative Folgen für die Region befürchtet die Grünen-Kreistagsfraktion im Rhein-Sieg-Kreis. "Die Baustelle auf der Südbrücke zeigt eindrucksvoll, wie man es nicht machen sollte", sagt Ingo Steiner, Vorsitzender des Planungs- und Verkehrsausschusses des Kreistages.

Seiner Ansicht nach hätte die aktuelle Maßnahme als 24-Stunden-Baustelle den Schleichverkehr durch die Bonner Innenstadt auf einen sehr kleinen Zeitraum beschränken können. Man hätte außerdem die Autofähren besser einbinden sollen. Die Grünen fordern eine Verkehrssimulation für die kommenden Baustellen, denn "handfeste Prognosen sind die Basis für realistische Lösungen in der gesamten Region".

Am Computer werden auf einem digitalen Straßennetz virtuelle Fahrzeuge mit Hindernissen konfrontiert, und das Programm zeigt die Verkehrsverteilung auf andere Straßen an. Schwierig ist dabei laut Stauforscher Michael Schreckenberg, Professor für Physik und Transport an der Universität Duisburg-Essen, dass den Fahrzeugen Ziele und Routen zugeordnet werden müssen. Der Aufwand hänge davon ab, welche Daten zur Verfügung stehen und wie genau das Straßennetz abgebildet ist.

"Auf diese Weise misst man, was Menschen tun, welche Strecken sie nehmen, um Staus zu umfahren", sagte Schreckenberg dem GA. Viele Menschen würden sich von Navigationsgeräten leiten lassen - die moderneren sind auch innerstädtisch in der Lage, auf Staus zu reagieren.

Das Problem: "Die Navis haben zum Teil ganz unterschiedliche Strategien, was die Stauumfahrung angeht." Auch könne die Simulation nicht einschätzen, wie viele Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen oder Fahrgemeinschaften bilden.

Eine weitere Frage sei, ob das Land, dessen Straßen saniert werden, und die Stadt, in der das Verkehrschaos entsteht, zusammenarbeiten. Vielfach sei das nicht der Fall. "Man sollte da vielleicht besser mit verkehrstechnischem Verstand herangehen", rät Schreckenberg.

Dafür wäre die jetzige Verkehrssituation gut geeignet. Den Sinn einer Simulation bezweifelt auch Bernd Löchter, Pressesprecher von Straßen NRW. "Viele Erfahrungswerte hat man schon." Die würden in gemeinsamen Koordinierungsrunden mit der Stadtverwaltung besprochen: NRW und Bonn arbeiteten laut Löchter in dieser Sache eng zusammen - anders sei ein innerstädtisches Autobahnbaustellenprojekt auch nicht umsetzbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort