Vorstoß ins Leere

Es gibt zwei Tochtergesellschaften der Stadt, die eine große Bedeutung für Bonns wirtschaftliches Wohlergehen haben. Das sind, logisch, die Stadtwerke. Und das ist, weniger offensichtlich, die Bonn Conference Center Management GmbH (BonnCC):

Sie betreibt das WCCB, das sich vom Skandalbau zum Hoffnungsträger wandelt - es stärkt Bonn als Konferenzstandort, mit Effekten auf Handel, Gastronomie, ansässige Konzerne und Wissenschaftsinstitutionen. Völlig richtig also, dass sich die Stadtverwaltung Gedanken über die strategische Ausrichtung der BonnCC macht.

Aber doch bitte nicht so. Da versucht sie vergeblich, den Geschäftsführer davon zu überzeugen, einen hochbezahlten Marketing-Spezialisten einzustellen. Und schmuggelt den neuen Top-Job danach stillschweigend in die endlosen Excel-Tabellen ihres Haushaltsentwurfs. Es ist wohl nur der Aufmerksamkeit einiger Ratsmitglieder zu verdanken, dass dieser Coup nicht einfach so durchgerutscht ist.

Wenn es wirklich nur um Marketing geht, fragt man sich, ob das nicht ins Aufgabenportfolio der städtischen Wirtschaftsförderung oder der ebenfalls kommunalen Tourismus & Congress GmbH gehört.

Nachvollziehbar wäre dagegen, wenn die Stadt einen hauptamtlichen Geschäftsführer nur für die BonnCC wollte. Auf Dauer könnte der Spagat zwischen WCCB und Vebowag auch für einen erfahrenen Manager wie Michael Kleine-Hartlage zu aufreibend sein. Dann muss dies aber unmissverständlich mit ihm und den Ratsfraktionen besprochen werden. So aber war der Vorstoß, für den Jürgen Nimptsch als Chef der Stadtverwaltung und des BonnCC-Aufsichtsrats verantwortlich ist, ein Beispiel für unprofessionelles Stadtmanagement. Er ging ins Leere und brüskierte den Mann, der die BonnCC seit Jahren leitet, weil man ihn darum gebeten hatte. Kleine-Hartlages Doppeleinsatz dürfte der Stadt eine hohe sechsstellige Summe erspart haben.

Das alles passt ins Bild der vergangenen Jahre: Das politische Gezerre um die SWB-Geschäftsführung, die verpatzte Kündigung von Friedhelm Naujoks, des früheren SGB-Chefs - in Bonn tun sich Stadtrat und Verwaltung mit Top-Personalien offenbar schwer. Da wundert es nicht, dass der Stadt schon mehrere Kandidaten für den SGB-Chefsessel abgesprungen sind.

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