Werkfeuerwehr Wache an der Bonner Uniklinik nur dank Überstunden besetzt
Bonn · Die Werkfeuerwehr an der Bonner Uniklinik erreicht die geplante Mannstärke erst im Herbst 2018. Statt mit neun sind die Schichten derzeit nur mit sechs Wehrleuten besetzt.
Der Aufbau der neuen Werkfeuerwehr im Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat sich verzögert. 2015 war der Startschuss für eine eigene Wache gefallen, die ab Herbst 2017 mit neun Feuerwehrleuten rund um die Uhr besetzt sein sollte. Doch derzeit tun erst sechs Wehrleute pro Schicht Dienst, und zwar nach GA-Informationen auf Überstundenbasis.
Untergebracht sind sie in zwei Wohnungen im ehemaligen Schwesternwohnheim, was laut einem Insider von den Wehrleuten nur wegen „der Überstundenbezahlung hingenommen wird“. Die Stammbelegschaft muss erst noch ausgebildet werden, da fertige Feuerwehrleute auf dem Arbeitsmarkt rar sind.
Stadtsprecherin Monika Hörig bestätigt, dass der ursprünglich von der Bezirksregierung vorgegebene Zeitplan sich auf 2017 bezogen habe. „Da die Umsetzung aufwendiger war als erwartet, wurde mit Bezirksregierung und UKB der Oktober 2018 verabredet.“ Der Aufbau der Wache verlaufe fristgerecht gemäß eines Stufenplans, „der mit der Bezirksregierung abgestimmt ist“. Laut Carsten Schneider, stellvertretender Chef der Feuerwehr, und UKB-Vorstandsmitglied Alexander Pröbstl liegt die Herausforderung in erster Linie im Aufbau der Personalstärke.
Am 6. Juli entscheidet der Rat über die Vereinbarung
Das Konzept für die neue Werkfeuerwehr sieht so aus: Verantwortlich für die Sicherstellung des Brandschutzes ist das UKB, aber die Feuerwehr ist Dienstleister, der von der Klinik bezahlt wird. Auch für Fahrzeuge, Ausrüstung und den Bau der Wache kommt das mit Landesmitteln finanzierte UKB auf. Die für den dauerhaften Betrieb erforderliche öffentlich-rechtliche Vereinbarung mit der Stadt „ist im Detail verhandelt“, so Hörig: „Sie wird dem Rat am 6. Juli vorgelegt.“ Für die Übergangszeit gebe es eine Interimsvereinbarung.
Dass der Aufbau des Feuerwehrteams nur schrittweise vorangeht, erklärt Vize-Feuerwehrchef Schneider mit dem personalintensiven Betrieb einer solchen Wache und den langen Vorlaufzeiten für Einstellung und Ausbildung. „Seit Oktober 2016 tun hier je sechs Feuerwehrleute in Zwölf- beziehungsweise 24-Stunden-Schichten Dienst.“ Um ausreichend Mitarbeiter für den 24-Stunden-Dienst vorzuhalten, müsse die Feuerwehr 30 zusätzliche Mitarbeiter stellen. Derzeit laufe das noch über die hauptamtliche Stammbelegschaft anderer Wachen, sozusagen nach Feierabend mit bezahlter Mehrarbeit. Schneider geht davon aus, dass 40 Prozent der 300 Hauptamtlichen wegen Überstunden oberhalb des zulässigen Stundenkorridors liegen.
Langfristige Personalplanung
Die neuen Planstellen lassen sich laut Schneider „nicht aus dem Stand besetzen“. Man müsse sich den Personalkörper der Feuerwehr als Tanker vorstellen, der nicht so schnell einen anderen Kurs steuern könne. Zum einen muss täglich die gemäß Rettungs- und Brandschutzbedarfsplan erforderliche Sollstärke auf den Wachen eingehalten werden. Zum anderen gibt es Schwankungen bei Kranken- und Ausbildungsquote, Mitarbeitern in Elternzeit und Kur sowie vielen anderen Faktoren in der Personalplanung. Im Gegenzug dauert es aber zweieinhalb bis drei Jahre, bis nach Feststellung eines zusätzlichen Personalbedarfs frisch ausgebildete Mitarbeiter zur Verfügung stehen.
Zwar sei es der Feuerwehr laut Schneider 2016 gelungen, fünf ausgebildete Mitarbeiter einzustellen. Genauso viele hätten die Feuerwehr aber auch verlassen. Da der Arbeitsmarkt ansonsten wenig ergiebig ist, bildet die Feuerwehr für ihren gestiegenen Bedarf verstärkt selbst aus. So werden 30 Brandmeisteranwärter bis August beziehungsweise Dezember auf ihren Dienst vorbereitet. Schneider rechnet damit, dass die UKB-Wache zum Jahresende mit zehn Stammkräften auf jeder der drei Wachabteilungen besetzt ist, so dass aus diesem Pool jeden Tag die erforderlichen sechs Funktionen gestellt werden können. Überstunden seien dann „in der Regel nicht mehr notwendig“. Im Oktober 2018 soll die Zahl der Beamten pro Schicht auf 15 erhöht werden, was zusammen mit dem seit einigen Monaten tätigen Leiter der Werkfeuerwehr eine Personalstärke von 46 Mitarbeitern bedeutet.
Die UKB-Wache verfügt bereits über ein sogenanntes Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug. Das Beschaffungsverfahren für die Drehleiter laufe, so Schneider; ein zweites Löschfahrzeug und ein Mehrzweckfahrzeug würden in Kürze ausgeschrieben. UKB-Manager Pröbstl bestreitet Verzögerungen beim Bau der Wache. „Das ist ein regulärer Planungsverlauf“, betont er. Das Land NRW habe die Mittel freigegeben. Das Gebäude werde im dritten Quartal 2018 fertiggestellt.